#1: Abhängigkeit

Behauptung: Alles Uran muss importiert werden.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In ganz Europa fördern nur noch Bergwerke in Tschechien und Rumänien kleinere Mengen Uran. In Deutschland wird seit 1991 praktisch kein Uran mehr gefördert, in Frankreich seit 2001.

Atomstrom ist keine »heimische« Energiequelle. Sie macht vielmehr abhängig von Rohstoffimporten und von multinationalen Konzernen: Zwei Drittel der Welt-Uranproduktion liegen in der Hand von vier großen Bergbauunternehmen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Im Gegensatz zu Kohle, Gas oder sogar „regenerativen” Energien lassen sich Kernbrennstoffe sehr einfach bevorraten, sogar um die Energieversorgung für Jahrzehnte sicherzustellen. Dies liegt an der extrem hohen Energieeffizienz von Uran verglichen mit fossilen Energieträgern. Für die gleiche Menge Strom wird 20 000 mal so viel Kohle wie Uran benötigt. Wegen der weltweit relativ hohen Uranreserven wird der Uran-Abbau immer auf die aktuellen Bedürfnisse der Nuklearindustrie abgestimmt. In Europa haben beispielsweise Schweden und die Ukraine große bislang ungenutzte Uranvorkommen, aber auch Deutschland verfügt noch über leicht zugängliche Reserven, die einige Jahre reichen, und über zugängliche Resourcen, die weitere Jahrzehnte reichen. Desweiteren liegen 60% der weltweiten Uranvorräte in politisch stabilen Ländern.

Außerdem kann jedes Land mit Zugang zum Meerwasser daraus Uransalz gewinnen. Der technische Aufwand ist zwar deutlich höher, aber mit geschätzten 250 Euro je Kilogramm verglichen mit heutigen 120 Euro je Kilogramm weiterhin bezahlbar. Das Oak Ridge National Laboratory (ORNL) hat die Technik hier so stark verbessert, dass die Kosten sich den heutigen Marktpreisen annähern könnten. Im Meerwasser befinden sich 4,5 Mrd. Tonnen Uran. Zum Vergleich: Ein großer Reaktorblock benötigt etwa 200 Tonnen Natururan pro Jahr.

Die Abhängigkeit von „multinationalen Konzernen“ ist bereits dadurch widerlegt, dass der Uranförderpreis nur 5% bis 10% der nuklearen Stromerzeugungskosten ausmacht. Bei zukünftigen Reaktorkonzepten mit vollständiger Nutzung des gesamten Urans, wie sie von der deutschen Atompolitik blockiert wurde und wird, verringert sich diese „Abhängigkeit“ weiter um einen Faktor 100, die Vorräte verlängern sich entsprechend. Die effektivere Brennstoffnutzung macht außerdem noch teurere Vorräte wirtschaftlich, wodurch sich die Reichweite weiterhin erhöht.

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#2: Vertreibungen

Behauptung: Uranabbau zerstört die Lebensgrundlagen von Zehntausenden.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Rund 70 Prozent der Welt-Uranreserven liegen auf dem Gebiet indigener Bevölkerungsgruppen. Der Uranabbau zerstört ihre Dörfer, raubt ihre Weide- und Ackerflächen, vergiftet ihr Wasser.

Allein die Regierung Nigers hat im Jahr 2008 ausländischen Investoren für ein riesiges Gebiet im Norden des Landes 122 Konzessionen zum Abbau von Uranerz erteilt – über die Köpfe der hier lebenden Tuareg hinweg. Wie in vielen Uranabbaugebieten droht auch ihnen Enteignung und Vertreibung. So wie am 26. Januar 1996 im indischen Chatijkocha: Assistiert von Polizeieinheiten walzten die Bulldozer des Bergbauunternehmens dort ohne Vorwarnung Hütten, Scheunen und Äcker platt, um weiteren Platz für die Uranmine zu schaffen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die meisten Uranreserven befinden sich nicht „auf dem Gebiet indigener Bevölkerungsgruppen”, sondern in hochzivilisierten Ländern wie Australien und Kanada, die aber auch Ureinwohner haben. Das Klischee von Eingeborenendörfer niederwalzenden Bulldozern kann hier also nicht bedient werden, denn beides sind zivile Rechtstaaten, in denen die Ureinwohner inzwischen hohe Rechte haben.

Niger als instabiles Entwicklungsland und einem Uranförderungsanteil von 8% ist nicht gerade repräsentativ für die gesamte globale
Uranförderung, und der schon etwa 20 Jahre alte Vorfall in Indien (0,7% Uranförderungsanteil) schon gar nicht. Dass in solchen Ländern wie Niger Machtinteressen gegen die Bevölkerung leichter durchgesetzt werden können ist kein spezielles Merkmal der Uranförderung.

Die gemessene radioaktive Kontamination wäre, obwohl sie in Niger die extrem konservativen WHO-Grenzwerte überschreitet, nicht gefährlich, selbst wenn man ausschließlich dieses Wasser trinken würde – dies belegen ganz klar DNA-Studien im Niedrigdosisbereich. Von einer Vergiftung kann hier allenfalls durch Schwermetalle gesprochen werden, einem Problem, das bei jedem Bergbau anfällt und durch Aufbereitung behoben werden kann.

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#3: Wasserverschwendung

Behauptung: Uranabbau raubt kostbares Trinkwasser.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Um das Uran aus dem Erz herauszulösen, sind große Mengen Wasser nötig. Doch in vielen Uranabbaugebieten ist Wasser Mangelware.

Der namibische Wasserversorger NamWater rechnete unlängst vor, dass bei Inbetriebnahme der geplanten Uranminen in Namibia jährlich 54 Millionen Kubikmeter Wasser fehlen werden – elfmal so viel, wie sich im gesamten Omaruru-Omdel-Delta gewinnen lassen. Der enorme Wasserbedarf der Minen und Uranerz-Aufbereitungsanlagen steht in Konkurrenz zum Wasserbedarf von Menschen, Vieh und Landwirtschaft.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die geplanten Uranminen benötigen zwar jährlich 54 Millionen Kubikmeter Wasser, es wird hier aber nicht erwähnt, dass für diesen Zweck vom Uranminenbetreiber eine eigene Meerwasser-Entsalzungsanlage errichtet werden soll. Weiterhin benennen die Autoren nicht, dass große Teile des so entsalzten Wassers als Trinkwasser eingespeist werden sollen. Dies ist alles in dem zitierten Zeitungsartikel beschrieben. Das Angebot an Trinkwasser würde sich in der wasserarmen Region dank der Uranförderung vervielfachen und die Bevölkerung wäre diese Sorge für immer los.

Wasser wird im übrigen nicht „verbraucht” sondern „gebraucht“. H₂O bleibt H₂O, sonst wäre die Menschheit schon längst verdurstet. Wie Trinkwasser kann man auch Brauchwasser mit moderatem Energieeinsatz aufbereiten/reinigen und somit zur Uranförderung nutzen – damit gibt es keine Konkurrenz zur sonstigen Trinkwassernachfrage. Dieser Umstand betrifft alle Bergbauaktivitäten, nicht nur die für Uran.

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#4: Radioaktive Schlammseen

Behauptung: Giftschlämme des Uranbergbaus gefährden Mensch und Umwelt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Bei einem Urangehalt von 0,2 Prozent bleiben von jeder Tonne Uranerz 998 Kilo giftiger Schlamm zurück, der in Senken und künstlichen Seen landet. Diese sogenannten Tailings enthalten noch 85 Prozent der Radioaktivität des Erzes und viele Gifte wie zum Beispiel Arsen.

Radioaktive Stoffe aus den Tailings verseuchen Luft und Grundwasser über Jahrtausende, ein Dammbruch oder Erdrutsch hat katastrophale Folgen.

Aus dem Schlammlagerbecken der Atlas Mine in Moab (Utah/USA) sickern seit Jahrzehnten giftige und radioaktive Substanzen ins Grundwasser und von dort in den nahe gelegenen Colorado River, der 18 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. In Kasachstan gefährdet der radioaktive Staub eines austrocknenden Tailings die 150.000-Einwohner-Stadt Aktau. Und die zahllosen Uranschlammdeponien in engen kirgisischen Bergtälern bergen nach Ansicht der Vereinten Nationen das »Potenzial für eine internationale Katastrophe«.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Neodym für Windkraft-Generatoren, Silber für Solarzellen – Tailings sind bei jeder Art Rohstoffförderung ein Problem, für das es andererseits aber auch umweltfreundliche Lösungen gibt. Rückstände, die aus dem Wasser wirksam abzutrennen sind, gehören nach dem Ausschöpfen der Mine dorthin wieder zurück, wie es bei den meisten heutigen Minen bereits praktiziert wird. Auch eine Rekultivierung der Minen und Schlammseen würde den Strompreis nur um ein paar Prozent erhöhen.

Misst man den Förderaufwand für Uran an dessen extrem hoher Energiedichte, so kann man gerade der Uranförderung eine sehr gute Umweltbilanz bescheinigen. Bei der gleichen produzierten Energiemenge ist beispielsweise das Tailing allein für das für Solarzellen benötigte Silber selbst bei 50% Recycling 3 mal so hoch wie für Uran. Solarzellenhersteller versprechen eine Verbesserung um einen Faktor 10 für die Zukunft, für die Urannutzung kann man hingegen schon heute in Schnellspaltreaktoren einen Faktor 100-200 Verbesserung erreichen.

Nicht nur die Mengen, auch die Radiotoxizität der Uran-Schlammseen ist sehr gering. Die TU Bergakademie Freiberg hat das Kadji-Sai-Tailing in Kirgistan vermessen und kam zu dem Ergebnis, dass die Aktivität an der Oberfläche vernachlässigbar und in der Tiefe nicht viel größer als die von Kohleasche ist. Die Tailings in Kirgistan zeichnen sich außerdem durch eine höchst ineffiziente Abtrennung des Urans aus, 75% verblieben in den Tailings, entsprechend höher ist die Radioaktivität. Normale Urantailings, wie z.B. das am Colorado-River, haben nur einen Bruchteil dieser Aktivität. Die zuständige US-Landesbehörde hat im dortigen Flusswasser übrigens nie eine erhöhte Radioktivität nachweisen können. Sollte dieser ganze Schlamm auf einmal in einen nahgelegenen Fluss gelangen, wird er noch weiter verdünnt und die Menschen haben nichts zu befürchten. Man kann dies eine „Schweinerei” nennen, eine „internationale Katastrophe” sieht aber wirklich anders aus.

Trocknen solche Tailings wie in Kasachstan aus, so entsteht uranhaltiger Staub. Eine Gruppe der UN hat das Aktau-Tailing genau vermessen und kam zu dem Ergebnis, dass die Belastung direkt über dem Uran nicht höher ist als die natürliche in einigen bewohnten Gegenden der Erde, am Südrand sinkt sie auf das natürliche Niveau des Südschwarzwalds. Aktau liegt nochmal 10 km davon weg. Nicht schön, aber auch hier sollte man die Kirche im Dorf lassen. Selbst Arbeiter, die im Vergleich dazu ein Arbeitsleben lang ein Vielfaches der Schwarzwald-Aktivität an Uranstaub einatmeten, zeigten keinerlei gesundheitliche Auffälligkeiten.

Während die Radioaktivität der Uran-Schlammseen sehr gering und „Verseuchungsszenarien” rein hypothetisch sind, ist die Umweltverschmutzung durch Biomasse harte Realität, hier schlagen Behälter regelmäßig Leck. Im Sommer 2010 verwandelte sich der Kallinger Bach im Landkreis Erding kilometerlang in totes Gewässer – kein Einzelfall, sondern traurige monatliche Routine. NABU fordert bereits einen Gülle-Katastrophenschutz.

Unsere Quellen

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#5: Krebs aus der Mine

Behauptung: Uranbergbau verursacht Krebs.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Radioaktive und giftige Stoffe aus Urangruben und ihren Abfallhalden machen Arbeiter und Anwohner krank, die Krebsrate steigt.

Rund 10.000 ehemalige Arbeiter der Wismut-Urangruben in Ostdeutschland sind strahlenbedingt an Lungenkrebs erkrankt. Die Einwohner der kirgisischen Uranbergbaustadt Mailuu-Suu bekommen doppelt so häufig Krebs wie ihre Landsleute. Bei den zwischen 1955 und 1990 in der Uranmine in Grants (New Mexico/USA) Beschäftigten belegte eine Studie ebenfalls erhöhte Krebs- und Todesraten. Massive Gesundheitsprobleme wegen des Uranbergbaus sind auch bei den Navajos in New Mexico, in Portugal, in Niger und in vielen anderen Uranbergbaugebieten nachgewiesen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Arbeit in Minen findet bei Staub, Feuchtigkeit, Hitze und starker körperlicher Anstrengung statt, oft begleitet von erheblichem Zigarettenkonsum. Erhöhte Krankheits- und Krebsraten sind epidiomologisch für Arbeiter nachgewiesen worden, die nur unzureichend vor diesen Gefahren geschützt wurden – das ist unbestritten.

„Die Strahlung” stand immer in Verdacht, für diese Gesundheitsrisiken mitverantwortlich zu sein, jedoch konnte dies nie eindeutig belegt werden, wie eine von UNSCEAR erstellte Übersicht zeigt, weder für die Wismut-Urangruben, noch für die Einwohner von Mailuu-Suu, noch für die Navajos in New Mexico, noch in Portugal, noch in Niger noch in irgendwelchen anderen Uranbergbaugebieten.

Angesichts der vielen parallelen und viel gefährlicheren Belastungen in Minen ist das auch nicht überraschend. Eine Untersuchung des Robert Koch Instituts zeigte die gleichen chromosomischen Aberrationen bei Uran- wie bei Kohleminenarbeitern – die Strahlung muss es also nicht sein. Auch zeigen die Arbeiter in den Mahlwerken der Grants-Mine laut einer amerikanischen Studie keine gesundheitlichen Auffälligkeiten, obwohl sie durch Inhalation von Uranstaub die fünfzehnfache natürliche Jahresdosis in ihren Lungen durchschnittlich angesammelt haben. Auch Radon und andere radiologische Belastungen gibt es hier, deutlich über der fünffachen Jahresdosis.

Gerade die Wismut-Urangruben zeigen jedoch, was man durch Arbeitsschutz erreichen kann. Hier wurden durch bessere Belüftung die Belastungen verglichen mit den ersten 20 Betriebsjahren auf ein Zehntel reduziert. In den Uranminen von Saskatchewan, Kanada, wurde die Belastung sogar so weit reduziert, dass ein Gesundheitsrisiko auch theoretisch nicht mehr zu erwarten ist – entsprechende Studien wurden abgesagt.

„Krebs aus der Mine” – das ist ein ernstzunehmendes Problem. Es ist aber keine Besonderheit von Uranminen, hat wenig oder gar nichts mit Radioaktivität zu tun, und es lässt sich durch einfache Arbeitsschutzmaßnahmen beheben.

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#6: Tote Erde

Behauptung: Der Uranabbau hinterlässt tote Erde.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die allermeisten Uranerze enthalten nur 0,1 bis 1 Prozent Uran, manche sogar nur 0,01 Prozent. Für eine Tonne Natururan sind also zwischen 100 und 10.000 Tonnen Erz nötig. Sie müssen gefördert, verarbeitet und anschließend als giftiger Schlamm Hunderttausende von Jahren sicher gelagert werden.

Hinzu kommen Millionen Tonnen von Gestein, das zu wenig Uran enthält. Dieser Abraum, ein Vielfaches des geförderten Uranerzes, ist meist ebenfalls radioaktiv. US-Präsident Nixon erklärte ehemalige Uranabbaugebiete wegen der großräumigen und andauernden Verseuchung 1972 zu nationalen Opferlandschaften, den ›National Sacrifice Areas‹.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Kein Rohstoff liegt fertig getrennt in der Erde – die Natur hat hier leider nicht „aufgeräumt”. Deshalb fallen diese Tailings, meist in Form von Schlammseeen, bei allen Arten der Förderung, nicht nur von Uran, an. Bei sehr kleinen Konzentrationen werden oft verschiedene Rohstoffe zusammen extrahiert, wie zum Beispiel Kupfer, Uran, Silber und Gold im „Olympic Dam” in Australien.

In Zeiten des frühen Bergbaus wurden stillgelegte Minen nicht saniert und Chemikalien oft nicht sauber zurückgewonnen, entsprechend toxisch sind die Schlammseen. Für moderne Minen gilt dies aber längst nicht mehr. Zum einen bestehen die Schlammseen fast nur aus dem geförderten Naturerz, zum anderen liegen finanzielle Rückstellungen für eine spätere Sanierung vor – zumindest in Staaten mit entsprechenden Umweltregulierungen (die meisten OECD-Staaten), aber auch in anderen Staaten, wenn die Minen nach modernen Arbeitsschutzstandards betrieben werden. Die Fördermethode des In-situ-leaching (ISL) löst die Uranverbindungen chemisch direkt im Vorkommen, sodass oberirdische Rückstände nochmals deutlich reduziert werden. Bereits 45% des weltweit und 90% des in den USA geförderten Urans werden so gewonnen.

Der Abraum jeder Mine ist naturgemäß immer radioaktiv, denn der gesamte Planet Erde mitsamt allen darauf lebenden Wesen ist bekanntlich radioaktiv. Entscheidend ist, dass sich die Radioaktivität des Abraums einer Mine nicht wesentlich von der natürlichen Radioaktivität der Umgebung unterscheidet und dass sich diese Radioaktivität auch nicht verändert, was bei der Urangewinnung der Fall ist. Der Vorwurf der EWS über die Radioaktivität des Uranabbaus ist daher schlicht unsinnig.

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#7: Teurer Dreck

Behauptung: Die Sanierung von Uranabbaugebieten verschlingt Milliarden – sofern sie überhaupt möglich ist.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Uranbergbau hinterlässt riesige Altlasten: ganze Seen voller giftiger radioaktiver Schlämme, ganze Berge strahlenden Schutts. Über Jahrtausende bedrohen sie Grund- und Trinkwasservorkommen, vergiften die Luft, gefährden die Gesundheit. Die Bergbaukonzerne verdienen gutes Geld mit dem Uranabbau. Die Folgekosten für Schutz und Sanierungsmaßnahmen muss zum größten Teil die Allgemeinheit tragen.

Die Umlagerung einer einzigen Schlammdeponie einer einzigen Uranmine in den USA verschlingt über eine Milliarde Dollar Steuergelder. Und die Sanierung der Hinterlassenschaften des DDR-Uranbergbaus kostet den Bund 6,5 Milliarden Euro – obwohl sie, um Kosten zu sparen, nach den niedrigen Strahlenschutzstandards der DDR durchgeführt wird. Viele Länder, in denen Uran abgebaut wird, können sich solche Sanierungsausgaben gar nicht leisten.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Bei den „Bergen strahlenden Schutts” handelt es sich um das normale Erdreich, welches abgetragen wurde, der sogenannte Abraum. Dieses beinhaltet nun einmal die natürliche Radioaktivität, so wie im Wesentlichen die gesamte Erde radioaktiv ist. Es handelt sich hier nicht um ein spezielles Problem des Uranbergbaus, auch wenn das Erdreich in der Nähe von Uranvorkommen vielleicht eine etwas höhere natürliche Radioaktivität hat.

Schlammseen entstehen immer als Folge jeden Bergbaus, nicht nur des Uranbergbaus. In Staaten wie Kanada, Australien und den USA, die zusammen fast ein Drittel der heutigen Uranförderung ausmachen, gelten strenge Umweltrichtlinien, die auch die spätere Sanierung der Minen und der Tailings betreffen. Aber schon die Rückgewinnung der Chemikalien während des Betriebs sorgt dafür, dass die Toxizität der Tailings fast vernachlässigbar ist. Die Radiotoxizität spielt hier eine völlig untergeordnete Rolle – sie ist direkt auf den Schlammseen so groß wie in der Uranmine selbst. Die Folgekosten für die Sanierung müssen mitnichten von der Allgemeinheit, sondern von den Minenbetreibern in Form von Rückstellungen getragen werden.
Die Fördermethode des In-situ-leaching (ISL) löst die Uranverbindungen chemisch direkt im Vorkommen, sodass oberirdische Rückstände und damit die Sanierungsaufwendungen deutlich reduziert werden. Bereits 45% des weltweit und 90% des in den USA geförderten Urans werden so gewonnen.

Die Umlagerung des Schlammbeckens der Atlas Mine, einer der ältesten Uran-Minen, in Moab (Utah/USA), ist eine äußerst ungewöhnliche und einmalige Maßnahme. Dennoch sind die Kosten gemessen an der geförderten Uranmenge, die einer Elektrizitätsmenge von 23.000 Terawattstunden entspricht (damit kann man ganz Deutschland für 40 Jahre versorgen), mit 0,003 cent/kWh völlig unbedeutend.

Die Sanierung der Wismutmine aus den Hinterlassenschaften des DDR-Uranbergbaus ist da mit 0,04 cent/kWh schon „richtig teuer”. Die „Kostenersparnis” durch DDR-Standards dürfte davon weniger als ein Prozent ausmachen.

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#8: Uran-Lücke

Behauptung: Die Uran-Minen können den Verbrauch der Atomkraftwerke schon seit 20 Jahren nicht mehr decken.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Seit 1985 verbrauchen die Atomkraftwerke jedes Jahr deutlich mehr Uran, als die Uranminen aus dem Boden holen. So förderten alle Uranminen weltweit zusammen im Jahr 2006 noch nicht einmal zwei Drittel der benötigten Uranmenge. Den fehlenden Brennstoff bezogen die Atomkraftwerksbetreiber bisher aus zivilen und militärischen Lagerbeständen. Diese gehen jedoch zur Neige.

Um auch nur die Versorgung der derzeitigen Atomkraftwerke mit Brennstoff sicherzustellen, müsste die Uranfördermenge in den nächsten Jahren um mehr als 50 Prozent steigen. Dafür müssten unzählige neue Uranminen in Betrieb gehen – mit allen schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Uranförderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich dem Bedarf angepasst, wie die Statistik der „World Nuclear Association” klar belegt. Warum sollte dies in der Zukunft anders sein? Wegen der Brennstofflieferung aus zivilen und militärischen Lagerbeständen in den 90er Jahren wurde der Bergbaubetrieb reduziert, weil die Preise etwa bei zu niedrigen 20 bis 30$/kg lagen. Seit 2003 steigt der Uranpreis und damit der Versorgungsanteil der Minen von damals 65% auf heute 85%. Weitere Vorräte sind längst erkundet und können nach Bedarf abgerufen werden. Von einem Engpass, wie hier suggeriert werden soll, ist nichts zu spüren. Es gilt eben auch hier das Prinzip von Angebot und Nachfrage.

Eine Steigerung der Uranförderung um 50% ist überhaupt kein Problem und, verglichen mit sonstiger Rohstoffförderung, sogar belanglos. Vorbildliche Minen wie im kanadischen Saskatchewan zeigen, dass ohne spürbare Kosten für den Strompreis ein exzellenter Arbeitsschutz bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Umweltstandards möglich ist. Neue Methoden wie „In-situ leaching” verbessern dies weiter.

Allein die Erschließung von Meerwasservorräten vergrößert die Uranvorräte um einen Faktor 1.000 zu gerade mal doppelten Preisen. Von einer Uran-Lücke kann also überhaupt keine Rede sein.

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#9: Begrenzte Vorräte

Behauptung: Die Uranvorräte gehen schon in wenigen Jahrzehnten zur Neige.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Weltweit sind die reichhaltigen und gut zugänglichen Uran-Lagerstätten bald erschöpft. Immer mehr Gestein muss bewegt werden, um die gleiche Menge Uran zu gewinnen. Damit steigen die Kosten, die Umweltschäden nehmen zu.

Würde man dennoch alle bekannten Uranvorräte abbauen, könnte man die derzeit rund 440 Atomkraftwerke damit gerade einmal 45 bis 80 Jahre versorgen. Mit noch mehr Atomkraftwerken wäre das Uran schon binnen kürzester Zeit verbraucht.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Bei heutiger Leichtwassertechnik reichen die extrem leicht zugänglichen Reserven aus den uranhaltigsten Gegenden der Welt noch für ca. 100 Jahre. Davon jedenfalls gehen IAEA und OECD aus.

Die Bearbeitung in Wiederaufarbeitungsanlagen allein verdoppelt mindestens die Nutzungsdauer. Zieht man nun die Uranreserven hinzu, die mit etwas niedrigerer Konzentration im Boden liegen, erhöht sich zwar der Förderaufwand, die Vorräte reichen aber nun schon Tausende von Jahren. Auf den Uranpreis wirkte sich das moderat, und auf den Strompreis kaum aus. Auch stimmt es nicht, dass „immer mehr Gestein bewegt werden muss”, denn moderne Techniken erlauben es, Rohstoffe noch im Boden zu extrahieren („In-situ leaching”). Die USA praktizieren dies bereits bei 90% ihrer Uranförderung.

Dies ist aber noch ausbaubar. Schnellspaltreaktoren vom Typ „Schneller Brüter” (er lief bereits in Deutschland als Testreaktor, der Prototyp fiel aber der Politik zum Opfer), können nun diesen Brennstoff 100 mal, Weiterentwicklungen sogar 200 mal so effizient nutzen. Selbst bei 5-fachem Stromverbrauch sind wir damit allein mit heutiger Schnellspalttechnik schon bei fast 20.000 Jahren. Eine Umstellung auf Meerwasser-Extraktion, auch heute bereits möglich, bringt uns in den Bereich von 500.000 Jahren. Tatsächlich wird der Strombedarf natürlich zunehmen, aber Knappheit wird es garantiert nicht geben.

Nimmt man Thorium hinzu, multipliziert sich die Reichweite um einen weiteren Faktor 1.000 und die Vorräte reichen vermutlich länger, als die Erde bewohnbar ist. Die Menschen, oder wie auch immer ihre Nachfahren heissen, werden dann immer noch nuklearen Strom im Überfluss haben, das Märchen von der Uran- oder Throrium-Knappheit wird ihnen aber sicher weiterhin erzählt.

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#10: Urantransporte

Behauptung: Ein Unfall mit Uranhexafluorid kann katastrophale Auswirkungen haben.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Urananreicherungsanlagen wie die im westfälischen Gronau verarbeiten Uran in Form von Uranhexafluorid (UF6). Eisenbahn-, Lkw- und Schiffstransporte mit dieser sehr giftigen und radioaktiven Substanz sind wöchentlich quer durch Europa unterwegs, auch mitten durch Großstädte und Ballungsräume.

Bei einem Unfall oder Brand können die Behälter platzen, der strahlende Inhalt die Umgebung kontaminieren. Das Uranhexafluorid reagiert dann mit der Luftfeuchtigkeit zu hochgiftiger und extrem ätzender Flusssäure: eine tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt im Umkreis von mehreren Kilometern.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

500 Millionen Tonnen giftige und ätzende Chemikalien werden jedes Jahr durch Deutschland transportiert, aber nur 600 Tonnen Uranhexaflourid (UF6) – das sind im Vergleich dazu 0,0001%. Wer dem eine Bedeutung zumisst, sollte seine Risikowahrnehmung überdenken. Und wer der Radiotoxizität im Vergleich zur chemischen Toxizität von UF6 eine Bedeutung zumisst, sollte dies ebenfalls tun. Beispielsweise wird Flusssäure, die eine ähnliche chemische Giftigkeit besitzt, auch als Ätzchemikalie in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie eingesetzt. Andere ätzende Stoffe wie Brom, Ozon oder Schwefeldioxid sind ähnlich chemisch toxisch.

Dass die Mengen so winzig sind liegt an der extrem hohen Energiedichte. 600 Tonnen – das entspricht einem Volumen der Kantenlänge 5 Meter. Damit können alle deutschen Kernreaktoren für ein Jahr Strom produzieren.

Die chemische Toxizität von Uranhexaflourid ist mit anderen ätzenden und hochgiftigen Chemikalien vergleichbar und kann mit etwa demselben Aufwand gesichert werden. Bei den geringen Mengen ist es auch wirtschaftlich irrelevant, dies stark abzusichern. Die Radioaktivität des Urans, die – verglichen mit der chemischen Giftigkeit von Uranhexafluorid – völlig vernachlässigbar ist, wäre hier sogar von großem Vorteil. Selbst kleinste Mengen können so mit einfachen Mitteln aufgespürt werden, sollte die Gegend tatsächlich (chemisch) mit UF6 kontaminiert worden sein. Bei nicht-radioaktiven Stoffen ist dies nicht möglich.

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#11: Plutoniumfracht

Behauptung: Zur Produktion von Brennstäben rollen jedes Jahr viele Tonnen reines, waffenfähiges Plutonium über europäische Straßen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Viele Atomkraftwerke setzen sogenannte MOX-Brennelemente ein, eine Mischung aus Uranoxid und Plutoniumoxid. Letzteres stammt meist aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Schon etwa sieben Kilogramm Plutonium genügen zum Bau einer Atombombe, eingeatmet reichen einige Mikrogramm aus, um sicher Krebs zu erzeugen.

Die MOX-Brennelementefabriken in Frankreich und Belgien werden jährlich mit mehreren Tonnen reinen Plutoniumoxids beliefert – per Lkw über die Autobahn.

Richtig ist …

Diese Aussage ist falsch. Das transportierte Plutonium ist nicht waffenfähig, denn es befindet sich in Brennelementen, die vorher jahrelang im Reaktorkern waren. Dadurch ist es isotopenverunreinigt und für die Herstellung nuklearer Waffen nicht mehr zu gebrauchen.

Die wenigen Tonnen Plutonium vergleiche man mit den Hunderten Millionen Tonnen hochgifitger und ätzender Chemikalien, die jedes Jahr allein über Deutschlands Straßen und Schienen rollen. Das Plutonium wird auch nicht in leicht-flüchtiger Form offen in gewöhnlichen Behältern transportiert, sondern befindet sich keramisch gebunden und dicht umschlossen in Brennstäben (frischer sogenannter MOX-Brennstoff), die wiederum hermetisch in sehr stabilen, dickwandigen Behältern (MX-6, MX-8) eingekapselt sind. Die Transporte selbst finden streng bewacht in Schwerlast-LKWs oder Eisenbahnzügen statt. Mit einem derartigen Aufwand werden oft giftigere und flüchtigere Chemikalien nicht transportiert. Oft wird irrtümlicherweise die Strahlung frischen MOX-Brennstoffs bzw. des Plutoniumoxids mit der stärkeren Intensität von abgebrannten Brennelementen mit weniger stark gebundenen radioaktiven Spaltprodukten verglichen.

Es ist undenkbar, wie hier selbst Mikrogramm-Mengen nach außen gelangen könnten. Selbst wenn der Behälter beschädigt würde, wozu man schon panzerbrechende Waffen bräuchte, und zusätzlich die Brennstäbe undicht wären, und alles in Brand geriete, selbst dann verbliebe die Plutonium-Keramik immer noch in fester Form.

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#12: Krebsgefahr

Behauptung: Atomkraftwerke machen nicht nur Kinder krank.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Je näher ein Kind an einem Atomkraftwerk wohnt, desto größer ist sein Risiko, an Krebs zu erkranken. Im 5-Kilometer-Umkreis um deutsche Atomkraftwerke bekommen Kinder unter fünf Jahren 60 Prozent häufiger Krebs als im bundesweiten Durchschnitt. Die Leukämie-Rate ist sogar mehr als doppelt so hoch (+ 120 %). Leukämie (Blutkrebs) wird besonders leicht durch radioaktive Strahlung ausgelöst.

Daten aus den USA legen nahe, dass auch Erwachsene rings um Atomanlagen häufiger an Krebs erkranken.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Winzige Fallzahlen, fehlende oder falsche Vergleichsgruppen, Ignorieren statistischer Störfaktoren, Rosinenpickerei und Voreingenommenheit – dies sind nur die auffälligsten methodischen Mängel, die vielen dieser „Studien” von wissenschaftlicher Seite nachgewiesen wurden.

So wurde z.B. behauptet, die Zahl der Krebsfälle um ein KKW in Michigan hätte sich „dreimal so schnell erhöht wie im gesamten Bundesstaat”, um 30% statt 8% in 5 Jahren. Schaut man näher hin, so handelt es sich um ganze 8 zusätzliche Fälle statt durchschnittlicher 2,3 – verteilt über 10 Jahre. Allein die statistischen Schwankungen belaufen sich schon auf 5-6 Fälle.

Eine fachmännisch durchgeführte britische Übersichtsstudie hat die Mängel all dieser Untersuchungen entlarvt, und die Fachzeitschrift „Nature” gab 2011 allgemeine Leukämie-Entwarnung, auch für die deutschen Kernkraftwerke. Auf der Seite IX der KiKK-Studie (Quelle 2 dieses EWS-Grundes) wird übrigens darauf hingewiesen, dass die angeblichen zusätzlichen 20 Kinderleukämien, die in 23 Jahren in der Umgebung deutscher KKWs aufgetreten sein sollen, nicht durch Radioaktivität verursacht sein können.

Unsere Quellen

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#13: Emissionen

Behauptung: Atomkraftwerke geben über den Schornstein und ins Wasser radioaktive Stoffe ab.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Jedes Atomkraftwerk hat einen Abluftkamin und ein Abwasserrohr: für radioaktive Stoffe wie Tritium, Kohlenstoff, Strontium, Jod, Cäsium, Plutonium, Krypton, Argon und Xenon. Sie verteilen sich in der Luft, landen in Wasser und Boden. Sie lagern sich ab, reichern sich an, werden von Organismen aufgenommen, zum Teil sogar in Körperzellen eingebaut. Dort können sie besonders gut Krebs auslösen und das Erbgut schädigen.

Die Abgabe strahlender Stoffe über Abluft und Abwasser ist von den Behörden genehmigt. Üblicherweise erlaubt sind rund eine Billiarde Becquerel radioaktive Edelgase und Kohlenstoff, 50 Billionen Becquerel Tritium, 30 Milliarden Becquerel radioaktive Schwebstoffe und circa 10 Milliarden Becquerel radioaktives Jod-131. Pro Jahr und Atomkraftwerk natürlich.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Milliarde, Billionen, Billiarden – das klingt gewaltig. Becquerel ist aber eine atomare Einheit, und nur ein Gramm Materie enthält schon eine Quadrillion Atome. Ein Daueraufenthalt von 3 Tagen direkt auf dem Abluftkamin eines Kernkraftwerks birgt das gleiche Gesundheitsrisiko wie die Dioxinbelastung, die bei einer Grillparty entsteht, Ruß- und Schwebeteilchen vom Grill noch gar nicht berücksichtigt. Man müsste sich jetzt mal fragen, wieviele Grills im Sommer gleichzeitg laufen.

Um das Risikio abschätzen zu können, muss man die Emissionen mit der natürlichen Radioaktivität vergleichen. Die steckt bekanntlich überall, im Gestein, in den Hauswänden, in der Luft, in der Nahrung und sogar im Menschen. Dass dies in irgendeiner Weise gesundheitsschädlich sei, ist ein meistens auf Unwissen basierender Irrglaube, sonst wären die Menschen im Schwarzwald erheblich häufiger krank als z.B. in Berlin, wo die natürliche Radioaktivität nur halb so groß ist. Noch unsinniger ist es aber, zu behaupten, eine Erhöhung um 1 Promille des natürlichen Untergrundes, wie sie Kernkraftwerke durch ihre Emissionen maximal verursachen können, hätte auch nur die geringste Auswirkung auf Mensch und Tier.

Radioaktivität kann Krebs verursachen, dazu müssten die Mengen aber zig-millionenfach höher sein. Und selbst dann hat man nur ein „erhöhtes Risiko”, aber keine Gewissheit.

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#14: Mangelhafte Grenzwerte

Behauptung: Die Strahlenschutz-Grenzwerte nehmen Strahlenschäden in Kauf.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Noch heute werden die zulässigen Emissionen von Atomanlagen anhand eines fiktiven ›reference man‹ berechnet. Der ist stets jung, gesund und männlich. Dass ältere Menschen, Frauen, Kinder, Kleinkinder und Embryos zum Teil deutlich empfindlicher auf radioaktive Strahlung reagieren, fällt dabei unter den Tisch.

Die internationalen und nationalen Strahlenschutz-Grenzwerte nahmen von Anfang an Strahlenschäden der Bevölkerung in Kauf. Es ging darum, »einen vernünftigen Spielraum für die Expansion der Atomenergieprogramme« zu gewährleisten.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Autoren bedienen sich offenkundig des Argumentum ad misericordiam (Mitleidsargument), die Aussage ist jedoch absolut irrational. Grenzwerte für Emissionen aus Kernkraftwerken orientieren sich nicht am ›reference man‹, sondern an der natürlichen Radioaktivität, der bislang bei allen Personen keinerlei schadhafte Wirkung nachgewiesen wurde. Die Behauptung des IPPNW, die IAEA (International Atomic Energy Agency) würde die WHO für ihre Zwecke knebeln, soll auch noch als Beispiel für die hier unterstellte Rücksichtslosigkeit der „Atomindustrie“ herhalten, wie man dem angefügten Dokument des IPPNW-Artikels entnehmen solle. Dort wird aber eine wechselseitige Kooperation auf Augenhöhe beschrieben, von einer Knebelung kann gar keine Rede sein.

Die maximalen hypothetischen „Belastungen” in der unmittelbaren Umgebung eines KKW betragen selbst unter extrem konservativen Annahmen nicht mehr als 1% der natürlichen, wahrscheinlich sogar nur 0,05% bis 0,1%, entsprechend einigen Mikrosievert pro Jahr. Zum Vergleich: Allein der Verzehr einer Banane „belastet“ den Körper mit 0,1 Mikrosievert (Kalium-40). Die „Belastung“ durch natürliche Strahlung beträgt im Mittel 6 Mikrosievert pro Tag in Deutschland und 20 Mikrosievert pro Tag gemittelt über Finnland. In Deutschland schwankt die „Belastung“ von 5 bis 12 Mikrosievert pro Tag über der Landkarte. Damit ist allein die Schwankung der Tagesdosis 70-mal größer als die „Belastung“ einer Banane und ein paar Mal so groß wie die Jahresbelastung durch Kernkraftwerke.

Wie die Fachzeitschrift „Nature” 2011 berichtete, zeigen britische Studien eindeutig, dass eine Erhöhung der Krebsrate bei Kindern in der Nähe von Kernkraftwerken auch über einen Zeitraum von 35 Jahren nicht erkennbar ist.

Unsere Quellen

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#15: Niedrigdosisstrahlung

Behauptung: Niedrige Strahlendosen sind gefährlicher als offiziell angenommen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Schon sehr niedrige Strahlendosen verursachen gesundheitliche Schäden. Das zeigen die Ergebnisse einer ganzen Reihe von Untersuchungen aus verschiedenen Ländern, unter anderem an Beschäftigten in Nuklearbetrieben.

Die Studien widerlegen die noch immer verbreitete Annahme, dass niedrig dosierte Strahlung unterproportional oder gar nicht schädlich sei oder dass sie sogar positive Auswirkungen habe. Selbst die als konservativ geltende National Academy of Science in den USA hat inzwischen bestätigt, dass Niedrigdosisstrahlung schädlich ist. Auch die erhöhte Krebsrate bei Kindern rings um Atomkraftwerke ist so erklärbar.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Das genaue Gegenteil ist richtig: „Offiziell” geht man von einer schädigenden Wirkung selbst bei kleinster Strahlendosis nach dem „Linearitätsmodell ohne Schwelle” (LNT) aus, obwohl diese Annahme nie belegt wurde und auch nie belegt werden kann, wie UNSCEAR im jüngsten Bericht zur Strahlenwirkung zeigte. Man ist im Strahlenschutz irrational vorsichtig geworden, denn er eignet sich prima als politischer Spielball.

Während eine schädigende Niedrigdosiswirkung nie bestätigt wurde, deuten die Ergebnisse einer ganzen Reihe von Untersuchungen aus verschiedenen Ländern, unter anderem an Beschäftigten in Nuklearbetrieben, darauf hin, dass es starke positive Auswirkungen gibt. So verzeichnet eine von der WHO/IARC durchgeführte Studie an Nukleararbeitern ein um 31% verringertes Krebsrisiko. Neuste Untersuchungen des Lawrence Berkeley Institute zur nichtlinearen Antwort von Gewebe auf Strahlendosen infolge Reparaturmechanismen unterstützen diese Ergebnisse.

Die Studien widerlegen die noch immer verbreitete Annahme, dass niedrig dosierte Strahlung schädlich oder sogar überproportional schädlich sei. Selbst die als konservativ geltende National Academy of Science in den USA hat inzwischen bestätigt, dass unterhalb 100 mSv überhaupt keine negativen Auswirkungen festgestellt werden können. Da sie aber auch nicht widerlegt werden können, empfiehlt sie, das offizielle Modell beizubehalten – eben konservativ.

Die angeblich erhöhte Krebsrate bei Kindern rings um Kernkraftwerke ist durch Radioaktivät nicht erklärbar. Tatsächlich gibt es diese Erhöhung gar nicht, wie eine ausführliche Studie und Post-Analyse von 2011 im Auftrag des britischen Gesundheitsministeriums gezeigt hat.

Unsere Quellen

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#16: Tritium

Behauptung: Radioaktive Abfallstoffe aus Atomkraftwerken bauen sich sogar in die DNA ein.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomanlagen geben große Mengen radioaktiven Wasserstoffs (Tritium) an Luft und Wasser ab. Menschen, Tiere und Pflanzen nehmen es über Atemluft und Nahrung auf. Der Körper baut Tritium und tritiiertes Wasser wie normalen Wasserstoff und normales Wasser in alle Organe ein, sogar direkt in die Gene. Dort kann ihre Strahlung Krankheiten und Erbschäden auslösen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Die Umweltbehörden des Landes Baden-Württemberg geben für ihre Kernkraftwerksblöcke Emissionen in das Wasser (in die Luft ist es viel weniger) von 10.000, maximal 20.000 Gigabecquerel an – das ist 0,005% der von der Natur selbst ständig erzeugten Tritiummenge. Selbst alle Kernkraftwerke auf der Erde zusammen können nicht näherungsweise die natürliche Tritiumproduktion erreichen.

Tritium ist also fast ausschließlich natürlichen Ursprungs. Aber selbst von einem „Schluck” Tritium werden nur 3% tatsächlich auch von den Zellen aufgenommen, und nach 6 Wochen ist die Hälfte davon schon wieder ausgeschieden. Radioaktiver Kohlenstoff, ebenfalls natürlichen Ursprungs, befindet sich sogar in 150-facher Menge wie Tritium im Körper, in allen Organen und auch in den Genen. Und der strahlt auch noch mit zehnfacher Energie.

Schließlich noch ein interessanter Vergleich: Die in Deutschland zugelassene Höchstgrenze von Tritium-Leuchten, die man als Schlüsselanhänger verwendet, ist 1 Gigabecquerel, im Ausland sogar bis zu 80 Gigabecquerel. Das Kernkraftwerk Krümmel emittierte knapp 30 Gigabecquerel pro Jahr in die Luft.

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#17: Heiße Flüsse

Behauptung: Das warme Abwasser aus Atomkraftwerken raubt den Fischen den Sauerstoff.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraftwerke sind Energieverschwender – mit ihrem bis zu 33 Grad warmen Abwasser heizen sie vor allem die Flüsse auf. Das raubt den Fischen gleich doppelt den Atem.

Erstens führt warmes Flusswasser weniger Sauerstoff mit sich als kühles. Und zweitens sterben in warmem Wasser mehr Pflanzen und Kleintiere ab, deren Biomasse beim Verrotten weiteren Sauerstoff verbraucht. Der fehlt dann den Fischen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

In der Bundesrepublik Deutschland muss nur noch das Kernkraftwerk Brokdorf mittels Flusskühlung warmes Wasser einleiten – und zwar an der Nordsee-Mündung der Elbe. Die anderen Kernkraftwerke nutzen überwiegend ihre Kühltürme, sodass die Erwärmung im Fluss selbst in unmittelbarer Umgebung teils deutlich unter einem Grad bleibt.

Einige der mittlerweile stillgelegten deutschen Kernkraftwerke hatten einen relevanten Rückfluss ins Wasser, da es dort keine Kühltürme gab. Man muss sich eben entscheiden zwischen einem optisch wenig ansprechenden dampfenden Nasskühlturm oder einer minimalen Erhöhung der Flusstemperatur. 33 Grad warmes Abwasser heißt aber nicht, dass der gesamte Fluss diese Temperatur erreicht. Bei großen Flüssen steigt die Temperatur nur wenige Kilometer in der Nähe der Kraftwerke, in der sogenannten Kühlfahne, um weniger als ein Grad – keine Gefahr für den Fischlaich.

Es handelt sich hierbei nicht um „Energieverschwendung”, sondern um den technischen Wirkungsgrad. Genau so könnte man argumentieren, dass Wind- und Solarkraftwerke nur maximal 0,00000005% der von der Sonne abgestrahlten Energie nutzen können, während der Rest im All verschwindet bzw. die Erde aufwärmt. Thermische Kraftwerke können ihren Wirkungsgrad übrigens mit hohen Temperaturen erheblich steigern und damit die Abwärme reduzieren. Außerdem kann die Kühlung mit entsprechendem technischen Aufwand durch Trockenkühltürme auf die Luft verlagert werden, wie es z.B. beim deutschen Hochtemperaturreaktor umgesetzt wurde. Der wurde aber als politisch-emotionale Reaktion auf Tschernobyl im September 1989 abgeschaltet.

Warmes Abwasser aus Kernkraftwerken ist also in Deutschland nicht mehr relevant und andernorts technisch ohne große Kosten handhabbar. Zudem ist dies keine spezielle Eigenschaft von Kernkraftwerken, sondern jedes thermischen Großkraftwerks.

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#18: Strahlende Jobs

Behauptung: Tausende atomarer Hilfsarbeiter erledigen die Drecksarbeit in den Atomkraftwerken – oft ohne ausreichenden Strahlenschutz.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Sie arbeiten bei Servicefirmen und müssen immer dann ran, wenn es »heiß« wird: Tausende von Hilfsarbeitern verdienen ihr Geld mit Putz-, Dekontaminations- und Reparaturarbeiten in den verstrahltesten Bereichen der Atomkraftwerke. Einer Statistik des Bundesumweltministeriums von 1999 zufolge bekommen diese Springer viermal so hohe Strahlendosen ab wie die Festangestellten des Atomkraftwerks. In Frankreich sagt man: ›Strahlenfutter‹.

Die Arbeiter berichten von aufplatzenden und staubenden Atommüllsäcken, von Kaffeepausen neben strahlenden Tonnen und von Einsätzen ohne Vollschutz mitten im Reaktorkessel. Manche legen vorher ihre Dosimeter ab. Denn wenn sie ihre Maximaldosis erreicht haben, dürfen sie nicht mehr in den Kontrollbereich. Und keiner will schließlich seinen Job verlieren.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Laut angeführter Quelle hat der an Krebs erkrankte Reinigungsarbeiter, der dies seiner Arbeit anlastet, 5.000 Euro netto verdient – diesen Job möchte man wirklich nicht verlieren. Eine erhöhte Krebshäufigkeit ist in dieser Berufsgruppe übrigens nie nachgewiesen worden.

Ansonsten handelt es sich hier nicht um unausgebildete „Hilfsarbeiter”, sondern um sehr kompetente und gut ausgebildete Leiharbeiter. Diese erhalten mit durchschnittlich 1,2 Millisievert (mSv) pro Jahr zwar mehr Strahlung als das Stammpersonal mit etwa 0,8 mSv/Jahr bei Wartungsarbeiten, aber immer noch weniger als Radiologen mit 1,3 mSv/Jahr und vor allem weniger als Flugpersonal mit durchschnittlich 2,3 mSv/Jahr. Ob man Piloten als „Strahlenfutter“ bezeichnen würde?

Alle Werte liegen im Schwankungsbereich des in Deutschland vorherrschenden, natürlichen Untergrundes von 2 bis 10 mSv/Jahr und sind ungefährlich. Zum Vergleich: Ein Ganzkörper-CT-Scan liefert etwa 20 mSv in 15 Minuten, was bislang keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zeigte. Der Strahlenschutz für die Leiharbeiter in kerntechnischen Anlagen ist somit mehr als ausreichend, die Vorwürfe sind völlig haltlos.

Der Strahlenschutz lässt sich nur effektiv umgehen, wenn alle Arbeiter im gleichen Bereich gleichzeitig ihre Personendosimeter ablegen, sonst dürften die Unregelmäßigkeiten schnell auffallen. Überdies gibt es noch feste Ortsdosimeter und strenge Kontrollen des radioaktiven Materials, alles systematisch von der IAEO und EURATOM überwacht.

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#19: Selbstschutz

Behauptung: Die Chefs der Atomstrom-Konzerne halten privat viel Abstand zu ihren Atomkraftwerken.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Beruflich streiten die Vorstandsvorsitzenden von EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall vehement für Atomkraft. Privat halten die Konzernchefs lieber Abstand: Hans-Peter Villis, Jürgen Großmann und Tuomo Hatakka haben ihren Wohnsitz weitab von ihren Atomkraftwerken gewählt.

Richtig ist …

Hier handelt es sich offenkundig um Scheinkausalität, denn der suggerierte Zusammenhang ist in keiner Weise belegt. Idealerweise wählt man seinen Wohnort in der Nähe seines Arbeitsplatzes – bei den „Chefs” wären das also die Konzernzentralen in den Großstädten, nicht jedoch bei den Kraftwerken. Der Flächenbedarf eines Kernkraftwerks ist 1.000 mal kleiner als der eines Solar- oder Windparks gleicher Leistung – Fläche, die der Natur genommen und unnutzbar wird. Man muss sich also schon sehr anstrengen, neben einem Kernkraftwerk zu wohnen, während das bei Wind und Sonne kein Problem ist.

Schade, denn Kernkraftwerke können durch die gewonnene Fläche eine Menge bieten. Die französische Nuklearanlage Tricastin beispielsweise, wo ein Kernkraftwerk unter anderem Gewächshäuser auf 42 Hektar Fläche in dem kleinen Ort Pierrelatte versorgt. Der tropische Freizeitpark mit Krokodilen ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Stünde dies in Deutschland, würden die deutschen Vorstandsvorsitzenden der Energiekonzerne dort sicher gerne wohnen.

Die US-Amerikaner scheinen von Kernkraftwerken übrigens geradezu angezogen zu werden. Die Bevölkerung hat zwischen 2000 und 2010 um weniger als 10% zugenommen, in unmittelbarer Umgebung von KKWs hingegen um 17% . Die Grundstückspreise sind dort teilweise stark gestiegen.

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#20: Sicherheitsmängel

Behauptung: Keines der 17 Atomkraftwerke in Deutschland bekäme heute noch eine Genehmigung.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ob fehlende Schutzhülle, marode Elektrik oder spröder Stahl: Kein einziges Atomkraftwerk in Deutschland ist sicherheitstechnisch auf dem Stand von Wissenschaft und Technik, den das Bundesverfassungsgericht eigentlich fordert. Da helfen auch millionenteure Nachrüstungen nichts.

Als Neubau bekäme wegen der eklatanten Sicherheitsmängel heute keines der 17 Atomkraftwerke in Deutschland nochmals eine Genehmigung.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Ob raffinierte redundante Sicherheitssyteme, gestaffeltes Containment, multiple Notkühlsysteme, regelmäßige Sicherheitschecks, unplanmäßige Stresstests, strenge Grenzwertüberwachungen, IAEO-Kontrolle, umfangreiche Risikostudien und vieles mehr: Kein einziges Kernkraftwerk in Deutschland, das nicht auf dem Stand von Wissenschaft und Technik wäre.

Die Auflagen des Bundesverfassungsgerichts sind bei der Kernenergie auch bei den ältesten deutschen Kernkraftwerken mehr als erfüllt, das haben umfangreiche Studien und Kontrollen immer wieder gezeigt. Selbst nach den Sicherheitsstandards von 1989, als die letzte GRS-Studie zum Risiko von Kernkraftwerken durchgeführt wurde, ist statistisch höchstens ein „Schadensfall” in 33.000 Reaktorjahren zu erwarten. Ein Schadensfall bedeutet noch lange keine Kernschmelze, und eine Kernschmelze noch lange keine Freisetzung von Radioaktivität. Das Risiko für Leib und Leben ist selbst unter konservativen Annahmen mit Abstand geringer als bei jeder anderen Energieerzeugung, sogar Wind und Sonne, das besagen die wissenschaftlichen Fakten.

Beim neuen EPR konnte man die Sicherheit sogar noch mehr verbessern, so dass nur noch durchschnittlich alle 1 Million Reaktorjahre ein Schadensfall eintritt. Aber den wollte Deutschland nicht. Nun wird er in Frankreich, Finnland und China gebaut.

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#21: Altersrisiko

Behauptung: Je länger ein Atomkraftwerk in Betrieb ist, desto unsicherer wird es.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Technik und Elektronik halten nicht ewig. Schon gar nicht in einem Atomkraftwerk. Rohre werden spröde, Steuerungen fallen aus, Ventile und Pumpen versagen. Risse wachsen, Metalle korrodieren. Im Atomkraftwerk Davis Besse (Ohio/USA) fraß sich ein Loch unbemerkt durch den 16 Zentimeter dicken Stahl des Reaktordruckbehälters. Nur noch eine dünne Schicht Edelstahl an der Innenseite verhinderte das Leck.

Je länger ein Atomkraftwerk läuft und je älter es ist, desto riskanter ist sein Betrieb. Das kann man auch aus der Statistik der meldepflichtigen Ereignisse ablesen: Alte Reaktoren wie Biblis und Brunsbüttel tauchen dort deutlich häufiger auf als jüngere.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Meldepflichtige Ereignisse sind nicht immer Störungen und erst recht nicht immer Störfälle, die es in Deutschland seit 10 Jahren nicht mehr gegeben hat. In der Statistik des Bundesamtes für Strahlenschutz weisen ältere KKWs 2009 und 2010 keine signifikant höhere Rate an meldepflichtigen Ereignissen auf als neuere. Dass sie insgesamt mehr Vorfälle gemeldet haben ist nicht verwunderlich, denn es gibt sie ja länger.

Nicht ohne Grund hat man ein Klassifikationssystem für meldepflichtige Ereignisse eingeführt. Dies dient der stetigen Verbesserung der Sicherheit, was man von anderen Einrichtungen wie Chemiefabriken, in denen auch Materialien für Solarzellen und Windkraftanlagen hergestellt werden, nicht sagen kann. Diesen enormen Sicherheitsvorteil als Beleg für schlechte Technik anzuführen ist ungefähr so logisch, wie jemanden, der vorsorglich häufiger zum Arzt geht, als kranker zu bezeichnen.

Zu suggerieren, kleinere Schäden wie Risse und Lecks, auch im nuklearen Bereich, würden zu katastrophalen Konsequenzen für die Umgebung führen, ist unverantwortlich. Der Vorfall in Davis-Besse zeigte auch, dass zwar eine der fünf Sicherheitsbarrieren versagen kann, aber auch, dass dies noch lange keine Gefahr für die Bevölkerung darstellt. Die redundante Mehrfachabsicherung sowie die passiv wirkenden Sicherheitsbarrieren verhindern effektiv, dass nennenswerte Strahlenbelastungen nach außen treten. Der Aufwand der Nachrüstung und Wartung bestimmt letztendlich die Häufigkeit von derartigen Ausfällen, wie bei allen technischen Industrieanlagen. Der Betreiber musste umfangreiche Auflagen erfüllen und hohe Strafen zahlen.

Bei der „dünnen Schicht” handelt es sich übrigens um die korrosionsfeste Innenwand – es ist also keineswegs glücklicher Zufall sondern gezielte Auslegung, dass diese nicht durchfressen wurde.

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#22: Meldepflichtige Ereignisse

Behauptung: Alle drei Tage kommt es zu einem ›sicherheitsrelevanten Ereignis‹ in einem deutschen Atomkraftwerk.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Störfallmeldestelle des Bundesamts für Strahlenschutz verzeichnet Jahr für Jahr zwischen 100 und 200 Störfälle und für die kerntechnische Sicherheit bedeutsame Ereignisse in deutschen Atomkraftwerken – seit 1965 insgesamt etwa 6.000. Jedes Jahr haben einige dieser meldepflichtigen Ereignisse das Potenzial, einen schweren Unfall auszulösen. Dass es bisher in Deutschland nicht zum Super-GAU kam, war mehrmals nur Zufall und Glück.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die hier gewählte Formulierung soll suggerieren, dass es jedes Jahr 100 bis 200 Störfälle gibt. Dies ist jedoch falsch. Insgesamt gab es in Deutschland nur 3 Störfälle, wobei die letzten 2 (Philippsburg) 11 Jahre zurück liegen und sich nachträglich als unkritisch, wohl aber nicht vorschriftsmäßig, herausgestellt haben. Der Rest sind „Störungen” und „Vorfälle”, die zwar meldepflichtig, aber sicherheitstechnisch von geringer Relevanz sind. Auf diese Statistik sollte man stolz sein, aber auch froh, dass man durch ein derartiges Meldesystem ständig Verbesserungen vornehmen kann. Dies zeigt sich auch in der stetigen Abnahme der gemeldeten Vorfälle seit 20 Jahren.

In diesem Zusammenhang einen „Super-GAU” zu erwähnen ist ungefähr so, als würde man es als Zufall und Glück bezeichnen, dass ein Auto mit klemmendem Heckscheibenwischer nicht gleich lichterloh explodiert ist. Die mehrfach installierten, vielseitigen aktiven sowie die ausfallsicheren passiven Sicherheitssysteme und -barrieren bewirken eine nur sehr geringe Ausfallrate, klar belegt durch die Berichte des Bundesamtes für Strahlenschutz.

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#23: Ersatzteilmangel

Behauptung: Bei Reparaturarbeiten an Atomkraftwerken entstehen leicht neue Fehler.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke in Deutschland sind zwischen 1974 und 1989 ans Netz gegangen. Viele Bauteile gibt es heute gar nicht mehr. Für Reparaturen muss also Ersatz gebastelt werden. Ein riskantes Unterfangen, denn wenn sich die Ersatzteile nicht unter allen Umständen genau so verhalten wie das Originalbauteil, kann das gravierende Folgen haben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Nachbauten arbeiten wesentlich besser als die original konzipierten Bauteile, gut zu sehen z.B. bei Oldtimer-Automobilen. Logisch, denn bei Nachbauten fließt ja nicht nur das Wissen der Originalkonstruktion, sondern auch die langjährige Benutzungserfahrung mit ein. Fachmännisch gefertigt und vor dem Einbau mindestens genauso geprüft wie das Original ist mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen. Warum sollte dies ausgerechnet bei sicherheitsrelevanten Teilen in Kernkraftwerken anders sein?

Jahrzehntelange Material- und Sicherheitsforschung als „Basteleien” abzutun ist ein Zeichen tiefer Ignoranz und Ahnungslosigkeit. Hier informiere man sich erst mal über die technische Realität, statt die persönliche schlechte Erfahrung mit Nachbauten von Druckerpatronen auf Kernreaktoren zu übertragen.

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#24: Steinzeittechnik

Behauptung: 30 Jahre alte Technik ist nur eins: reif für den Schrott!

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Der Baubeginn der noch in Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke lag zwischen 1970 und 1982.

Kein vernünftiger Mensch würde je behaupten, ein Auto wie der VW-411 von 1970 sei heute noch »sicherheitstechnisch auf dem aktuellen Stand« – selbst wenn er in der Zwischenzeit die Stoßdämpfer erneuert, die Bremsen gewechselt und Anschnallgurte nachgerüstet hätte. Und jeder, der ankündigte, seinen Commodore-C64-Heimcomputer (Bj. 1982-93) auf heutige Standards nachrüsten zu wollen, würde lauthals ausgelacht.

Nur bei Atomkraftwerken ist all das nach Ansicht ihrer Betreiber kein Problem …

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Das Alter einer Anlage hat nicht unbedingt etwas mit der Sicherheit zu tun. Kein vernünftiger Mensch forderte je, man solle endlich die Pyramiden von Gizeh abreissen, weil sie »veraltet« sind. Solange die Gebäudestruktur intakt ist, ist das Gebäude sicher. Das Innenleben hingegen kann man beliebig austauschen. Auch einen VW-411 könnte man sicherheitstechnisch auf den aktuellen Stand bringen, nur wäre das vermutlich teurer als ein Neukauf. Und jemand, der in sein altes C64-Gehäuse einen moderen Computer einbaut, würde für dieses »Kunstwerk« großen Applaus ernten.

Die Sicherheitsanforderungen werden zuerst formuliert, dann entscheidet man, mit welchem Aufwand die Anlage diese Forderungen noch erfüllen kann. Bei Kernkraftwerken sind hier die passiv wirkenden Barrieren (Beton-/Stahlhüllen, Filter und Brennelementehüllen) besonders wichtig, welche aber meist nicht modernisiert werden müssen. Die sehr strengen KTA-Regeln beschreiben detailliert alle Anforderungen an Bauteile und Verfahren.

Die erst 50 Jahre junge „steinzeitliche” Kerntechnik nutzt bisher nur ein Bruchteil ihres Potentials – und ist damit bereits 20 mal so effizient wie z.B. die „moderne” Windenergie. Letztere wurde tatsächlich schon vor der Bronzezeit genutzt, und ihr technisches Potential ist heute längst ausgereizt.

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#25: Erdbebengefahr

Behauptung: Atomkraftwerke sind nicht ausreichend gegen Erdbeben geschützt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Fessenheim bei Freiburg, Philippsburg bei Karlsruhe und Biblis bei Darmstadt – alle drei Atomkraftwerke stehen im Oberrheingraben, der seismisch aktivsten Zone Deutschlands. Trotzdem sind sie wie alle Reaktoren in Deutschland;nur leicht gegen Erdbeben gesichert.

Das Atomkraftwerk Fessenheim etwa würde ein Beben, wie es 1356 die Stadt Basel zerstörte, nur überstehen, wenn das Epizentrum mindestens 30 Kilometer entfernt wäre. Ob sich die Kräfte im Untergrund daran wohl halten?

Das Atomkraftwerk Biblis ist nur gegen Erdbeschleunigungen von 1,5 m/s2 ausgelegt. Seismologen erwarten zwischen Mannheim und Darmstadt allerdings deutlich stärkere Stöße. Und im kalkigen Untergrund des AKW Neckarwestheim wäscht das Grundwasser Jahr für Jahr bis zu 1.000 Kubikmeter neue Hohlräume aus.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Auch ein Vielfaches der 1,5 m/s2 ist technisch kein Problem, wie japanische Reaktoren zeigen. Da derartige seismische Beschleunigungen an einem in Deutschland stehenden Kernkraftwerk statistisch aber nur alle 100.000 Jahre zu erwarten sind, ist eine höhere Auslegung nicht sinnvoll. Diesbezüglich hat sich sogar die EU-Kommission in ihrem letzten Stresstest geirrt, die offenkundig sämtliche Berichte deutscher Behörden und Betreiber zur Erdbebensicherheit nicht richtig gelesen hatte. Die seismischen Messinstrumente und Standsicherheiten gegen das oben genannte Bemessungserdbeben sind natürlich vorhanden sowie vorgeschrieben. Zum Vergleich, Notfalleinrichtungen wie Krankenhäuser sind auf seismische Aktivitäten ausgelegt, wie sie alle 500 Jahre auftreten. In diesen Einrichtungen sind dann Opfer garantiert, nicht aber bei Kernkraftwerken.

Außerdem gibt es eine große Sicherheitsmarge, so dass deutsche KKWs vermutlich auch die doppelte Erschütterung schadlos überstehen. Und auch hier gilt natürlich: Ein Schadensfall bedeutet noch lange keine Kernschmelze, und eine Kernschmelze noch lange keine nennenswerten Kontaminationen bei der Bevölkerung.

Quelle 3 von #25 beschreibt sogar die Gegenmaßnahmen, um den Kühlturm vom Kernkraftwerk Neckarwestheim zu stützen – selbst wenn dieser einfiele, wäre man weit entfernt von schweren Störfällen, da über den Neckar direkt gekühlt werden kann. Die möglichen Verwerfungen werden also kontrolliert, das ist schon im wirtschaftlichen Interesse des Betreibers notwendig. Quelle 4 dagegen suggeriert sogar direkte Einsturzgefahren am Kernkraftwerk – weil in 4 Kilometer Entfernung ein kleiner Einbruch stattfand. Auch Bewertungsinitiativen des Landtags Baden-Württemberg ergaben keine neuen direkten Gefahren, die vom Kernkraftwerk ausgehen könnten.

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#26: Flugzeugabsturz

Behauptung: Atomkraftwerke sind nicht gegen Flugzeugabstürze geschützt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Kein Atomkraftwerk in Deutschland würde den Absturz eines vollgetankten Passagierflugzeuges überstehen. Das hat die Gesellschaft für Reaktorsicherheit in einem – ursprünglich geheimen – Gutachten für das Bundesumweltministerium erläutert.

Sieben Reaktoren haben sogar nur so dünne Betonwände, dass bereits der Absturz eines Militärjets oder ein Angriff mit panzerbrechenden Waffen eine Katastrophe auslösen kann.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Statistisch gesehen muss ein deutsches Kernkraftwerk alle 1,6 Millionen Jahre mit einem Treffer durch ein Verkehsflugzeug rechnen. Selbst für die sieben älteren Reaktortypen, die nicht explizit gegen Flugzeugabstürze gesichert sind, führt dies nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 15% zum Durchschlagen der äußeren Hüllen. Die neueren Reaktoren haben deutlich dickere Außenwände, der EPR, den Deutschland maßgeblich mitentwickelt hat, aber nun nicht mehr haben will, sogar eine Doppelwand.

Und selbst wenn das Flugzeug ein Loch reisst und es innen zu Bränden und Kühlmittelverlust käme – eine Kernschmelze zu bewerkstelligen ist extrem schwierig, da die Sicherheitsvorrichtungen überall verteilt sind. Die mehrere Meter dicke innere Barriere (biologischer Schild und Reaktordruckbehälter) schirmt den schmelzenden Kern ab, über einen separaten Kamin kann gefiltert entlastet werden – die Folgen für die Bevölkerung wären dieselben wie 1979 in Harrisburg, nämlich außer einer kurzen (unnötigen) Evakuierung, keine. Panzerbrechende Geschosse scheitern zwangsläufig an den viel zu dicken inneren Barrieren.

Flugzeuganschläge auf Kernkraftwerke haben nicht mal versuchsweise stattgefunden. So makaber es klingt – Terroristen können offensichtlich rechnen.

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#27: Einstürzende Neubauten

Behauptung: Selbst neue Reaktortypen sind nicht sicher.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Auch bei dem angeblich so hochmodernen Europäischen Druckwasserreaktor (EPR), an dem der französische Atomkonzern AREVA derzeit in Finnland und Frankreich baut, sind schwere Unfälle bis hin zur Kernschmelze möglich. Große Mengen radioaktiver Stoffe könnten in die Umgebung gelangen. Die Leittechnik, die den Reaktor steuern und im Notfall sicher herunter fahren soll, halten die finnische, die britische und die französische Atomaufsicht gar für so riskant, dass sie dagegen mit einer gemeinsamen Erklärung protestierten.

Noch nicht einmal gegen einen simplen Flugzeugabsturz ist der angeblich supersichere neue Reaktor geschützt. Anstatt dessen Bau zu stoppen, stempelte die französische Regierung die brisante Expertise lieber zur militärischen Verschlusssache.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Es handelt sich mitnichten um eine Protestnote. Die drei Aufsichtsbehörden haben lediglich ihren Job getan und Verbesserungen vorgeschlagen, die von AREVA sofort umgesetzt wurden. In der gleichen Note werden die gute Zusammenarbeit und die hohen Sicherheitsstandards gelobt.

Allgemeinplätze wie „schwere Unfälle sind möglich” sind bedeutungslos, wenn keine Wahrscheinlichkeiten dafür angegeben werden. Die sind nämlich extrem gering, wie umfangreiche Studien zeigen. Die Wahrscheinlichkeit eines Schadensfalls, der noch lange nicht zu einer Kernschmelze führt, ist beim EPR 1:1.000.000 pro Jahr. Sogar ein komplett geschmolzener Reaktorkern, wie es ihn in der ganzen Geschichte noch nie gegeben hat, kann hier noch kontrolliert gespeichert und gekühlt werden.

Gerade gegen Attacken von außen wie Flugzeugabstürze ist der EPR durch die gesamte Bauweise (meterdicke doppelwandige Stahlbetonsicherung) und die kompakte Anordnung der umliegenden Gebäude extrem gut gesichert, das kann sogar ein Laie erkennen. Nur noch die allergrößten Jumbojets könnten bei einem gezielten Anflug mit hoher Geschwindigkeit rein hypothetisch die Kuppel beschädigen, kaum aber das Innenleben, und schon gar nicht den Reaktorkern. Dass der EPR „nicht einmal gegen einen simplen Flugzeugabsturz” geschützt sei, ist eine freie Erfindung. Oder eine freche Lüge.

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#28: Versicherungsschutz

Behauptung: 50 Autos sind zusammen besser versichert als ein Atomkraftwerk.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein Super-GAU in einem Atomkraftwerk in Deutschland verursacht Gesundheits-, Sach- und Vermögensschäden in Höhe von 2.500 bis 5.500 Milliarden Euro. Das hat die Prognos AG 1992 in einem Gutachten für das FDP-geführte Bundeswirtschaftsministerium errechnet.

Die Haftpflichtversicherung aller Atomkraftwerksbetreiber zusammen deckt ganze 2,5 Milliarden Euro ab – also 0,1 Prozent des zu erwartenden Schadens. 50 Autos auf dem Parkplatz eines Atomkraftwerks sind zusammengenommen besser versichert als das Atomkraftwerk selbst!

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Die Behauptung ist falsch, denn die Haftung ist grundsätzlich unbeschränkt und erstreckt sich sogar auf das Ausland (§31 und §25 AtG). Eine vergleichbare Haftung ist für Autos undenkbar. Nur in Fällen höherer Gewalt, Unruhen, Kriegen u.ä. ist die Haftung auf 2,5 Mrd. Euro beschränkt (§25 Absatz 3). Und dies auch nicht für „alle Atomkraftwerksbetreiber zusammen” sondern für jede Anlage einzeln.

Es ist weiterhin falsch, dass die Prognos AG selbst ein „Gutachten” erstellt hat. Dort werden lediglich Behauptungen aus der 1988 angefertigten Doktorarbeit des Volkswirtes Olav Hohmeyer kopiert. Das „Gutachten” ist im Zentralregister der deutschen Bibliotheken nicht verzeichnet und im Archiv der Prognos AG nicht auffindbar. Hohmeyers Doktorarbeit hingegen schon, aber dort muss man mit Schrecken feststellen, dass dieser seine Basisdaten aus einer 1987 ausgestrahlten Fernsehsendung des NDR bezogen hat. Daten aus Fernsehsendungen sind in Ingenieurs- und Naturwissenschaften alles andere als wissenschaftlicher Standard.

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#29: Super-GAU

Behauptung: Der Super-GAU kann jeden Tag passieren.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die ›Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke Phase B‹ von 1989 beziffert das Risiko eines Super-GAUs aufgrund technischen Versagens in einem westdeutschen Atomkraftwerk mit 0,003 Prozent pro Jahr. Das klingt wenig. Aber allein in der EU gibt es (Stand Ende 2007) 146 Atomkraftwerke. Bei einer Betriebszeit von 40 Jahren käme es hier demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von über 16 Prozent zu einem Super-GAU. Viele mögliche Störfallszenarien und gefährliche Altersmängel in den Reaktoren sind dabei gar nicht berücksichtigt – genauso wenig wie alle Unfälle, die, wie Harrisburg und Tschernobyl, unter anderem durch menschliches Versagen passieren.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

  • [Click]Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke Phase B. – GRS-A-1600, Köln, Juni 1989. Rechenweg: (1 – 0,003 %) hoch 146 hoch 40 = 83,928694 % (Wahrscheinlichkeit, dass kein Super-GAU passiert); 1 – 83,928694 % = 16,071305954 % Wahrscheinlichkeit, dass ein Super-GAU passiert)

Richtig ist …

Die angeführte Studie schätzt das Eintreten sogenannter Schadensfälle ab, der Begriff „Super-GAU” ist eine Erfindung der Antiatombewegung. Ein Schadensfall muss noch lange nicht zu einer Kernschmelze führen, eine Kernschmelze noch lange nicht zur Freisetzung größerer Mengen Radioaktivität, und freigesetzte Radioaktivität noch lange nicht zu gesundheitlichen Folgen. Die absolute Wahrscheinlichkeit, soviel Radioaktivität wie in Fukushima oder mehr freizusetzen, ist nach der ›Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke Phase B‹ nochmal etwa um einen Faktor 100 geringer.

Der Vergleich der Unfälle Tschernobyl und Harrisburg wäre etwa so, als vergleiche man für die Insassensicherheit den Aufprallschutz eines Trabants mit einem Panzer. In Harrisburg kam es zur Kernschmelze, die Störungen wurden erst Stunden später bemerkt, der Aufwand der Gegenmaßnahmen hielt sich in Grenzen. Trotzdem kam kein Mensch zu Schaden, bereits nach 2 Wochen zog dort wieder der Alltag ein. In Fukushima schmolzen gleich 3 Kerne infolge eines sehr schweren Naturereignisses, das 20 000 Tote forderte, wobei bereits damals bekannt war, dass die Notstromdiesel gegen Hochwasser schlecht gesichert und keine Filter vorhanden waren. Es werden auch hier keine Strahlenopfer zu beklagen sein.

Dies zeigt, dass bereits die wassermoderierten Reaktoren extrem verzeihend auf Planungs- und Bedienfehler reagieren, die passiven Barrieren wirkten, wie vorgesehen. Die deutschen Reaktoren sind passiv mindestens so gut ausgerüstet wie Harrisburg. Es sind zukünftige Reaktoren baubar, bei denen eine Kernschmelze bzw. das Austreten nennenswerter Mengen von Radioaktivität bei intakten Strukturen nicht möglich ist.

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#30: Sicherheitsranking

Behauptung: Deutsche Atomkraftwerke sind sogar im internationalen Vergleich unsicher.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Deutsche Atomkraftwerke gehören »zu den sichersten der Welt«? Von wegen! Bei einem internationalen Sicherheitsvergleich der OECD im Jahr 1997 schnitt das bundesdeutsche Referenz-Atomkraftwerk (Biblis B) hinsichtlich der Kernschmelz-Festigkeit am schlechtesten ab. Wasserstoffexplosionen seien besonders wahrscheinlich, der Sicherheitsbehälter aus Stahl besonders instabil, urteilten die Gutachter: In Biblis sei »die Gefahr extrem hoch, dass es bei einer Kernschmelze zu massiven Freisetzungen von Radioaktivität kommt«.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Es empfiehlt sich, die OECD-Studie auch zu lesen. Dort steht nämlich, dass es beim Kernkraftwerk Biblis B statistisch seltener als alle 100 Millionen Jahre zur Freisetzung von Radioaktivität kommt. Es ist damit das mit Abstand sicherste unter allen untersuchten 19 Kernkraftwerken. Aus Angst vor Radioaktivität wurde es nun endgültig abgeschaltet. Sehr konsequent.

Auch dass Wasserstoffexplosionen in Biblis B besonders wahrscheinlich sind wurde der OECD-Studie falsch entnommen. Dort wird vielmehr darauf hingewiesen, dass Biblis B als eines unter wenigen Kernkraftwerken passive Wasserstoff-Rekombinatoren und Frühzünder einsetzt. Das schließt gefährliche Wasserstoffexplosionen praktisch aus. Somit ist auch der Sicherheitsbehälter nicht „instabil”, sondern lediglich für etwas geringere Drücke ausgelegt – denn große Wasserstoffexplosionen können nun nicht mehr auftreten.

Das Zitat, in Biblis B sei »die Gefahr extrem hoch, dass es bei einer Kernschmelze zu massiven Freisetzungen von Radioaktivität kommt« stammt auch nicht von den OECD-Gutachtern, sondern von selbsternannten „Fachleuten” des IPPNW. Denen kann man, wie gesagt, nur empfehlen: Erst lesen, dann darüber schreiben.

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#31: Unwetter

Behauptung: Schon ein Gewitter kann das Aus bedeuten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein Stromausfall im Atomkraftwerk, der sogenannte Notstromfall, gehört zu den gefährlichsten Situationen in einem Reaktor. Ohne intakte Notstromversorgung fällt dann die Kühlung aus, es droht die Kernschmelze. Als Auslöser genügt oft schon ein simples Unwetter. Achtmal zwischen 1977 und 2004 führten Blitz oder Sturm in einem westdeutschen Atomkraftwerk zum Ausfall wichtiger Instrumente, zum gefürchteten Notstromfall oder gar, wie am 13. Januar 1977 im Atomkraftwerk Gundremmingen A, zum Totalschaden. Gefahren drohen auch durch Überschwemmungen: Im französischen Atomkraftwerk Blayais an der Atlantikküste fallen deswegen regelmäßig Teile der Kühlsysteme aus.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Auslöser des Unglücks in Gundremmingen A 1977 war kein Unwetter am Reaktor, sondern ein Ausfall der externen Hochspannungsleitungen, wodurch der Strom nicht mehr abtransportiert werden konnte und eine Drosselung der Leistung notwendig wurde. Hier kam es zu Fehlschaltungen, die in einer kontrollierten Flutung des Reaktorgebäudes mit Primärkühlwasser endeten. Zu der Schadensbeseitigung, die überschaubar gewesen wäre (das Wasser wurde abgepumpt, Dekontamination wäre denkbar gewesen), kamen durch Behördenauflagen noch weitere 180 Millionen DM an Kosten dazu. Da zwei weitere Reaktorblöcke bereits im Bau waren, hat man Block A stillgelegt.

Diesen 35 Jahre zurückliegenden Vorfall am ersten deutschen Leistungsreaktor als repräsentativ darzustellen ist so, als zöge man wegen Haarrissen an einer De Havilland Comet die Sicherheit moderner Linienmaschinen in Zweifel. In allen Fällen zeigt sich die Wirkung redundanter Sicherheitssysteme. So in Blayais, wo trotz hochwassergefluteten Kühlsystems und gewittergeschädigter Hochspannungsleitungen die Schnellabschaltung samt Notkühlung funktionierten – wie bei der Auslegung geplant.

Wer jeden Instrumentenausfall als „kurz vor dem Super-GAU” darstellt weiss es offenbar besser als internationale Fachgremien, Einrichtungen zur Reaktorsicherheitsforschung mit jahrzehntelanger Erfahrung und weltweit vernetzte Atomaufsichtsbehörden. Die ordnen fast allen derartigen Vorfällen nämlich nur geringe oder keine Relevanz zu.

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#32: Profitsucht

Behauptung: Im Zweifel gilt auch im Atomkraftwerk: Profit geht vor Sicherheit – selbst nach Explosionen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

»Leichenblass« kommt eine Gruppe Inspektoren Anfang 2002 aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel. Direkt neben dem Reaktordruckbehälter haben sie eine Rohrleitung begutachtet – beziehungsweise das, was davon noch übrig ist: 25 Trümmerteile. Am 14. Dezember 2001 hatte eine Wasserstoffexplosion das zehn Zentimeter dicke Rohr (Wandstärke: fünf bis acht Millimeter) auf drei Metern Länge in Stücke gerissen.

Der damalige Betreiber HEW (heute: Vattenfall) meldete eine »spontane Dichtungsleckage«, sperrte die Leitung ab – und ließ den Reaktor weiterlaufen. Es war schließlich Winter, die Strompreise an der Börse auf einem Rekordhoch. Erst als das Kieler Sozialministerium massiv Druck machte, fuhr HEW den Reaktor Mitte Februar herunter, um eine Inspektion zu ermöglichen. Das Atomkraftwerk musste anschließend 13 Monate vom Netz bleiben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Der Vorfall im Kernkraftwerk Brunsbüttel zeigt, dass die Kontrollstrukturen funktionieren. Die Leitung ließ sich während des Betriebs absperren, so dass der Reaktor sogar weiterlaufen konnte. In den zuständigen Ministerien wurden die Messdaten parallel analysiert, so dass auf eine sofortige Inspektion gedrängt wurde. Aber auch ohne diese Kontrolle wäre das geplatzte Rohr spätestens ein paar Monate später bei der Inspektion entdeckt worden.

Obwohl das geplatzte Rohr keine direkte sicherheitstechnische Bedeutung hatte, somit der Reaktor bis zur routinemäßigen Inspektion hätte weiterlaufen können, möchte man aus derartigen Vorfällen natürlich lernen. Das Meldesystem trägt somit dazu bei, dass die Sicherheit ständig verbessert werden kann, was man von vielen anderen Industrieanlagen kaum sagen kann.

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#33: Risiko Mensch

Behauptung: Menschen machen Fehler – im Atomkraftwerk ist das fatal.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ventil falsch bedient, Warnsignal übersehen, Schalter vergessen, Kommandos missverstanden, falsch reagiert – es gibt Dutzende von Fällen, bei denen nicht die Technik, sondern der Mensch für hochgefährliche Situationen im Atomkraftwerk verantwortlich ist. Das Risiko Mensch ist nicht kalkulierbar.

Ausgerechnet der Mensch, die Betriebsmannschaft, soll aber im Falle eines Störfalls wichtige, von der normalen Betriebsweise abweichende Notfallmaßnahmen durchführen, um eine Kernschmelze noch zu verhindern. Atomkraft verlangt fehlerfreie Menschen. Die gibt es aber nicht – schon gar nicht in extremen Stress-Situationen wie bei einem Störfall im Atomkraftwerk.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Keine Energietechnik reagiert so verzeihend auf menschliche Fehler wie die Kernenergie. Das beste Beispiel ist das Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg, wo 1979 ein Kühlmittelverluststörfall stundenlang unentdeckt blieb und zur Kernschmelze führte. Trotz eklatanter Fehlbedienungen, Missinterpretation von Anzeigen und vorangegangener Schlampereien bei der Wartung war der Fall sehr gut beherrschbar: Binnen weniger Stunden liefen die Kühlpumpen wieder, Radioaktivität wurde praktisch vollständig zurückgehalten und nach einem Monat war der Reaktor im „Cold Shutdown”. Totalverlust für den Betreiber, gesundheitliche Beeinträchtigungen der umliegenden Bevölkerung gab es jedoch nicht.

Solche Vorkommnisse in einer Chemiefabrik können weit schlimmere Folgen nach sich ziehen. Auch ein größerer Konstruktionsfehler in einem Stadion kann hohe Opferzahlen nach sich ziehen. Fehler sind gerade bei Kernkraftwerken fest einkalkuliert, insbesondere durch die passiven Barrieren, deren Wirksamkeit physikalisch bedingt immer garantiert ist. Neuere Reaktorkonzepte sehen sogar vor, dass der Reaktor stets passiv in einen sicheren Zustand fährt – ohne menschliches Zutun.

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#34: Borsäure

Behauptung: Mehrere Betreiber von Atomkraftwerken haben jahrelang systematisch die Betriebsvorschriften missachtet.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

17 Jahre lang startete das Atomkraftwerk Philippsburg ohne ausreichende Bor-Konzentration in den Notflutbehältern. Deren Inhalt soll bei einem Störfall den Reaktorkern fluten. Fehlt das Bor im Notflutwasser, hat das Fluten des Kerns einen Effekt wie Benzin ins Feuer gießen.

Die Betreiber störte das nicht. Sie setzten sich vielmehr mit voller Absicht über die Vorschriften im Betriebshandbuch hinweg. Ermittlungen ergaben, dass auch in anderen Atomkraftwerken jahrelang das Notkühlsystem wegen zu wenig Bor nicht voll funktionsfähig war.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Bor-Konzentration war zu jedem Zeitpunkt ausreichend, sie war nur 20% niedriger als vorgeschrieben. Dies geschah auch nicht 17 Jahre lang, sondern einmalig durch eine fehlerhafte Anzeige. Außerdem stand ein weiterer Notflutbehälter mit vorschriftsmäßiger Borkonzentration zur Verfügung.

Kippte man bei gleichzeitigem Versagen aller sonstigen Sicherheitsbarrieren (Regelstäbe, Kühlkreisläufe, usw.) tatsächlich unterboriertes Wasser in den „trockenen” Reaktor, wäre die Folge schlimmstenfalls eine kurzzeitige Leistungsabgabe. Auch im Reaktor selbst kann die Borkonzentration aber noch geregelt werden. Sollte dies auch nicht funktionieren, verdampfte das Wasser, und die Situation wäre wieder wie vorher. „Benzin ins Feuer gießen” ist hier also ein klein wenig übertrieben.

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#35: Kabelsalat

Behauptung: Fehler in der Elektrik sind in Atomkraftwerken gang und gäbe – mit gravierenden Folgen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Im Sommer 2006 steht Europa kurz vor der Katastrophe. Wegen konzeptioneller Fehler in der Verkabelung springen im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark nach einem Kurzschluss und Stromausfall die Notstromaggregate nicht an. Nur Minuten bleiben bis zum Beginn einer Kernschmelze. Kein Einzelfall: Im Atomkraftwerk Brunsbüttel stand wegen Fehlern in der Elektrik seit der Inbetriebnahme des Reaktors im Jahr 1976 keine ausreichende Notstromversorgung der Not- und Nachkühlsysteme zur Verfügung. Und das Atomkraftwerk Biblis musste gleich reihenweise falsche, lockere und schlampig ausgeführte Verkabelungen melden.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Alle vier Notstromaggregate am schwedischen Kernkraftwerk Forsmark sind planmäßig angesprungen, nur konnten zwei von ihnen durch einen Auslegungsfehler nicht mit dem internen Netz verbunden werden – ein Fehler, der nach 20 Minuten behoben war. Selbst bei einem Totalversagen aller Notstromaggregate (sie waren, wie gesagt, alle angesprungen) wäre man durch zahlreiche weitere Sicherheitsbarrieren von einer Kernschmelze immer noch weit entfernt gewesen. Und selbst eine Kernschelze hätte schlimmstenfalls Auswirkungen wie bei Harrisburg 1979 gehabt, keine „Europäische Katastrophe”.

Im Kieler Sozialministerium hat man sich daraufhin Sorgen gemacht und den Betreiber aufgefordert, für das Schleswig-Holsteinische Kernkraftwerk Brunsbüttel zu belegen, dass eine ausreichende Notstromversorgung jederzeit gewährleistet ist, was dieser auch umgehend tat. Dem Kieler Sozialministerium war dies jedoch egal, Nachbesserungen sollten trotzdem stattfinden. 1½ Jahre später heißt es dann von gleicher Stelle: „Der in Teilen der Presse verbreitete Eindruck, die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel entspreche nicht dem Regelwerk, ist zu korrigieren”. Sicherheit kann eben auch politisch missbraucht werden.

„…reihenweise falsche, lockere und schlampig ausgeführte Verkabelungen” in Biblis B sind grobe Übertreibung. Der einzige erwähnenswerte Vorfall war die falsche Verkabelung einer Feuerlöschpumpe im Jahre 2002, ein Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung. Sie wurde bei einer Routineüberprüfung bemerkt und umgehend beseitigt, außerdem stand eine zweite Pumpe betriebsbereit zur Verfügung.

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#36: Schlimmer als Tschernobyl

Behauptung: Ein Super-GAU in einem hiesigen Atomkraftwerk hätte noch schlimmere Folgen als Tschernobyl.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Atomkraftwerke in Deutschland haben kein Grafit im Reaktorkern, das Feuer fangen könnte wie in Tschernobyl. Daher würde die radioaktive Wolke nach einer Explosion nicht in so hohe Luftschichten getragen. Dafür stiege die radioaktive Belastung im Umkreis von einigen Hundert Kilometern massiv an. Deutschland ist siebenmal dichter besiedelt als die Region um Tschernobyl, das Rhein-Main-Gebiet etwa 30-mal so dicht. Es würden also deutlich mehr Menschen mit noch höheren Strahlendosen belastet.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Der Vergleich ist etwa so, als würde man bei einem Gaskocher lobend hervorheben, dass sich die Gasflasche im Falle eines Brandes günstig fortkatapultieren kann, was man von Elektrokochern nicht sagen kann.

Wassermoderierte Reaktoren können tatsächlich nicht brennen, auch können sie nicht nuklear „durchgehen“, was sich beides günstig auf den Unfallablauf auswirkt. Das Schreckensszenario einer „radioaktiven Wolke“, wie oben beschrieben, kann es daher auch nicht geben. Die rein hypothetischen Schadensszenarien wassermoderierter Reaktoren beziehen sich auf mögliche intern oder extern verursachte Leckagen, die austretenden Mengen an Radioaktivität sind entsprechend winzig.

Daraus folgt ebenso, dass Tschernobyl nicht auf Deutschland übertragen werden kann, denn in Deutschland steht kein Reaktor vom Typ Tschernobyl.

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#37: Krebs für Millionen

Behauptung: Bei einem Super-GAU in Deutschland müssen Millionen von Menschen mit schweren Gesundheitsschäden rechnen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat – unter Berücksichtigung der Erfahrungen von Tschernobyl – die zu erwartenden Gesundheitsschäden nach einem schweren Atomunfall in Deutschland abgeschätzt. Für den Fall eines Super-GAUs etwa im Atomkraftwerk Biblis rechnet sie mit 4,8 Millionen zusätzlichen Krebserkrankungen. Hinzu kommen alle anderen direkten und indirekten Gesundheitsschäden durch Strahlung, Evakuierung und Verlust der Heimat.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die hier zitierte Zahl von „4,8 Millionen zusätzlichen Krebserkrankungen” stammt ursprünglich nicht von der besagten Studie, sondern aus der 1989 angerfertigten Doktorarbeit des bekannten Antiatom-Lobbyisten und Volkswirtes Olav Hohmeyer, bzw. dessen Doktorvater Rudolf Hickel. Sie wird seitdem immer wieder zitiert. Aber wo haben Hohmeyer und Hickel sie her? Welche epidemiologischen Studien wurden angefertigt, welche Krebsregister durchforstet, wie viele Leute befragt, wie die jeweilige Strahlendosis ermittelt?

Schlägt man Hohmeyers Doktorarbeit auf, findet man von all dem nichts – die Zahl wurde lediglich aus der 1987 ausgestrahlten Fernsehsendung des NDR „Tschernobyl – ein Jahr danach” kopiert. Dies ist keine wissenschaftliche Quelle, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Jahr danach derartige statistische Untersuchungen unmöglich in begutachteter Form vorliegen können.

Es gibt eine gewaltige Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen, die sich dieser Thematik gewidmet haben. Die UN-Kommission zur Untersuchung gesundheitlicher Wirkung radioaktiver Strahlung, UNSCEAR, fasst in Kooperation mit der WHO all diese Ergebnisse in umfangreichen Berichten zusammen. Fazit des letzten Berichts von 2008: 6.000 zusätzliche Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs, von denen „wahrscheinlich ein großer Teil der Radioaktivität geschuldet ist”. Abgesehen davon, dass die Ursache dieser zusätzlichen Erkrankungen nicht restlos geklärt ist, sind dies aber auf jeden Fall keine „Millionen”. Bisher, 25 Jahre danach, sind übrigens nur 15-20 an ihrer Erkrankung gestorben.

Da in Deutschland kein Tschernobyl-Reaktor steht, ist diese Überlegung ohnehin rein hypothetisch. Dass Biblis-B ein paar Prozent seines Reaktorinventars freisetzt kann statistisch seltener als einmal in 100 Millionen Jahren erwartet werden, so eine 1997 angefertigte OECD-Studie.

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#38: Heimatverlust

Behauptung: Bei einem Super-GAU wird ein Gebiet von Zigtausend Quadratkilometern dauerhaft unbewohnbar.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Millionen von Menschen werden nach einem Super-GAU in einem deutschen Atomkraftwerk nicht mehr in ihre Häuser, Wohnungen, Betriebe zurückkehren können. Wo sollen sie leben, arbeiten, unterkommen? Wer kümmert sich um ihre Gesundheit? Wer kommt für ihren Schaden auf? Die Stromkonzerne sicher nicht – die sind dann längst pleite.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die stets wiederkehrende Behauptung der „Millionen Menschen” stützt sich ausschließlich auf die 1987 angefertigte Dissertation des Volkswirts Olav Hohmeyer, der seine absurd hohen Opferzahlen den Behauptungen einer NDR-Fernsehsendung über den Tschernobyl-Unfall entnommen und auf die deutsche Bevölkerungsdichte hochskaliert hat. Schon die Ausgangszahlen sind grob falsch, die Übertragung auf deutsche Verhältnisse erst recht, denn in Deutschland steht kein Reaktor vom Typ Tschernobyl.

Das schlimmste denkbare Szenario hat sich in Fukushima abgespielt, ausgelöst durch einen Tsunami historischen Ausmaßes. Die Evakuierung der 30-Kilometer-Zone war in Anbetracht der Kontaminierung, die etwa der natürlichen Radioaktivität in Teilen Finnlands und dem Schwarzwald entspricht, überflüssig. Die Freisetzung der Radioaktivität fand kontrolliert zur Entlastung des Containments statt. Die Sperrzonen werden zu 80% bis 2014 wieder dauerhaft bewohnt werden dürfen, der Rest einige Jahre später.

Alle deutschen Reaktoren sind mit sogenannten Wallmann-Ventilen ausgestattet, die im Falle einer Druckentlastung, sollte sie denn jemals notwendig werden, die Radioaktivität zurückhielten. Somit wäre die „Belastung” der Umgebung nochmals Größenordnungen geringer als in Fukushima und eine Evakuierung selbst nach den übertrieben strengen Strahlenschutzregeln überflüssig.

Wer sich so viel Sorgen um die Mitmenschen macht, sollte sich zunächst mal die Sicherheit von Staudämmen und Talsperren ansehen. Hier sind die Opfer real, die „Millionen Super-GAU-Opfer” hingegen rein hypothetisch.

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#39: Evakuierung

Behauptung: Die Evakuierung einer ganzen Region binnen weniger Stunden ist nicht möglich.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Katastrophenschutzpläne für Atomkraftwerke gehen davon aus, dass die radioaktive Wolke nach Beginn des Unfalls noch mehrere Tage im Reaktor zurückgehalten werden kann – Zeit, um die Bevölkerung zu evakuieren.

Was aber, wenn ein Flugzeug, ein Erdbeben oder eine Explosion das Atomkraftwerk zerstört? Oder wenn, wie etwa in Krümmel möglich, der Sicherheitsbehälter binnen Minuten durchschmilzt? Dann bleiben, je nach Wetterlage, gerade einmal ein paar Stunden, um ganze Regionen zu räumen.

Neue Ausbreitungsrechnungen zeigen, dass die Strahlenbelastung selbst in 25 Kilometer Entfernung und bei Aufenthalt im Haus binnen weniger Stunden so hoch ist, dass sie in der Hälfte der Fälle zum Tod führt. Die radioaktive Wolke macht dort sicher nicht halt. Für alle weiter entfernten Gebiete aber gibt es gar keine Evakuierungspläne.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Organisation Greenpeace, von der diese völlig neuartigen Strahlenschutzerkenntnisse und „neuen Ausbreitungsrechnungen” angeblich stammen, bleibt die zugehörigen Studien selbst leider schuldig. Es handelt sich demnach offensichtlich um einen makaberen PR-Gag, der nichts über Kernkraftwerke, aber viel über Greenpeace aussagt.

Das angebliche Durchschmelzen des Sicherheitsbehälters kann nur stattfinden, wenn der Reaktorkern selbst bereits geschmolzen ist und den Reaktordruckbehälter durchdrungen hat. Dazu müssen sämtliche anderen aktiven wie passiven Sicherheitsbarrieren bereits versagt haben, und das dauert mehrere Tage, wie Fukushima gezeigt hat. Und selbst dann befindet sich unter dem Sicherheitsbehälter jede Menge Beton, mit dem sich die Kernschmelze vermischt und langsam erstarrt. Frei werden schlimmstenfalls einige flüchtige Radionuklide, und auch nur, wenn das Reaktorgebäude beschädigt ist. An diesen Abläufen können weder Flugzeuge, Erdbeben und Explosionen etwas ändern.

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#40: Jod-Mangel

Behauptung: Jod-Tabletten nützen nichts, wenn man das Haus verlassen muss, um sie zu erhalten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Jodtabletten sollen im Falle eines Atomunfalls die Strahlenbelastung durch radioaktives Jod vermindern. Doch nur im engsten Umkreis um Atomkraftwerke wurden die Tabletten bereits vorsorglich an die Haushalte verteilt. In allen anderen Gebieten sind sie im Rathaus gelagert oder müssen erst noch eingeflogen werden. Abholen wird schwierig: denn der Katastrophenschutzplan rät, das Haus nicht zu verlassen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Jodtabletten schützen nicht vor Strahlung, sie verhindern nur die Aufnahme radioaktiven Jods. Dieses muss, sollte es einen Reaktor verlassen, erst mal durch die Nahrungskette, d.h. aufs Gras über Kühe in die Milch, was einige Tage dauert. Warum sollte man aber im Zeitalter des internationalen Waren- und Nahrungshandels und strengster Lebensmittelkontrollen ausgerechnet die kontaminierte Milch aus der Umgebung eines havarierten Kernkraftwerks trinken?

Der Mythos „Jodtabletten” stammt aus der Zeit des kalten Krieges, als man mit einem nuklearen Fallout kontinentalen Ausmaßes gerechnet hat. Die Einnahme stabilen Jods sollte es dann ermöglichen, auch kontaminierte Nahrung zu verzehren, sollte nichts anderes mehr zu beschaffen sein.

Die zentrale Lagerung stabiler Jod-Tabletten ist sehr sinnvoll, da eine Einnahme zu Nebenwirkungen führen kann, die die Auswirkungen radioaktiven Jods bei weitem übersteigen. Die Gefährlichkeit des radioaktiven Jods hingegen konnte nie nachgewiesen werden, selbst bei hochbestrahlten Patienten (Radiojodtherapie).

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#41: Wirtschafts-Kollaps

Behauptung: Ein Super-GAU führt zum volkswirtschaftlichen Zusammenbruch.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein Super-GAU in einem Land wie Deutschland würde einen Schaden von 2,5 bis 5,5 Billionen Euro verursachen. Das hat die Prognos AG bereits vor 20 Jahren in einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium errechnet. Inflationsbereinigt wäre die Summe heute sicher noch höher anzusetzen.

Zum Vergleich: Die Konjunkturpakete der 20 größten Wirtschaftsnationen der Welt zur Abfederung der aktuellen Wirtschaftskrise haben alle zusammen ein Volumen von insgesamt 3,5 Billionen Euro.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die bis zu 5,5 Billionen Euro basieren auf der Behauptung, Tschernobyl hätte 240 000 Strahlenkrebsopfer gefordert, von denen die Hälfte daran stirbt. In die Welt gesetzt wurde diese Zahl 1987 duch den Fernsehjournalisten Gerhard Bott. Von dort wanderte sie über die Doktorarbeit des Volkswirtschaftlers Olav Hohmeyer in die „Studie” der Prognos AG. Der letzte UNSCEAR/WHO-Report 2008 zu Tschernobyl stellt hingegen klar: Es wurde ein Anstieg von 6.000 Schilddrüsenkrebserkrankungen beobachtet, von denen knapp 20 bisher daran gestorben sind. Wieviele davon durch Radioaktivität verursacht wurden bleibt unklar. Die Übertreibung ist also mindestens ein Faktor 40 bis 6.000.

Auch wird hier suggeriert, die Freisetzung des radioaktiven Inventars würde bei einem Reaktor wie Biblis-B mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftreten wie beim Tschernobyl-Reaktor. Eine 1997 durchgeführte OECD-Studie berechnet jedoch, dass mit einem derartigen Ereignis schlimmenfalls alle 100 Millionen Jahre zu rechnen ist. Ereignisabläufe wie in Tschernobyl sind bei Reaktoren westlicher Bauart in ihrer Auswirkung eher mit Three Mile Island bei Harrisburg 1979 zu vergleichen, bei dem keine Verletzten auftraten.

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#42: Atommüllberge

Behauptung: Atomkraft erzeugt jede Menge Atommüll.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Rund 12.500 Tonnen hochradioaktive abgebrannte Brennelemente sind in den deutschen Atomkraftwerken bisher angefallen. Jedes Jahr kommen rund 500 Tonnen hinzu. Plus Tausende Kubikmeter schwach- und mittelaktiven Mülls. Plus alles, was in Luft und Wasser landet. Plus die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Plus die Abfallhalden des Uranbergbaus. Plus das abgereicherte Uran aus der Anreicherungsanlage. Plus die Atomanlagen selbst, denn auch die müssen irgendwann »entsorgt« werden.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

12.500 Tonnen Abfall – pro Bundesbürger sind das gerade 160 Gramm. Keine Industrie erzeugt so wenig und so gut handhabbaren Abfall.

2,6 Millionen Tonnen chemischer Sondermüll lagern hingegen allein in Herfa-Neurode, der größten Gifmülldeponie der Welt – das ist die 200-fache Menge des gesamten produzierten hochradioaktiven „Atommülls”, der weitaus harmloser ist und außerdem mit der Zeit immer ungiftiger wird.

Im Gegensatz zu nuklearen Endlagern schert man sich um die Lagerung des weitaus giftigeren und in viel größeren Mengen produzierten chemischen Sondermülls herzlich wenig. So wurde Herfa-Neurode damals von Joschka Fischer (Bündnis 90/Grüne) kurzerhand genehmigt, während der Streit um Gorleben noch heute läuft.

Dabei könnte man die ohnehin äußerst geringen nuklearen Abfallmengen praktisch komplett verschwinden lassen. Die dafür nötige Technik, zum Beispiel den „Schnellen Brüter” SNR-300, hatte man schon in den 80er Jahren fertig gebaut. Ausgerechnet dieser extrem umweltfreundliche Reaktor, der aus den „Abfällen” auch noch Energie gewonnen hätte, wurde von der Antiatom-Bewegung noch vor der Inbetriebnahme abgerissen. Nun steht dort ein Vergnügungspark.

Die heute üblichen, radiologisch relevanten genutzten Bauteile eines Kernkraftwerks strahlen wesentlich schwächer als frühere Materialien, sodass der größte Teil nur wenige Jahre bis Jahrzehnte während der Rückbauphase abklingen muss – ohne Zwischen- oder Endlagerung. Lediglich etwa ein Drittel des Reaktordruckbehälters, was zusammengerechnet gerade einmal einem Sechstel des anfallenden hochaktiven „Abfalls“ entspricht, muss länger gelagert werden. Dieses Material strahlt nun aber schwächer als Natururan und muss nicht über geologische Zeiträume endgelagert werden. Alles andere kann konventionell entsorgt oder verwendet werden.

Das abgereicherte Uran (über 99% U-238 mit einer Halbwertszeit von 4,5 Mrd. Jahren) ist nun weniger als schwach radioaktiv und somit alles andere als gefährlicher Müll. Es kann problemlos wie Blei gehandhabt werden.

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#43: Entsorgungslüge

Behauptung: Noch kein einziges Gramm Atommüll ist schadlos entsorgt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

»Zur Frischhaltung von Lebensmitteln« würde er dienen – mit solchen Versprechen wischten Experten Mitte der 1950er Jahre kritische Fragen nach der Entsorgung von Atommüll beiseite. Ohne sich um das Entsorgungsproblem zu kümmern, bauten sie einen Reaktor nach dem anderen. Von den vielen Millionen Tonnen strahlenden Abfalls ist bis heute noch kein Gramm schadlos entsorgt.

Rechtlich gesehen darf in Deutschland überhaupt kein Atomkraftwerk betrieben werden, solange die Entsorgung des Atommülls nicht gesichert ist. Als ›Entsorgungsvorsorgenachweis‹ dienten wahlweise die undichte und einsturzgefährdete Atommüllkippe Asse II, die Erkundungsarbeiten im Salzstock Gorleben, der Bau der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Wackersdorf, die Atommüll-Transporte ins Ausland sowie aktuell die ›geordnete Zwischenlagerung‹ der abgebrannten Brennelemente in Castor-Behältern in oberirdischen Hallen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Tausende von Tonnen schwach- und mittelaktiven Abfalls sind in der Asse bereits schadlos entsorgt – deutlich mehr als „kein Gramm”. Die Asse ist in Bezug auf die eingelagerten Stoffe auch keineswegs „undicht”, wie zahlreiche Gutachten klar belegen. Der Bau selbst ist so eingesturzgefährdet wie jedes andere alte Bergwerk, mit der Sicherheit der bereits eingelagerten Stoffe hat dies jedoch überhaupt nichts zu tun.

Bereits 1959, lange vor Inbetriebnahme der ersten deutschen Leistungsreaktoren, empfiehlt die Bundesanstalt für Bodenforschung die Einlagerung radioaktiver Abfälle in Salzformationen. Sechs Jahre und mehrere Studien später wird die Asse als Forschungsbergwerk gekauft. Dieser kurze Abriss plus die enormen Rücklagen der Energieversorger zeigt bereits, wie unsinnig die Behauptung ist, man hätte Fragen nach der Entsorgung „beiseite gewischt”. Sie war vielmehr von Anfang an Teil des Gesamtkonzepts.

Wiederaufarbeitungsanlagen hätten die ohnehin sehr geringe Abfallmenge nochmals deutlich reduzieren können. Deren Bau wurde aber aus rein politischen Motiven verhindert; Transporte ins Ausland waren die Folge. Ebenso verhindert wurde der „Schnelle Brüter”, der die Abfallmenge um einen Faktor 100 (!) reduziert hätte. Auch das Endlager Gorleben, obwohl durch zahlreiche Gutachten und Erkundungen immer wieder als sicher eingestuft, wurde durch die Suche nach dem „Haar in der Suppe” seitens der Antiatombewegung massiv verzögert. Bis dahin lagert der Abfall eben oberirdisch in Castoren – so wollen es anscheinend die Kernkraftgegner.

Übrigens: Die Bestrahlung von Lebensmitteln gehört zu den ältesten, etabliertesten und effektivsten Methoden der Konservierung.

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#44: Technisch ungelöst

Behauptung: Die Endlagerung ist noch nicht einmal technisch gelöst.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

70 Jahre nach Entdeckung der Kernspaltung ist noch nicht einmal klar, wie man den hochradioaktiven Abfall lagern müsste, damit er nicht zur Gefahr für Mensch und Umwelt wird – geschweige denn, wo.

Anders als die Atomlobby glauben machen will, sind viele Sicherheitsfragen in puncto Endlager weiterhin völlig ungeklärt. So nahmen die USA wegen schwerwiegender Gefahren für Mensch und Umwelt unlängst Abstand von ihrem Endlager-Projekt in den Yucca Mountains. Das schwedische Konzept der Endlagerung in Granit-Urgestein steht ebenfalls vor dem Aus (siehe auch # 61). Und was den Salzstock in Gorleben angeht: Der ist in weiten Teilen von Grundwasser überströmt. Nach den Erfahrungen mit den Wassereinbrüchen in der Atommüllkippe Asse II sollten sich weitere Diskussionen über die ›Eignung‹ Gorlebens als Endlager eigentlich erübrigt haben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Wer behauptet, die Lagerung hochradioaktiven Abfalls sei ungelöst, stellt die Ergebnisse von Jahrzehnten radiochemischer und geologischer Forschung mit hunderten von begutachteten Publikationen in Frage. Bereits auf der Genfer UN-Konferenz zur friedlichen Nutzung der Kernenergie im Jahre 1955 wurden Salzformationen als Endlagerstätten, die Millionen Jahre sicher sind, vorgeschlagen – dies wurde durch unzählige Gutachten immer wieder bestätigt.

Von der Antiatombewegung wird das Eindringen kleiner Wassermengen in einen Salzstock wie in Asse immer wieder als grundlegendes Sicherheitsproblem dargestellt. Dabei wurde dies von Anfang an in sämtlichen Gutachten berücksichtigt und als irrelevant eingestuft. Daran ändert auch das Überströmen durch Grundwasser nichts.

Dass über Jahrzehnte aufgrund von Erkenntnisgewinn oder veränderten ökonomischen Umständen eine Endlageroption zugunsten einer anderen aufgegeben wird, hat mit der geologischen Eignung nicht das geringste zu tun. Die Beendigung des Endlager-Projekt in den Yucca Mountains beispielsweise hatte keine sicherheitstechnischen, sondern infrastrukturelle und konzeptionelle Gründe, wie das amerikanische Energieministerium ausdrücklich betont. Hier ist in den letzten Jahren vor allem die Weiterverwendung der „Abfälle” in Brutreaktoren vorgesehen, wie sie in Deutschland von der Antiatombewegung boykottiert wurde. Diese Technik macht eine Endlagerung ohnehin überflüssig.

Das schwedische Konzept steht mitnichten „vor dem Aus”. Vielmehr passt man sich auch hier dem internationalen Trend einer Abkehr von Endlagerkonzepten hin zur Rückholbarkeit für Brutreaktoren an. Schade, dass diese Entwicklung an Deutschland vorüber geht, war es doch einst mit dem „Schnellen Brüter” führend.

Bei ASSE II ist objektiv kein radiologisch relevantes Problem vorhanden, siehe auch die Antwort zu #46.

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#45: 1.000.000 Jahre

Behauptung: Atommüll ist eine Million Jahre lang eine strahlende Gefahr.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Bis die Strahlung der radioaktiven Abfallstoffe aus den Atomkraftwerken einigermaßen abgeklungen ist, dauert es ungefähr eine Million Jahre. So lange muss der Atommüll von Mensch und Biosphäre ferngehalten werden.

Hätten die Neandertaler vor 30.000 Jahren Atomkraftwerke betrieben und ihren Atommüll irgendwo vergraben, so würde er heute noch tödlich strahlen – und wir müssten wissen, wo wir unter keinen Umständen graben dürften.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Das Abklingen dauert nicht eine Million, sondern gut 100.000 Jahre. Und dies auch nur wegen des Plutoniums, welches aber keinesfalls Müll, sondern wertvoller Brennstoff für Schnellspalt-Reaktoren ist. Deren Inbetriebnahme hat die Anti-Atombewegung in der 80er Jahren allerdings erfolgreich zu verhindern gewusst (Kalkar).

Da die Beseitigung und gleichzeitige Nutzung von Plutonium technisch längst gelöst ist bleiben nur die Spaltprodukte als tatsächliches Abfallproblem. Hier ist die Lagerzeit nur noch einige 100 Jahre. Die Abfallmenge ist dabei extrem gering: Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang seinen Strom ausschließlich aus Kernenergie bezieht, hinterlässt dabei gerade einmal 100 Gramm. Und die strahlen mit 1 TBq so schwach, dass man sie sich sogar, geschirmt mit einigen Zentimetern Blei, unters Bett legen könnte.

Die in etwa 1 Millionen Jahren dominierenden, wenigen beweglichen Spaltprodukte, die dann vollständig in die Biosphäre übertreten könnten, erhöhen die Belastung um maximal 50% der natürlichen Belastung, wenn sie komplett in die Menschen verteilt gelangen würden – dies ist ungefährlich. Da dies aber eine Überschreitung von radiobiologisch unbegründbaren, politisch motiverten Grenzwerten bedeuten könnte, gibt man mehrere Milliarden Euro für unnötige Endlagersuchen aus und wirft den Energieversorgern auch noch vor, dass sie dafür nicht aufkommen wollen.

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#46: Atommüllkippe Asse II

Behauptung: Das Versuchsendlager Asse säuft schon nach 20 Jahren ab.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

126.000 Fässer Atommüll entsorgten Atomindustrie und Atomforscher zwischen 1967 und 1978 nahezu kostenlos im »Versuchsendlager« Asse II. Das ehemalige Salzbergwerk sei jahrtausendelang sicher, beteuerten Experten, ein Wassereinbruch ausgeschlossen.

20 Jahre später fließen täglich 12.000 Liter Wasser in die Stollen. Inzwischen sind die ersten Fässer undicht, die Grube einsturzgefährdet.

Um eine großräumige Verseuchung des Grundwassers zu vermeiden, muss der ganze Müll nun wieder raus. Die Kosten dafür – die Rede ist von bis zu 4 Milliarden Euro – müssen nicht etwa die Verursacher, sondern die Steuerzahler tragen. Dafür änderten CDU und SPD im Jahr 2009 eigens das Atomgesetz.

Asse II galt offiziell als »Pilotprojekt« für das geplante große Endlager im Salzstock Gorleben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Nicht die Anzahl der Fässer zählt, sondern die eingelagerte Aktivität. Die ist nämlich mit 4.600 Terabecquerel gerade mal so groß wie die natürliche Radioaktivität des umgebenden Salzes plus Erdreich. Auch handelt es sich nicht um einen „Wassereinbruch”, sondern um ein tief unterirdisches Einsickern, verursacht durch den seitlichen Gebirgsdruck und die hundert Jahre betriebene Aushöhlung. Die Deckschichten hemmen den Durchtritt zur Biosphäre. Ein Einsturz der Grube, verursacht durch das eingedrungene und dann abtragende Wasser, würde diese Verhältnisse deutlich verbessern.

Die Wasserzuflüsse waren in der Vergangenheit schon deutlich höher, bis zu 100.000 Liter pro Tag vor 70 Jahren, im Bergbau nichts Ungewöhnliches und in allen Asse-Studien immer bekannt gewesen. Dagegen sind die heutigen Zuflüsse eher gering, gut unter Kontrolle und unter ständiger Beobachtung.

Die Asse war auch kein »Pilotprojekt« für Gorleben, sondern diente der Erprobung von Einlagerungstechniken anhand schwach- bis mittelradioaktiver Abfälle. Der Zustand des Bergwerks war dabei von Anfang an bekannt, deshalb wurde die Asse auch nie als Endlager für größere Mengen hochradioaktiven Abfalls in Betracht gezogen. Aber selbst, wenn das jetzige Inventar auf völlig undenkbaren Wegen schlagartig freiwerden und sich gleichmäßig im Umkreis von 1 km in der Erdkruste verteilen würde, stiege dort die natürliche Radioaktivität gerade auf das Doppelte an – was völlig ungefährlich wäre. Von einer „großräumigen Verseuchung” kann überhaupt keine Rede sein. Selbst eine vollständige Einleitung in den Bodensee ergäbe eine Aktivität von 100 Bq je Liter – ebenso unbedenklich. Eine Verlagerung des Abfalls ist also völlig unnötig, doch wenn man es trotzdem täte, ließen sich die Kosten ohne Probleme einpreisen: Es wären weniger als 0,1 Cent je kWh.

Der völlig unberührte und in seiner gesamten Ausdehnung ungleich größere Salzstock Gorleben ist von diesen Problemen nicht im Geringsten betroffen. Die unzähligen Studien belegen dies.

Unsere Quellen

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#47: Kein Endlager

Behauptung: Weltweit gibt es bis heute kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Müll.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein Atommüll-Endlager müsste ein geologisch über sehr lange Zeiträume stabiler Ort sein. Seine Umgebung dürfte chemisch möglichst nicht mit dem eingelagerten Müll und den Behältern reagieren. Der Ort müsste weit weg von der Biosphäre, von potenziellen Rohstoffquellen und von menschlichen Einflüssen liegen. Das Gebiet dürfte nicht ins Meer entwässern.

Weltweit hat bisher niemand einen solchen Ort gefunden. Ob es ihn gibt, ist mehr als fraglich.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Weltweit gibt es unzählige Orte für eine sichere Endlagerung hochradioaktiven Mülls, ob in Salzgestein, in Granit, in Eis oder in der Wüste.

Beispielsweise ist das geplante Gorleben-Endlager geologisch über sehr lange Zeiträume stabil. Das Salz reagiert chemisch kaum mit dem eingelagerten Müll und Behältern (z.B. HAW-Kokillen). Eine Einlagerung tief im Salzgestein ist weit weg von der Biosphäre, von potentiellen Rohstoffquellen und von menschlichen Einflüssen. Die Entwässerungsrichtung des Gebietes ist dafür irrelevant. Ständiges Wiederholen des Gegenteils ändert nichts an den wissenschaftlichen Fakten, wie sie in einer Vielzahl begutachteter geologischer, chemischer und radiologischer Publikationen veröffentlicht wurden. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche derartige Orte.

Ob man sie angesichts von Brutreaktoren, wie sie weltweit entwickelt aber in Deutschland von der Antiatombewegung blockiert werden, nutzen will, ist mehr als fraglich.

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#48: St. Florian

Behauptung: Niemand will den Atommüll haben.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Seit 2005 wandern abgebrannte Brennelemente in Castor-Hallen direkt bei den Atomkraftwerken. Das brachte und bringt nicht wenige Atom-Fans zwischen Brunsbüttel und Ohu in schwere Argumentationsnöte. Der Atommüll dürfe keinesfalls in ihrer Nachbarschaft gelagert werden, fordern sie. Nur der Reaktor (der Geld in die Gemeindekassen spült), der müsse unbedingt weiterlaufen …

Auch die CSU will unbedingt Atomstrom – aber keinesfalls Atommüll in der Nähe Bayerns. Mit Diskussionen über mögliche Endlagerstandorte, warnt sie, „zünden wir die ganze Republik an“.

Richtig ist …

Die Bedenken dürften sich weniger gegen angebliche Gefahren durch den „Atommüll” als gegen gefährliche Aktionen radikaler Kernkraftgegner richten. Diese haben ja in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass sie für den „guten Zweck” gerne mal Menschenleben gefährden.

Wer sich richtig informiert, z.B. durch die 100 guten Antworten, findet schnell heraus, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen der Bevölkerung durch Zwischen- oder Endlager nicht zu erwarten sind und auch noch nie nachgewiesen wurden – weltweit. Auch trifft die Behauptung, Endlager möchte man weit weg haben, zumindest auf Schweden und Spanien gar nicht zu. Dort ist die Mehrheit der Bevölkerung dafür, mehrere Gemeinden haben sich als Standort beworben und Olkiluoto betreibt neben mehreren Kernkraftwerken auch gerne noch ein Endlager .

Im Übrigen ist eine unzugängliche Endlagerung gar nicht sinnvoll, enthalten die Stoffe doch noch 100 mal so viel nukleare Energie, wie ihnen bisher entnommen wurde. Schnellspaltreaktoren, wie sie bereits in der Erprobungsphase sind, können diese Energie nutzen – eine Zwischenlagerung in Castor-Hallen ist also sehr sinnvoll.

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#49: Castor-Tricks

Behauptung: Atommüll-Behälter sind nur unzureichend getestet.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Castor-Behälter sind sicher, heißt es. Aber nicht jedes Modell wird  realen Tests unterzogen. Oft fallen und brennen nur verkleinerte Modelle. Oder es gibt nur Simulationen.

Manchmal jedoch passen deren Ergebnisse nur schlecht mit der Realität zusammen. So wie im Frühjahr 2008 bei einem neuen Castor-Typ. Da hatte der Hersteller, damit seine praktischen und theoretischen Messergebnisse besser übereinstimmten, »frei gewählte Parameter « eingeführt. Das ging selbst dem Bundesamt für Materialforschung (BAM) zu weit. Es verweigerte zunächst die Zulassung. Deswegen konnte 2009 kein Castor-Transport rollen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Gesetze der Mechanik sind bekannt und müssen nicht immer wieder aufs Neue getestet werden. Man baut auch nicht Häuser und Brücken im Maßstab 1:1 „zum Testen” auf. Simulationen können hier sehr viel genauer und aufschlussreicher sein. Wo das Optimum zwischen Simulationen, Modelltests und Realtests liegt, entscheiden die Experten.

Diesen Experten als Laie eine bessere Vorgehensweise zu empfehlen mag einfach nur naiv sein. Dreist und peinlich ist es hingegen, mitten aus einem laufenden Zulassungsverfahren den Begriff „freier Parameter”, aus dubioser Quelle aufgeschnappt, zu zitieren. Ohne einen entsprechenden wissenschaftlich-technischen Kontext, der in keiner der Quellen genannt wird, ergibt dieser Begriff überhaupt keinen Sinn.

Die Behälterzulassung erfolgte schließlich im September 2009.

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#50: Wiederaufarbeitungslüge I

Behauptung: Die sogenannte Wiederaufarbeitung von Brennelementen macht aus Atommüll noch mehr Atommüll.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Wiederaufarbeitungsanlage – das klingt ein bisschen nach Recyclingstation. Tatsächlich wird nur etwa ein Prozent des wiederaufgearbeiteten Atommülls in neue Brennelemente eingebaut: das Plutonium. Unter dem Strich gibt es nach der Wiederaufarbeitung mehr Atommüll als zuvor. In Frankreich heißen Wiederaufarbeitungsanlagen daher schlicht ›usine plutonium‹, Plutoniumfabrik.

Wiederaufarbeitungsanlagen sind auch die größten radioaktiven Dreckschleudern der Welt. Die sogenannten MOX-Brennelemente (mit Plutonium aus der Wiederaufarbeitung) sind bei Herstellung, Transport und Einsatz im Atomkraftwerk noch deutlich gefährlicher als frische Brennelemente nur aus Uran. Daneben liefert die ›Plutoniumfabrik‹ auch den Rohstoff für Atombomben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Ein Prozent des „Atommülls” – das soll nach wenig klingen. Bedenkt man aber, dass dieses eine Prozent Plutonium 99,99% der Langzeit-Radiotoxizität ausmacht, also praktisch das gesamte Endlagerproblem dominiert, ist das sehr viel. Dieses Plutonium kann nun, eingebaut in MOX-Brennelemente, wie das angereicherte Uran gespalten werden. Man halbiert also die Endlagermenge bei gleichzeitiger Verdoppelung des Energiegewinns. Ein besseres Beispiel für „Recycling” kann man sich kaum vorstellen.

Eine Verdünnung des Abfalls als „Vergrößerung” zu bezeichnen ist mehr als irreführend. Die geringen Mengen an Emissionen von Wiederaufarbeitungsanlagen sind unterhalb der strengen Freigrenzen und stellen somit überhaupt keinen Abfall mehr dar. Sollte jemand bei den Emissionen, wie suggeriert, Rechtsverletzungen festgestellt haben, steht in traditionellen Rechtsstaaten wie Frankreich und Großbritannien der Rechtsweg offen. Dieser wurde bisher offenbar nicht beschritten.

Prinzipiell kann auch waffenfähiges Plutonium in einer Wiederaufarbeitungsanlage abgetrennt werden, nur trifft dies auf die normalen Brennelemente, die jahrelang in Leichtwasserreaktoren waren, definitiv nicht zu. Auch besteht daran überhaupt kein Interesse mehr, denn mit Anreicherungsanlagen für Uran kann das gleiche militärische Ziel viel effektiver erreicht werden – völlig unabhängig von Kernkraftwerken und Wiederaufarbeitung.

Unsere Quellen

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#51: Atommüll am Strand

Behauptung: Wiederaufarbeitungsanlagen sind radioaktive Dreckschleudern.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien) geben große Mengen radioaktiver Stoffe an die Luft, den Ärmelkanal und die Irische See ab. In der Umgebung der Anlagen ist die Blutkrebsrate (Leukämie) bei Jugendlichen bis zu zehn Mal so hoch wie im Landesdurchschnitt.

Greenpeace nahm vor einigen Jahren am Abflussrohr von Sellafield ein paar Schlammproben. Bei der Rückkehr wurden diese von den deutschen Behörden umgehend beschlagnahmt – es handelte sich schließlich um Atommüll.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Der alte und sehr medienwirksame Mythos der „Leukämie-Häufung” in der Umgebung kerntechnischer Anlagen wird trotz mehrfacher Widerlegung immer wieder aufgewärmt. Dabei werden mehrere Fakten ständig ignoriert. Zum einen können die Strahlenwerte, die gerade in der Umgebung solcher Anlagen besonders streng überwacht werden, unmöglich die Ursache sein, andernfalls hätte man schon allein durch Schwankungen der natürlichen Radioaktivität gigantische Auswirkungen mit sehr deutlichem Zusammenhang festgestellt. Desweiteren ist Leukämie bekannt, gehäuft aufzutreten. Gelegentlich tauchen derartige Häufungen, sogenannte „Cluster”, auch in der Nähe kerntechnischer Anlagen auf, aber eben nicht ungewöhnlich häufig. All diese Fakten hat insbesondere der 14. COMARE-Report von 2011 klargestellt.

Ansonsten sind die Emissionswerte von Sellafield, selbst die von Greenpeace gemessenen, bedeutungslos. Dies sieht man allein schon daran, dass die Greenpeace-Mitarbeiter, die direkt neben dem Abflussrohr gefischt haben, noch bei bester Gesundheit waren. Hätten sie an einem Fäkalienabfluss getaucht, könnte man daran zweifeln. Die Anlagen, früher militärischen Zwecken dienend, wurden und werden für die Zivilnutzung stark verbessert. Nach Angaben des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts haben sich die damals ohnehin eher geringen Emissionen seitdem auf ein Hundertstel reduziert. Die dort zitierte OECD bescheinigt, wie die Messwerte auch zeigen, keine nennenswerte radiologische Mehrbelastung (siehe auch #50).

Die angebliche Beschlagnahme der Greenpeace-Schlammproben überrascht wenig – auch gewöhnliche Bananen haben schon den Strahlenalarm der empfindlichen Sensoren ausgelöst. Vermutlich wurde der Schlamm aber aus ganz anderen Gründen beschlagnahmt, über die hier nicht weiter spekuliert werden soll. Die Proben mit einer Intensität von grob 10 Kilobequerel pro Kilogramm, darunter kleine Mengen Aktinide, sind, selbst wenn man sie essen würde, radiobiologisch nicht gefährlich, überschreiten aber absurd niedrige deutsche Grenzwerte für die Freigabe. Deshalb ist dies aber kein „Atommüll“, sondern wird auf normalem Wege entsorgt, eventuell dekontaminiert.

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#52: Wiederaufarbeitungslüge II

Behauptung: An den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien lagern noch immense Atommüllmengen aus Deutschland.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Mehrere Tausend Tonnen abgebrannte Brennelemente haben die Atomkraftwerksbetreiber in den vergangenen Jahrzehnten zu den Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield transportiert. Nur ein kleiner Teil dieses Mülls kam bisher per Castor-Transport nach Deutschland zurück. Der große Rest liegt noch immer im Ausland auf Halde.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Bei dem „großen Rest” handelt es sich im wesentlichen um Uran, wie man der 1. Literaturquelle des Grundes #52 entnimmt, das in seiner Zusamensetzung dem Natururan ähnlich ist. Letzteres würde man wohl kaum als „Müll” bezeichnen, hat man es doch mit großem Aufwand aus dem Boden geholt. Das ist genau das Gegenteil von Müll, nämlich Rohstoff.

Die Nutzungsrechte für dieses Uran liegen ursprünglich bei den deutschen Energieversorgungsunternehmen, die diese im Zuge des deutschen „Atomausstiegs” vermutlich entgeltlich an Dritte abgetreten haben. Dass man es nicht exakt wie Natururan verwenden kann (d.h. anreichern und zu Brennelementen verarbeiten) liegt an der leichten Isotopenverunreinigung – die Bearbeitung wäre aufwändiger als die von Natururan. Da aber auch dessen Förderung mit der Zeit aufwändiger wird, lohnt es sich früher oder später. Auch neue Techniken wie die Laser-Anreicherung können dieses Uran sehr schnell attraktiv machen. Derweil liegt es eben „auf Halde”.

Als Brennstoff für Reaktoren vom Typ „Schneller Brüter” wäre es unmittelbar geeignet, aber der war ja von der Antiatombewegung nicht erwünscht.

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#53: Atommüllkippe Morsleben

Behauptung: Westdeutsche Atomkonzerne kippten skrupellos ihren Müll ins DDR-Endlager Morsleben.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Bergeweise stapelten sich Ende der 1980er Jahre die Atommüllfässer an den westdeutschen Atomkraftwerken. Zum Glück kam die Wiedervereinigung – und Bundesumweltministerin Angela Merkel. Zusammen mit den Abteilungsleitern Walter Hohlefelder und Gerald Hennenhöfer erlaubte sie den Atomkonzernen, ihren Strahlenmüll für einen Spottpreis ins ehemalige DDR-Endlager Morsleben zu kippen. Dieses ist inzwischen einsturzgefährdet, die Sanierung kostet die Steuerzahler über 2 Milliarden Euro.

Merkel wurde Bundeskanzlerin, Hohlefelder Chef von E.ON und Präsident des Lobbyvereins Deutsches Atomforum. Hennenhöfer ist seit Ende 2009 wieder Chef der Bundesatomaufsicht.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die gesamte in Morsleben eingelagerte Radioaktivität beträgt gerade einmal das Sechsfache einer in der Medizin gebräuchlichen Quelle für die Strahlentherapie. Selbst die Umgebung des Salzstocks verfügt über eine höhere natürliche Aktivität als das eingelagerte Inventar. Die gesamte Morsleben-Debatte entpuppt sich damit als reines Politikum und die 2 Milliarden Euro dürften eher den Bund der Steuerzahler interessieren.

Morsleben und Asse sind, wie alle älteren Bergwerke, grundsätzlich einsturzgefährdet, sie wurden über 100 Jahre systematisch ausgehöhlt. Dies ist aber auch keine Neuigkeit, deshalb wurden „benutzte” Salzstöcke auch nie als große nukleare Endlager für hochradioaktive Langzeitabfälle in Betracht gezogen. Für die geradezu lächerlichen Aktivitäten in Morsleben und Asse reichen sie aber allemal.

Die persönliche Karriere von Merkel, Hohlefelder und Hennenhöfer ändert im übrigen auch nichts an den auf wissenschaftlicher Grundlage erstellten Gutachten der Bundesanstalt für Geowissenschaften, der Gesellschaft für Reaktorsicherheit und des Bundesamtes für Strahlenschutz. Wer ihnen allen gleichzeitig Korruption unterstellt, hält sicher auch die Mondlandung für eine Inszenierung.

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#54: Atommüllkippe Schacht Konrad

Behauptung: Mitten unter Salzgitter sollen dereinst 865 Kilogramm Plutonium lagern.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Mehr als 300.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Müll mit bis zu 865 Kilogramm hochgiftigem Plutonium will das Bundesamt für Strahlenschutz in die ehemalige Eisenerzgrube Schacht Konrad füllen – unter dem Stadtgebiet von Salzgitter. Die Entscheidungen, Schacht Konrad als Endlager zu nutzen, waren stets politische. Einen Vergleich verschiedener Standorte nach klaren Kriterien hat es nie gegeben. Attraktiv aus Sicht der Atomindustrie war ›Konrad‹ vor allem wegen des außergewöhnlich großen Förderschachts, den auch nuklearer Sperrmüll passieren könnte.

Die Langzeitsicherheits-Prognose für Schacht Konrad basiert im Wesentlichen auf theoretischen Annahmen. Die Modellrechnungen nach veralteten Methoden entsprechen nicht dem Stand der Wissenschaft.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Geologie von Schacht Konrad ist genau bekannt, es werden diverse Messungen und nicht nur theoretische Überlegungen vorgenommen, die auf den Webseiten des Bundesamtes für Strahlenschutz dokumentiert sind. Die Biosphäre kommt mit dem Inventar dank einer dicken, wasserunlöslichen Eisenerzschicht nicht in Kontakt, auch nicht das Grundwasser. Ebenfalls dokumentiert sind Planfeststellungsverfahren und höchstrichterliche Entscheidungen, die eine Genehmingung nach rechtsstaatlichen Verfahren des Endlagers Konrad bestätigen. Die gänzlich unbelegte Behauptung, der Schacht Konrad sei nicht nach dem „Stand der Wissenschaft” untersucht worden, ändert daran genau so wenig wie die Tatsache, dass dort auch „nuklearer Sperrmüll” reinpasst.

Man beachte auch, dass der Schacht Konrad, im Gegensatz zu Gorleben, lediglich für schwach- und mittelaktive Abfälle gedacht ist. Das relativ wenige Plutonium ist hier auf das ganze Volumen verteilt und kann daher nicht durch die Wärmeentwicklung, die im konzentriertem Falle nennenswert wäre, die Integrität des Bergwerkes beeinträchtigen.

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#55: Zwischenlager

Behauptung: Hochradioaktiver Atommüll lagert in besseren Kartoffelscheunen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Weil der Atommüll in den Castor-Behältern stark strahlt, sind diese außen extrem heiß. Die Zwischenlagerhallen in Gorleben, Ahaus, Lubmin und an den Atomkraftwerken haben daher große Luftschlitze, damit Luft an den Behältern vorbeistreichen kann. Wird einer der Behälter undicht, gelangt die Radioaktivität so ungehindert ins Freie.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Wer Außentemperaturen von 40-50 °C als „extrem heiß” bezeichnet, muss sich wahrlich eine Mimose schimpfen lassen.

Castoren haben eine 45 Zentimeter dicke Wandung aus massivem Stahl. Ein mit Edelgas gefülltes Indikatorvolumen in der Wand würde eine Beschädigung anzeigen, lange, bevor das Lagervolumen undicht wird. Ein Flugzeugabsturz oder mehrere Tonnen Sprengstoff machen dem Behälter nichts aus.

Sollte durch ein wie auch immer geartetes hypothetisches Szenario ein Castor-Behälter doch einmal beschädigt werden, so sind die darin befindlichen Brennstäbe immer noch umhüllt. Sollte selbst diese Hülle beschädigt werden, so können nur die radioativen Gase wie Krypton-85 und kleinste Spuren von Cäsium-137 austreten. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass Cäsium eine Siedetemperatur von 670 °C hat, was weit über der Innentemperatur des Castorbehälters liegt.

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#56: Castor-Strahlung

Behauptung: Castor-Behälter geben radioaktive Strahlung ab.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Beim Castor-Transport im Herbst 2008 maßen Umweltschützer am vorbeifahrenden Atommüll-Zug alarmierende Strahlungswerte. Auf ausführliche Kontrollmessungen beim Umladen der Behälter verzichteten die Behörden: Eigene Messgeräte hatten sie keine. Und die Zwischenlager-Gesellschaft GNS wollte ihre »Mitarbeiter nicht unnötig der Strahlung aussetzen«.

Richtig ist …

Zunächst einmal muss man den Umweltschützern – gemeint ist die Organisation Greenpeace – gratulieren, sie haben die Messungen des Bundesamtes für Strahlenschutz gut reproduziert. Für „wissenschaftliche Analphabeten”, wie der Mitbegründer von Greenpeace-Deutschland Patrick Moore sie bezeichnet, ist das eine beachtliche Leistung.

Jetzt müssen die selbsternannten Greenpeace-Wissenschaftler nur noch elementare Kenntnisse in Strahlenschutz und Strahlenwirkung erwerben, dann können sie Adjektive wie „alarmierend” auch weglassen. Ansonsten kann man nur beruhigend festhalten: Castor-Behälter werden vor dem Transport genauestens durchgemessen und geprüft. Warum sollten die Behälter ohne irgendeinen Anlass beim Umladen nochmals durchgemessen werden? Sind einige Brennelemente vielleicht heimlich ausgebüchst? Im Strahlenschutz gilt nun einmal: Unnötige Belastungen sind zu vermeiden, auch wenn sie unbedenklich sind.

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#57: Kurzzeit-Entsorgung

Behauptung: Die Castor-Behälter, in denen der Atommüll lagert, sollen offiziell ganze 40 Jahre halten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraftwerke dürfen laut Gesetz nur betrieben werden, wenn die schadlose Entsorgung ihrer Abfälle gewährleistet ist. Der Atommüll strahlt noch in einer Million Jahren. Die Castor-Behälter, die ihn von der Umwelt isolieren, halten angeblich 40 Jahre. Damit ist offiziell alles in Ordnung.

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#58: Maulkorb für Experten

Behauptung: Um Gorleben als Endlager zu ermöglichen, verpasste die Bundesregierung ihren Geologen einen Maulkorb.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Professor Helmut Röthemeyer, einst höchster staatlicher Endlagerexperte, kam 1983 nach einer Vielzahl von Probebohrungen zu dem Schluss, dass das von einer eiszeitlichen Rinne durchzogene Gestein über dem Salzstock Gorleben nicht in der Lage ist, »Kontaminationen auf Dauer von der Biosphäre zurückzuhalten«. Seine Kollegen und er wollten daher die zusätzliche Erkundung anderer Standorte empfehlen. Die CDU/FDP-Bundesregierung intervenierte, auf ihren Druck verschwand die Empfehlung aus dem Gutachten. Bis heute behaupten CDU, FDP und Atomlobby, der Salzstock in Gorleben sei als Endlager geeignet.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

„Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso ich heute als Gorleben-Gegner gelten soll.” sagt Professor Helmut Röthemeyer dazu selbst in einem Stern-Interview. Und weiter im Gorleben-Untersuchungsausschuss. „Ich möchte noch mal betonen, dass es in diesen Punkten nicht ein Fitzelchen einer Beeinflussung gegeben hat, wirklich nicht.“

Dies steht auch nicht im Widerspruch zu den Aussagen über das Gestein oberhalb des Salzstocks. Denn nicht das Gestein, sondern das Salz soll die eingelagerten Abfälle von der Biosphäre fernhalten.

So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass Röthemeyer den Salzstock Gorleben nach den bisherigen Erkundungsergebnissen für „ideal geeignet” hält. Heute, 35 Jahre nach der Erstbegutachtung und 10 Jahre nach dem sinnlosen Erkundungsmoratorium bleiben ihm nur noch folgende Worte: „Viele Jahre sind hier nutzlos verstrichen. Die Erkundung des Salz­stocks Gorleben sollte nun zügig wieder aufgenommen werden, damit nicht auch hier un­sere Enkel- und Urenkelgeneration unsere Probleme lösen muss.“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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#59: Wasser in Gorleben

Behauptung: Auch im Salzstock Gorleben gibt es Wasser.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Nicht nur in dem ehemaligen »Versuchsendlager« Asse II umspült Wasser die Atommüllfässer. Auch der Salzstock Gorleben ist nicht trocken. Beim Bau des »Erkundungsbergwerkes « dort kam es mehrfach zu Wasser- und Laugeneinbrüchen, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ortete ein Laugenreservoir von bis zu einer Million Kubikmetern.

Weil schützende Tonschichten über dem Salz fehlen – hier verläuft die 300 Meter tiefe, mit Geröll gefüllte Gorlebener Rinne –, hat dieses überdies direkten Kontakt zum Grundwasser.

Im Gegensatz zu Asse II ist in Gorleben noch kein Atommüll unter der Erde – dank des hartnäckigen Widerstands der Bevölkerung.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Eine Million Kubikmeter – das soll zwar nach viel klingen, entspricht aber nur einer Kantenlänge von hundert Metern. Dies vergleiche man mit der kilometerweiten Ausdehung des Salzstocks und mit dem Alter von mehreren hundert Millionen Jahren, in denen sich das Wasser eingelagert hat.

Wassereinlagerungen sind für Geologen ein „alter Hut” und wurden selbstverständlich bei der Begutachtung Gorlebens von Anfang an berücksichtigt. Genau so altbekannt und unsinnig ist das immer wieder „hervorgezauberte” Argument der eiszeitlichen Rinne, von dem die Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe inzwischen deutlich genervt sind.

Über einen Zeitraum von einer Million Jahren hat jeder Salzstock viele Eiszeiten zu überstehen, in denen sich zahlreiche „Rinnen” bilden werden, der Gorlebener Rinne kommt hier also überhaupt keine besondere Bedeutung zu. Im Gegenteil zeigt sie doch, dass der Salzstock, der den eigentlichen Schutz darstellen soll, davon praktisch unberührt ist.

Noch absurder ist der Vergleich mit Asse, wo eine durch den Bergbau bedingte fast vollständige Aushöhlung bis an den Rand des Gesteins in einem ungleich kleineren Salzstock zu einem stärkeren Einsickern von Wasser führt. Auch dies ist bekannt, deshalb wurde die Asse auch nur zur Erprobung von Einlagerungstechniken anhand schwach- bis mittelaktiver Abfälle vorgesehen. Dafür ist sie allemal geeignet.

Und zum Schluss eine einfache Frage bezüglich der Durchlässigkeit: Wieso ist das Gorlebener Grundwasser nicht salzig?

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#60: Atommüll zerstört Endlager

Behauptung: Radioaktivität zersetzt das Salzgestein.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Radioaktive Strahlung zersetzt das Salzgestein. Das wies der Groninger Professor Henry Den Hartog nach. Die Folgen für ein Atommüll-Endlager in Salz, etwa das in Gorleben geplante, könnten verheerend sein. Die zuständigen Behörden zogen daraus bisher keinerlei Konsequenzen.

Salz ist auch aus anderen Gründen als Endlagergestein umstritten: Das plastische Gestein drückt die Lagerkammern zusammen, sodass die Behälter platzen, steigt durch den Druck stetig nach oben und ist extrem wasserlöslich. Carnallit, ein Salzgestein, das sich auch im Gorlebener Salzstock findet, beginnt zudem schon bei 300 Grad zu schmelzen – Temperaturen, die in einem Endlager durchaus möglich sind.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Richtig, radioaktive Strahlung zersetzt das Salzgestein. Auch stimmt es, dass sich das Salzgestein plastisch verformt. Es ist auch wasserlöslich und es kann auch schmelzen. Geologen sind von diesen sensationellen Neuigkeiten allerdings etwa so überrascht wie ein Physiker von der Nachricht, dass Gegenstände nach unten fallen, wenn man sie loslässt. Der Unterschied zwischen Laien und Fachmann besteht darin, dass letzterer den Einfluss quantifizieren kann, und hier liegt der springende Punkt.

Zum Beispiel führt die von Professor Henry Den Hartog bestimmte Zersetzungsrate, würde man sie auf ein Endlager übertragen, selbst unter völlig absurden Annahmen schlimmenfalls zu über Jahrtausende verteilten Mikroexplosionen, die dem Salzstock nicht den geringsten Schaden zufügen können. Dieser hielte sogar interne Detonationen mit nuklearen Sprenkörpern aus, ohne Radioaktivität freizusetzen – dies haben Industriesprengungen in der ehemaligen Sowjetunion gezeigt. Plastischen Verformungen und Wärmeentwicklung wirken sich hingegen eher positiv auf die Einkapselungen aus, wie durch eine Demonstration mit einem Erhitzer bei der Asse eindrucksvoll gezeigt wurde.

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#61: Risse im Granit

Behauptung: Selbst Granit ist zu beweglich für Atommüll.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Das schwedische Endlagerkonzept, das bislang weltweit als führend galt, erweist sich im wahrsten Sinne des Wortes als brüchig: Im angeblich seit 1,6 Mio. Jahren stabilen Urgestein wiesen Geologen Spuren von Erdbeben nach. Allein in den zurückliegenden 10.000 Jahren bebte die Erde dort 58 Mal, und zwar bis zu Stärke 8 auf der Richterskala. Zum Glück war da noch kein Atommüll im Berg.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Nochmal: Nicht „etliche Millionen Jahre” sondern einige 100.000 Jahre sollten die radioaktiven Abfälle von der Biosphäre abgeschlossen sein. Die Radioaktivität sinkt stetig, so dass auch nach einigen 10.000 Jahren kaum Folgen zu befürchten sind.

Die Fähigkeit zur Rissbildung ist ein Nachteil von Granit- gegenüber Salzgestein. Dafür hat es auch Vorteile wie das geringe Lösungsverhalten und die hohe Festigkeit. Ein Riss bedeutet aber nicht, dass sich sofort die „Büchse der Pandora” öffnet. Zunächst einmal muss Wasser eindringen und die Behälter zersetzen, was sich 10.000 Jahre hinziehen dürfte. Weiterhin muss der Inhalt irgendwie zerkrümelt werden, denn die Metalloxide sind nur schwer wasserlöslich. Der nun gelöste Inhalt kann dann durch die Risse an die Oberfläche gelangen, was aber einen stetigen Fluss erfordert. Sollte dies alles schließlich passiert sein, bricht an der Oberfläche auch nicht die Hölle los, sondern man wird schlimmstenfalls leicht radioaktive Keramikkrümel im Grundwasser finden.

Übrigens verfolgt Schweden inzwischen eher ein Endlagerkonzept mit „Rückholoption”, weil man auch dort den Wert des Plutoniums und anderer Aktiniden für zukünftige Reaktoren, wie man sie in Deutschland („Schneller Brüter”) boykottiert, erkannt hat.

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#62: Radioaktive Kochtöpfe

Behauptung: Aus Atomkraftwerken werden Töpfe.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ich war ein Atomkraftwerk – solche Sprüche könnten dereinst Töpfe und Pfannen zieren. Um die Entsorgungskosten von Atomanlagen zu drücken, verwässerte die rot-grüne Bundesregierung die Strahlenschutzverordnung. Ein Großteil des radioaktiven Abrissmaterials aus den Reaktoren darf jetzt als Hausmüll entsorgt oder recycelt werden. Guten Appetit!

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Der Abbau kerntechnischer Anlagen war bis 2001 gar nicht bzw. unzureichend geregelt und wurde im Rahmen einer Novelle zur Umsetzung von EU-Richtlinien erstmalig im Strahlenschutzgesetz sinnvoll berücksichtigt. In der gleichen Novelle wurden Grenzwerte für die Bevölkerung und für beruflich strahlenexponierte Personen sogar abgesenkt. Die Zusatzkosten für die Wirtschaft durch die strengeren Grenzwerte werden auf 80 Mio. Euro einmalig und 50 Mio. Euro jährlich geschätzt. Von Sparen kann hier also keine Rede sein.

Neu ist auch, dass z.B. ein Altbauteil eines Kernkraftwerks oder einer nuklearmedizinischen Einrichtung, wenn es die zulässigen Grenzwerte nicht überschreitet, von den Behörden „freigesprochen” und somit wieder dem Rohstoffkreislauf zugeführt werden kann – eine vernünftige Regelung, die in vielen anderen industriellen Bereichen parallel gilt. Auch die Rohre einer Klärgrube oder die Metall-Behälter von hochkonzentrierter Salzsäure z.B. der Photovoltaik-Industrie werden nach ähnlichen Regeln kontrolliert recycelt.

„Stahlende Kochtöpfe” sind schlicht Unsinn, denn die extrem konservativ ausgelegten Grenzwerte (s. Gründe #13 bis #16) für die Bevölkerung bleiben von dieser Regelung unberührt. §47 und §98 der Strahlenschutzverordnung in Verbindung mit §105 bis §110 und Anlage VI begrenzen eindeutig die Belastung von Konsumgütern und stellen eine lückenlose Dokumentation sicher.

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#63: Uranmüll für Russland

Behauptung: Die Urananreicherungsanlage Gronau lädt ihren Müll in Russland ab.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Viele Tausend Tonnen abgereichertes Uran entsorgte die Gronauer Urananreicherungsanlage der Firma Urenco in Russland. Offiziell deklariert als »Kernbrennstoff« landete der Strahlenmüll jahrelang in ›Verbotenen Städten‹ im Ural, wo die rostenden Behälter unter freiem Himmel liegen.

Für den angeblichen Wertstoff musste die russische Atomfirma Tenex allerdings nichts bezahlen. Vielmehr zahlte Urenco dafür, dass sie ihren Dreck loswurde.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Uran ist kein „Strahlenmüll”, abgereichertes Uran schon gar nicht. Denn es strahlt weniger als natürliches Uran und ist im Umgang chemisch-radiotoxisch ungefährlicher als Blei. Es wird in Form von Hexafluorid transportiert (Rest nach der Anreicherung) und kann chemisch behandelt werden, um den Lageraufwand zu verringern.

Als Rohstoff hat Uran aber einen hohen Wert, denn es kann über den nuklearen Brutpozess gespalten werden. Die Russen haben dies erkannt und entwickeln eifrig einen Brutreaktor nach dem anderen, ebenso Frankreich und die USA. Auch Deutschland hatte einst einen Brutreaktor, aber der wurde von den Antiatom-Ideologen zum Erliegen gebracht. Bereits die heute angefallenen deutschen Mengen an abgereichertem Uran, mehrere 10.000 Tonnen, würden bei vollständiger Elektrizitätsversorgung Deutschlands mit solchen Reaktoren bereits mehrere 100 Jahre reichen. Nun wundern sich dieselben Leute, warum man hierzulande mit dem Uran nichts mehr anfangen kann, und die Deutschen zahlen auch noch für die Abnahme drauf. Dümmer gehts nimmer.

Unsere Quellen

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#64: Mondscheinphantasien

Behauptung: Der Mond ist zu weit weg.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Erst hieß es, Atommüll sei gar kein Problem. Dann ersannen Wissenschaftler eine tolle Entsorgungsidee nach der anderen: Versickern im Boden. Versumpfen in »Atomteichen«. Einleiten ins Grundwasser. Ableiten in Flüsse. Versenken im Meer. In die Wüste legen. Verscharren im Boden. Einlagern in alten Bunkern. Einschweißen in eine Stahlkiste. Einfrieren im arktischen Eis. Abschuss in den Weltraum oder auf den Mond. Letzterer war zu weit weg, weswegen der Vorschlag scheiterte. Einige andere kamen und kommen zur Anwendung.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Fakt ist: Atommüll ist technisch tatsächlich kein Problem, politisch schon eher. Viele der hier erwähnten Methoden sind sehr sinnvoll, insbesondere das Versenken in der Wüste oder im ewigen Eis. Der Transport aus der Erdumlaufbahn mit Raketen ist hingegen mit einem zu hohen Aufwand und Sicherheitsrisiko verbunden.

Im „Atommüll” wohnen keine Dämonen, die unbeherrschbare Kräfte darstellen. Die Toxizität radioaktiver Abfälle ist nach einigen Jahrzehnten Zwischenlagerung eher moderat. Dies vergleiche man allein mit Dioxin – toxischer als Plutonium und in größeren Mengen als Plutonium jedes Jahr produziert; für viele andere chemische Toxine gilt ähnliches. 2,7 Millionen Tonnen dieser chemischen Abfälle, die 200-fache Menge des heute bestehenden deutschen hochaktiven „Atommülls”, lagern bereits heute in Herfa-Neurode, der größen Gifmülldeponie der Welt. Während die Plutoniummenge jedoch physikalischen Gesetzen folgend immer geringer wird, bleibt die Toxizität der meisten Chemikalien konstant.

Obwohl die nuklearen Abfallmengen heute bereits gering sind, kann man sie durch Schnellspalt- und Brutreaktoren fast komplett eliminieren. Dass die Antiatom-Bewegung den in den 80er Jahren fertiggestellten „Schnellen Brüter” boykottiert hat, zeigt, dass sie an einer Abfallreduzierung tatsächlich kein Interesse und von Kerntechnik keine Ahnung hat.

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#65: Nukleare Alchimisten

Behauptung: Auch Transmutation löst das Atommüllproblem nicht.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Als Wundermittel zur Beseitigung des Atommülls preisen sie manche: die Transmutation. Neutronen sollen langlebige Isotope in kurzlebige oder gar nicht mehr radioaktive Elemente verwandeln. Voraussetzung wäre, den hochradioaktiven Atommüll-Cocktail fein säuberlich in seine einzelnen Bestandteile zu trennen. Anschließend müsste man jeden Teil einer speziellen, sehr energieintensiven Behandlung in eigens dafür konstruierten Reaktoren unterziehen. Fazit: extrem aufwendig, gefährlich und teuer, die technische Realisierbarkeit fraglich. Außerdem bleibt weiterhin Atommüll übrig.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Radiotoxizität wird bei der Langzeitlagerung völlig vom Plutonium dominiert, nicht von den anderen Spaltprodukten. Es besteht also kein Grund, letztere zu transmutieren. Dennoch sind die flüchtigen, langlebigen Spaltprodukte (Se-79 und I-129) wegen ihrer sehr geringen Menge bzw. guten Neutronenabsorption gut transmutierbar.

Mit »Transmutation« kann hier also nur die Spaltung von Plutonium gemeint sein. Dies erledigt aber jeder Schnellspalt-Reaktor von selbst und wirft dabei auch noch Energie ab. Deshalb ist es verwunderlich, dass gerade die Anti-Atombewegung diese neue Reaktorgeneration boykottiert hat, wie z.B. den SNR-300 in Kalkar.

Die chemische Auftrennung radioaktiver Abfälle ist seit Jahrzehnten Routine in Wiederaufarbeitungsanlagen, und Prototypen zur beschleunigergetriebenen Transmutation befinden sich bereits in Bau – zu hohen, aber überschaubaren Kosten. Schnellspalt-Reaktoren könnten dies natürlich noch effektiver erledigen, aber die sind ja, wie gesagt, unerwünscht.

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#66: Versorgungssicherheit

Behauptung: Atomkraftwerke liefern keineswegs zuverlässig Strom.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Strom aus Atom – das heißt schnell mal: Licht aus. Wegen Sicherheitsmängeln produzierte etwa das AKW Biblis A im Jahr 2007 keine einzige Kilowattstunde Strom. Biblis B lag parallel 13,5 Monate still. Anfang 2009 stellten beide Meiler ihren Betrieb schon wieder ein – für 13 beziehungsweise neun Monate. Das AKW Krümmel ist schon drei Jahre offline, ebenso das AKW Brunsbüttel …

2007 und 2009 standen zeitweise sieben von 17 Reaktoren reparaturbedingt still. Und im Sommer sind Atomkraftwerke auch nicht zu gebrauchen: Da müssen sie wegen zu warmer Flüsse regelmäßig ihre Leistung drosseln.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

In den beiden Biblis-Kraftwerken mussten Tausende von Dübeln ausgetauscht werden, die beim Bau nicht korrekt gesetzt waren – dadurch waren Teile von Biblis nicht mehr sicher gegen Erdbeben, wie sie alle 100.000 Jahre auftreten können. Der Betreiber hatte es selbst bemerkt und gemeldet. Zum Vergleich, Krankenhäuser und Notfalleinrichtungen müssen Erdbeben aushalten, wie sie alle 500 Jahre auftreten können. Der Austausch der Dübel dauerte über ein Jahr – ein einmaliger Vorgang, der wohl alles andere als „typisch” ist. Ähnliches gilt für Krümmel und Brunsbüttel, auch nicht repräsentativ für alle Kernkraftwerke, oft aber nur politisch motiviert.

Die Statistiken sprechen hier eine deutlichere Sprache. Die über 100 Kernkraftwerke der USA beispielsweise haben in den letzten 10 Jahren im Schnitt 90% der gesamten Zeit Volllast geliefert. Typische Werte für Kohle sind 86%-88%, für Wasser 42% (Österreich). Wind und Photovoltaik in Deutschland bilden das Schlusslicht: 18% bzw. 11%.

Von den 17 Reaktoren standen sieben gleichzeitig über wenige Tage still – eine sehr eigenwillige Verwendung des Begriffs „zeitweise”. Auch geschah dies im Sommer, in der Zeit wo die Stromnachfrage 20% niedriger als im Winter ist und typischerweise Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Siehe Grund #67. Fazit: Die Statistiken belegen klar, dass Kernkraftwerke die höchste Versorgungssicherheit bieten.

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#67: Überkapazitäten

Behauptung: Atomkraftwerke sind überflüssig.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Selbst 2007 und 2009, als zeitweise sieben von 17 Atomkraftwerken stillstanden, hat Deutschland noch jede Menge Strom exportiert. Umweltbundesamt und Bundeswirtschaftsministerium haben unabhängig voneinander bestätigt: Es gibt keine Strom-Lücke, das Licht geht trotz Atomausstieg nicht aus. Abgeschaltete Atomkraftwerke können durch Erneuerbare Energien, Stromsparen und Kraft-Wärme-Kopplung ersetzt werden.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Zwischen Winter und Sommer schwankt der Strombedarf um 14.000 MW, entsprechend 10 Kernkraftwerken. Der gleichzeitige Stillstand von 7 Kernkraftwerken, der im Übrigen nur wenige Tage betrug, ist also genau so wenig überraschend wie Exportüberschüsse. Im Gegenteil, Wartungsarbeiten und Revision werden gezielt auf diese Sommerzeiten gelegt, das ist Routine.

Im Winter liefen die Reaktoren wieder, denn sonst hätte man die Grundlast nicht decken können. Wind und Sonne können physikalisch bedingt die Grundlast nicht decken, deshalb konnten sie auch kein einziges konventionelles Kraftwerk bisher ersetzen. Dies hat der Winter 2011/12 deutlich gezeigt: Nur massive Stromimporte aus tschechischen und französischen Kernkraftwerken, sowie das Aktivieren der „Kaltreserven”, z.B. stillgelegte Ölkraftwerke, konnten die Panik-Abschaltung von 8 Kernkraftwerken ausgleichen und damit Stromausfälle gerade noch verhindern. Bei Wind und Sonne war wohl gerade wieder Flaute und Dunkelheit.

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#68: Treibhauseffekt

Behauptung: Atomstrom ist nicht CO2-frei.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Uranabbau, Uranerzaufbereitung und Urananreicherung verursachen erhebliche Mengen klimaschädlicher Treibhausgase. Schon heute hat Atomstrom deswegen eine schlechtere CO2-Bilanz als Strom aus Windkraft und sogar als Strom aus kleinen gasbetriebenen Blockheizkraftwerken. Künftig wird diese Bilanz noch schlechter ausfallen: Je geringer der Urangehalt im Erz, desto mehr (fossile) Energie verschlingt der Uranabbau.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Alle energetischen Aufwendungen zusammen machen bei der Kernenergie nur 1% des erzeugten Stroms aus. Selbst ohne Berücksichtigung der sehr energieintensiven und viel Beton benötigenden Speichertechnik, die bei einer vollständigen Umstellung auf „erneuerbare” Energien unumgänglich wird, machen diese Aufwendungen bei Windenergie 6% und bei Photovoltaik sogar 30% aus. Entsprechend verhalten sich die CO2-Emissionen, vorausgesetzt diese sogenannte „graue Energie” muss mit fossilen Energieträgern bereitgestellt werden. Die Kernenergie schneidet damit unter den „emissionsfreien” Energien in der ganzheitlichen CO2-Bilanz – und nur auf diese kommt es an – mit Abstand am besten ab.

Der Vergleich mit gasbetriebenen Blockheizkraftwerken ist nicht zulässig, denn dort wird die genutzte Abwärme in die CO2-Bilanz mit einbezogen. Nutzt man die Abwärme auch bei Kernkraftwerken, wie es zum Beispiel im französischen Pierrelatte vorgeführt wird, sieht die Bilanz für Blockheizkraftwerke wieder ziemlich schlecht aus. Und bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen sähe es dann noch schlechter aus, denn Abwärme gibt es dort gar nicht.

Bei vollständiger Umstellung auf die jeweilige Form der Stromerzeugung werden die Verhältnisse noch drastischer, denn die „graue Energie” wird nun ebenfalls emissionsärmer. Bei der Urananreicherung, die 0,4% des erzeugten Nuklearstroms beansprucht, ist diese Umstellung bereits im Gange, wie die Anlage im französischen Tricastin belegt. Bei Windenergie hingegen ist eine vollständige Umstellung gar nicht möglich, denn Windkraftanlagen benötigen viel Beton – 8 bis 40 mal so viel wie Kernkraftwerke – und dessen Herstellung ist auch nach einer kompletten Umstellung der Energieversorgung noch genau so CO2-intensiv.

Übrigens sind nur 0,25% des erzeugten Nuklearstroms dem Uranabbau und der Uranerzaufbereitung geschuldet, aber durch einen konsequenten Ausbau der Kernenergie kann auch dieser Anteil auf Null-Emissionen reduziert werden. Hochtemperaturreaktoren wie der THTR-300 in Hamm-Uentrop, der von der Antiatombewegung boykottiert wurde, können sogar chemische Brennstoffe erzeugen und damit Benzin und Heizöl ersetzen. Damit kann der gesamte Sektor „Wärme” und „Verkehr” CO2-emissionsfrei werden, ohne dass man auf sagenhafte Innovationen warten müsste, wie sie bei den „Regenerativen” ständig versprochen werden, aber nie zu sehen sind.

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#69: Klimaschutz

Behauptung: Atomkraft rettet das Klima nicht.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraft deckt nur gut zwei Prozent des Weltenergieverbrauchs. Mit solch einer Nischentechnik rettet man das Klima nicht.

Im Gegenteil: Atomkraft blockiert den Ausbau der Erneuerbaren Energien, verhindert die Energiewende, animiert zur Stromverschwendung und bindet Kapital, das wir für zukunftsgerechte und nachhaltige Energiesysteme benötigen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die tatsächlichen Fakten liegen genau umgekehrt. Wind- und Solarenergie spielen trotz massiver Subventionen mit einem weltweiten Stromanteil von 3% eine marginale Rolle, während die Kernenergie mit 12% (2011) schon ein kleines Schwergewicht ist. In den Industrieländern ist der Anteil noch erheblich höher: 19% in den USA, 47% in Schweden und sagenhafte 79% in Frankreich. Dort macht man sich um die Emissionsziele keine Sorgen: Obwohl vom Kyoto-Protokoll gar nicht gefordert (die Emissionen waren bereits sehr niedrig), gingen die CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2007 um 5,3% zurück – trotz eines um 30% gestiegenen Stromverbrauchs.

Die flächenhungrigen, ineffizienten und CO2-intensiven „Erneuerbaren Energien” blockieren schon heute, ohne Berücksichtigung noch anstehender Energiespeicher, den Ausbau der emissionsarmen und umweltfreundlichen Kernenergie, animieren zur Geldverschwendung und vernichten Kapital, das wir für zukunftsgerechte und nachhaltige Energiesysteme benötigen.

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#70: Effizienzniete

Behauptung: Atomkraft ist pure Energieverschwendung.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Physikalisch bedingt können Atomkraftwerke nur etwa ein Drittel der bei der Kernspaltung freigesetzten Energie in Strom umwandeln. Die restlichen zwei Drittel heizen – ökologisch schädlich – die Flüsse und die Atmosphäre auf. Selbst Kohlekraftwerke haben einen besseren Wirkungsgrad.

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

„Physikalisch bedingt” ist blanker Unfug. Schon der Hochtemperaturreaktor, von der Antiatombewegung stillgelegt, konnte über die Hälfte der Energie in Strom umwandeln, besser als fast jedes Kohlekraftwerk. Im Übrigen sagt dies wenig über die gesamte Effizienz aus, denn nach der gleichen Logik nutzen „Erneuerbare Energien” nur 0,00000005% der Sonnenenergie, selbst wenn sie die gesamte Erdoberfläche bedecken würden, der Rest verpufft sinnlos im All. Die Energieeffizienz am technischen Wirkungsgrad zu messen ist ungefähr so falsch wie die Treibstoffeffizienz eines Autos an den Pferdestärken.

Dass Kraftwerke die Atmosphäre aufheizen ist hanebüchener Unsinn. Erstens spielt der Wirkungsgrad dafür überhaupt keine Rolle, denn am Ende liegt alle Energie ohnehin in Form von Wärme vor. Zweitens ist der Wärmedurchsatz der Sonne auf der Erde 15 000 Mal so groß wie der weltweite Primärenergiebedarf. Selbst wenn dieser durch fossile oder nukleare Brennstoffe bereitgestellt würde, kann die Temperatur der Atmosphäre höchstens um 0,005 °C erhöht werden.

Deutsche Kernkraftwerke arbeiten übrigens fast alle mit Nasskühltürmen und leiten damit wenig Kühlwasser in die Flüsse ein. Einzige Ausnahme ist das Kernkraftwerk Brokdorf. Siehe #17.

Unsere Quellen

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#71: Stromverschwendung

Behauptung: Atomkraft animiert zur Stromverschwendung.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraftwerke rentieren sich nur, wenn sie dauernd laufen. Nachts wird aber weniger Strom benötigt. Kein Wunder, dass die Atomkonzerne jahrzehntelang für elektrische Nachtspeicherheizungen warben. Die laufen aber vor allem im Winter. Wohin also mit dem Atomstrom im Sommer? Der französische Atomkonzern Électricité de France (EdF), Vorreiter der Branche, hat auch hierfür schon eine brillante Geschäftsidee entwickelt: Er wirbt – für Klimaanlagen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Dass die „Atomkonzerne” sogar für elektrische Nachtspeicherheizungen warben zeigt nur, wie preiswert der nuklear erzeugte Strom ist – kann er doch sogar mit dem unschlagbar billigen Heizöl und Heizgas konkurrieren. Nukleare Fernwärme wäre natürlich noch erheblich preiswerter und umweltfreundlicher – deshalb redet man in Deutschland nicht darüber. Nicht so in Frankreich und in der Schweiz.

Ansonsten ist schwer zu sagen, was an Elektroheizungen und Klimaanlagen Stromverschwendung sein soll. Niemand wird gezwungen, sich eine von EdF beworbene Klimaanlage anzuschaffen. Spätestens aber, wenn erste Hitzschlagopfer (oder Kälteopfer) zu beklagen sind, die sich den Strom für eine Klimaanlage (oder Heizung) nicht leisten konnten, sollte man mit derartigen Äußerungen sehr vorsichtig sein.

Übrigens werben deutsche Gasversorger auch für Erdgas-Autos. Ist das im Vergleich zu Benzin CO2-emissionsarme Erdgas nun auch „Verschwendung”?

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#72: Subventionen

Behauptung: Die Atombranche kassiert Milliardensubventionen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Forschung und Entwicklung der Atomtechnik hat maßgeblich der Staat bezahlt. Sogar den Bau der ersten Atomkraftwerke hat er kräftig aus Steuergeldern mitfinanziert – und anschließend den Abriss der Ruinen.

Hinzu kommen Steuervergünstigungen, Beihilfen, Atommüll-Sanierungskosten, Staatskredite und Exportbürgschaften. Von 1950 bis 2008 summieren sich die direkten und indirekten Subventionen so auf 165 Milliarden Euro, weitere 93 Milliarden sind schon absehbar.

Die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) schüttete rund 400 Milliarden Euro an die Atomindustrie aus. Und noch immer fließen jedes Jahr rund 200 Millionen Euro Steuergelder in neue Atomprojekte und Atomforschung.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die „Atomwirtschaft” erhält in Deutschland keine Subventionen, hat nie welche erhalten, und hat diese trotz zunehmender Belastungen und Willkür durch den Staat bisher auch nicht nötig. Der „Abriss der Ruinen” bezieht sich offensichtlich auf Greifswald, ein vom Staat (DDR) gebautes und vom Staat betriebenes Kernkraftwerk, das nun vom Staat (Bundesrepublik) abgerissen wird.

Grundlagenforschung ist eine Staatsaufgabe wie der Betrieb von Schulen und Unviversitäten. Seit Bestehen der Bundesrepublik wurden hier etliche Milliarden Euro z.B. in die Festkörperphysik gesteckt, die der Verbesserung von Solarzellen und Windkraftgeneratoren zugute kamen.

Die Forschungsförderung in Bezug auf Leichtwasserreaktoren, wie sie die „Atomwirtschaft” heute verwendet, wird mit 8 Mrd. Euro beziffert. Auch dies sind so wenig Subventionen für die „Atomwirtschaft” wie ein Biologiestudium für Fleurop. Der Forschungsförderung steht hingegen ein Nutzen gegenüber, der allein durch günstige Strompreise mit 270 Mrd. Euro der Volkswirtschaft zugute kommt. Durch den Atomausstieg verkleinert sich der Nutzwert allerdings auf 90 Mrd. Euro.

Auch subventioniert EURATOM keine Industrie. Wie bei einem jährlichen Budget von 600 Mio. Euro (in der Vergangenheit eher 300 Mio. Euro) in 50 Jahren überhaupt 400 Mrd. Euro zustande gekommen sein sollen, bleibt ein mathematisches Rätsel, das weder von Eurosolar, das diese Zahl in die Welt gesetzt hat, noch von Greenpeace, das diese Zahl verbreitet, gelöst werden kann.

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#73: Steuerfreier Brennstoff

Behauptung: Uranverbrauch ist steuerfrei.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Als einziger Brennstoff wird Uran bisher nicht besteuert: ein Geschenk an die Atomkonzerne im Wert von mehreren Milliarden Euro jährlich. Auch für die Treibhausgas-Emissionen, die bei der Herstellung des Atom-Brennstoffs anfallen, müssen die Atomkonzerne keine CO2-Zertifikate kaufen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Falsch, denn auch Kohle für Verstromung wird nicht besteuert, Kerosin übrigens auch nicht. Sogar doppelt falsch, denn Kernbrennstoffe wie Uran werden seit 2011 tatsächlich besteuert, und dies nicht zu knapp.

Aber wonach soll man Steuern ausrichten? Nach dem Energiegehalt? Nach der Masse? Nach dem Volumen, dem „Footprint” oder der Erschöpflichkeit? Steuern sind eine ziemlich willkürliche Angelegenheit. Würde man sie z.B. an der Erschöpflichkeit ausrichten, stünden Wind- und Solarenergie mit ihren seltenen Metallen ziemlich schlecht da, ebenso beim Flächenverbrauch. Würde man die Steuer an der Masse ausrichten, so wäre sie für Kernbrennstoffe dank des 15.000-fachen Energiegehalts (bei heutiger Technik) gegenüber Benzin vernachlässigbar.

Dass für importierte Waren keine CO₂-Zertifikate anfallen ist keine spezielle Begünstigung der „Atomkonzerne”, sondern gilt für die gesamte Industrie. Speziell die Solarindustrie profitiert von günstigen Importen aus China, die dort besonders CO₂-intensiv produziert werden. Während die „Atomindustrie” aber kaum Einfluss auf die Orte der Uranminen hat, richtet sich der Standort für Solarfabriken allein nach dem wirtschaftlichen Optimum für die deutschen EEG-Gewinnler.

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#74: Steuerfreie Rückstellungen

Behauptung: Die Atomkonzerne müssen Milliardeneinnahmen nicht versteuern.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Seit Jahrzehnten profitieren die Atomkraftwerksbetreiber von großzügigen steuerfreien Rückstellungen für den Abbau der Kraftwerke und die Lagerung der radioaktiven Materialien. Nicht einmal die Zinsen daraus müssen sie versteuern. Das Geld, derzeit rund 28 Milliarden Euro, nutzen sie derweil als Kriegskasse für Aufkäufe anderer Unternehmen und für Investitionen in neue Geschäftsfelder.

Dem Bundesfinanzministerium gingen durch die Steuerbefreiung bisher Einnahmen in Höhe von 8,2 Milliarden Euro durch die Lappen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Auch hier werden mal wieder Ursache und Wirkung, bzw. Gewinn und Verlust vertauscht. Rückstellungen sind grundsätzlich eine Verringerung des Gewinns und müssen deshalb weder selbst, noch in den Zinseinnahmen bis zu 5,5% versteuert werden. Dies ist auch kein Alleinstellungsmerkmal für Kernkraftwerke sondern gilt für jedes Unternehmen, das Rückstellungen vornehmen muss, z.B. eine Recyclingfirma. Die Rechtslage ist so eindeutig und ausgewogen, dass entsprechende Klagen gegen Kernkraftwerksbetreiber von den Europäischen Gerichten (EuG, EuGH) zurückgewiesen bzw. nicht einmal zugelassen wurden.

Kernkraftwerksbetreiber werden sogar explizit schlechter gestellt, denn während für alle sonstigen Unternehmen die Steuerfreiheit unbegrenzt gilt, ist sie für Kernkraftwerksbetreiber normalerweise auf 25 Jahre beschränkt, obwohl die Anlagen deutlich länger laufen. Alles nachzulesen im EStG, §6, Absatz 3a, Buchstabe d und e.

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#75: Forschungsbremse

Behauptung: Atom-Ruinen verschlingen Forschungsmilliarden.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Forschungs- und Unterrichtsreaktoren, Versuchs- und Demonstrationskraftwerke, Schnelle Brüter, ›heißen Zellen‹, Pilotwiederaufarbeitungsanlage – viele Milliarden Euro steckte allein der Bund seit den 1950er Jahren in Atomforschung und -technik. Längst stillgelegt, verschlingen die strahlenden Ruinen noch immer dicke Batzen des Forschungsetats.

An die drei Milliarden Euro musste das Bundesforschungsministerium bereits für Rückbau, Dekontamination und Entsorgung berappen, noch einmal so viel wird in den nächsten Jahren fällig – Geld, das uns für Wissenschaft und Forschung fehlt.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die mit Forschungsreaktoren möglichen Neutronenuntersuchungen leisten unersetzliche Beiträge zur Solarforschung, Medizin und der Entwicklung neuer Werkstoffe. Auch bestimmte Radiotracer, wie sie für die medizinische Diagnose benötigt werden, lassen sich nur in Reaktoren herstellen. In ›heißen Zellen‹ werden sie dann für die medizinische Nutzung aufbereitet. Die Kosten für den Rückbau dieser jahrzehntelang genutzten Anlagen sind gemessen an einem Forschungsetat von 10 Mrd. € pro Jahr gering.

Der ›Schnelle Brüter‹ war ein extrem nachhaltiger Reaktor, der in der Lage war, den Kernbrennstoff hundertmal so effizient zu nutzen wie heute. Mit ihm war Deutschland führend in nachhaltiger und umweltfreundlicher Stromproduktion, wovon die gesamte Volkswirtschaft profitiert hätte. Deshalb wurde er vom Staat auch mit damals 2,2 Mrd. € kofinanziert. Die Antiatombewegung hat es geschafft, unmittelbar vor Inbetriebnahme eben diese zu verhindern.

All diese Einrichtungen leisteten oder leisten große Beiträge zur Forschung, Entwicklung, medizinischen Versorgung, Nachhaltigkeit und Wohlstandsentwicklung. Wer diese Forschung als „Bremse” bezeichnet, sollte sich bitte die direkten Subventionen (ohne Forschung!) der „Erneuerbaren Energien”-Industrie von 14 Mrd. € pro Jahr (Stand 2012) vor Augen führen, bei denen der Nutzen ausschließlich in der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation weniger EEG-Gewinnler besteht – Geld, das Krankenhäusern, Sozialhilfeeinrichtungen, Schulen und Bildungs- und Forschungseinrichtungen fehlt. Jahr für Jahr, bindend für Jahrzehnte, und stark ansteigend.

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#76: Profitverlängerung

Behauptung: Von längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke profitieren nur die Konzerne.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die deutschen Atomkraftwerke sind alle längst abgeschrieben. Damit lässt sich derzeit, zumal ohne Haftpflichtversicherung, ohne Brennstoffsteuer und mit weiterhin steuerfreien Rückstellungen, billig Strom erzeugen. Nur: Wir Verbraucher merken davon nichts.

Denn der Strompreis entsteht an der Strombörse und richtet sich nach dem Preis für die Spitzenlast. Die können Atomkraftwerke nie erzeugen, weil sie viel zu unflexibel sind. Die Folge: Profit mit dem Atomstrom aus ihren alten Kraftwerken machen einzig und allein die Stromkonzerne – je länger die Atomkraftwerke laufen, desto mehr. Von 2002 bis 2007 haben EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall ihren Gewinn verdreifacht.

Sind irgendwo die Strompreise gesunken?

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Immerhin wird hier zugegeben, dass Kernkraftwerke preiswert Strom produzieren. Was soll daran schlecht schlecht sein? Und was können Kernkraftwerke dafür, dass sie praktisch unkaputtbar sind und somit weit über ihre Abschreibungszeit hinaus tadellos funktionieren?

Jedes Kernkraftwerk ist mit 2,5 Mrd. Euro hoch versichert, bei Selbstverschulden haftet der Betreiber sogar unbegrenzt. Rückstellungen sind für jede Industrieanlage steuerfrei, die Kernkraftwerksbetreiber haben also keinen Vorteil. Auch eine deftige Brennstoffsteuer müssen sie nun zahlen, im Gegensatz zu den „Erneuerbaren Energien” und Kohlekraftwerken.

Kernkraftwerke können den Strom flexibler regeln als jede andere Kraftwerksform (siehe auch #95 zur Regelgeschwindigkeit von Kernkraftwerken), nur haben die Betreiber wenig Lust, ihre Anlagen deswegen zu verschleissen. Wind- und Sonnenkraftwerke können überhaupt nicht regeln, im Gegenteil, hier muss der Stromkunde „geregelt” werden. Oder die flexiblen Kernkraftwerke müssen die Lücken füllen, wenn Wind und Sonne mal nicht wollen.

Spitzenlasten treten nur selten auf, so dass Kernkraftwerksbetreiber von den dann hohen Strompreisen kaum profitieren. Lasten, die von den Kernkraftwerken nicht mehr gedeckt werden können, gibt es hingegen häufig. Dann richtet sich der Preis an der Strombörse nach dem nächst teureren Anbieter, meistens Kohlekraftwerke. Mit den Rohstoffpreisen sind zwischen 2002 und 2007 deshalb auch die Strompreise gestiegen. Die logische Konsequenz kann nur sein, auch diese Lasten durch Kernkraftwerke abzudecken, also die Kernenergie konsequent auszubauen – dann sinken auch die Strompreise. Die Franzosen machen es vor.

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#77: Strompreise

Behauptung: Atomstrom treibt die Preise hoch.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Strompreise steigen seit Jahren – trotz Atomstrom. Ein entscheidender Grund dafür ist die Marktmacht der vier großen Energiekonzerne, die das Stromangebot an der Leipziger Strombörse dominieren. Von 2002 bis 2008 erwirtschafteten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall fast 100 Milliarden Euro Gewinn. Im gleichen Zeitraum erhöhten sie die Strompreise um weit über 50 Prozent.

Atomkraftwerke zementieren die Marktmacht der Konzerne und sichern ihnen Milliardengewinne. Dagegen wirken die Erneuerbaren Energien schon heute preisdämpfend. Dank Windkraft sparen die Verbraucher jedes Jahr mehrere Milliarden Euro (Merit-Order-Effekt).

Fielen die derzeitigen enormen Vergünstigungen für Atomkraft weg – etwa durch eine realistische Deckungssumme bei der Haftpflichtversicherung für Atomkraftwerke, eine Besteuerung der Rücklagen, eine Brennstoffsteuer –, wäre Atomstrom unbezahlbar: Die Basler Prognos AG errechnete schon 1992 einen realistischen Preis von rund 2 Euro pro Kilowattstunde.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Stromerzeugungskosten aus Kernenergie sind bis zu einen Faktor 10 niedriger als die aus Wind und Sonne und zählen zu den niedrigsten überhaupt, die Pufferung der beiden letzten noch nicht mal mitgerechnet. Wind- und Sonnenenergie hätten am Strommarkt überhaupt keine Chance, würden sie nicht durch gesetzliche Regelungen (EEG) massiv subventioniert werden und zusätzlich die technisch zwingend notwendigen Speicher konzeptionell mit einbeziehen müssten. Zwischen 1998 und 2008 hat sich der Beschaffungspreis für Strom praktisch nicht erhöht, trotz gestiegener Rohstoffpreise. Der Endpreis hingegen stieg um 4,5 cent/kWh, hauptsächlich wegen der eingeführten Ökosteuer und der gestiegenen EEG-Umlage. Seit 2008 hat sich die EEG-Umlage verdreifacht und die Strompreise haben deutlich angezogen.

Durch die zig-fachen Erzeugungskosten können „Erneuerbare Energien” grundsätzlich nicht preisdämpfend wirken. Es gibt aber seltene Situationen, in denen sie den Strompreis weniger stark verteuern als sonst, und zwar dann, wenn die Nachfrage groß und das Angebot nur durch noch teurere Energien gedeckt werden kann (Merit-Order-Effekt). Für Kernkraftwerke gilt dies ständig, für die „Erneuerbaren” fast nie. So funktioniert halt der Markt.

Die zitierte „Studie” der Prognos AG ist nie in einer begutachteten Zeitschrift publiziert worden. Die dort behaupteten bis zu 60 Billionen Euro für einen „Super-GAU” stehen im eklatanten Widerspruch zur Reaktorhavarie in Fukushima, die Kosten von 70 Mrd. Euro verursacht hat, aber auch die Angaben zur Wahrscheinlichkeit eines „Super-GAUs”, aus denen schließlich 2 €/kWh errechnet werden, sind dort frei erfunden. Die von zwei Volkswirten vor 20 Jahren durchgeführte „Studie” ist höchst unwissenschaftlich, in Bezug auf die behaupteten Krebstoten sogar unmoralisch. Nicht ohne Grund hat die Prognos AG sie aus ihren Datenbanken entfernt.

Begutachtete wissenschaftliche Publikationen errechnen Kosten durch gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie sie z.B. durch Unfälle entstehen, von maximal 0,001 €/kWh.

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#78: Nicht marktfähig

Behauptung: Neue Atomkraftwerke rechnen sich nicht.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In den vergangenen 20 Jahren ging, wo Marktwirtschaft herrschte, so gut wie kein Atomkraftwerk mehr in Bau – obwohl die installierte Kraftwerksleistung in der gleichen Zeit um viele Hunderttausend Megawatt zunahm. Das zeigt: Neue Atomkraftwerke rechnen sich nicht.

Daran ändern auch die beiden jüngsten Reaktorbaustellen in Finnland und Frankreich nichts. Der Reaktor in Finnland war ein Dumpingangebot zum subventionierten Festpreis (bezuschusst unter anderem vom Land Bayern durch günstige Kredite der Bayerischen Landesbank). Die Kosten sind längst explodiert. Und in Frankreich sind Atomindustrie (AREVA) und Strommonopolist (EdF) fest in Staatshand – da spielen marktwirtschaftliche Überlegungen nur eine kleine Rolle.

Ein E.ON-Manager räumt freimütig ein: „Ohne Staatskohle keine Atomkraft“.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Vor 20 Jahren waren, wo Marktwirtschaft herrschte, in Deutschland die meisten Kernkraftwerke am Netz. Dann wurde das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” EEG geschaffen, der Markt ideologisch verzerrt, Betreiber ineffizienter Energieerzeugungstechniken zunehmend stark bevorteilt, je ineffizienter, desto mehr, Kernkraftwerksbetreiber mit dem Scheinargument der Unsicherheit und mit endlosen Genehmigungsverfahren drangsaliert, die Laufzeiten künstlich verkürzt, Ingenieure, Kerntechniker und Kernphysiker durch willkürliche Stillegung fertiggestellter Zukunftsprojekte (Hochtemperaturreaktor, Schneller Brüter, WAA, Asse) demotiviert und aus dem Land geekelt, und schließlich der Bau weiterer Kernkraftwerke einfach gesetzlich verboten. Trotzdem rechnet sich der Weiterbetrieb bestehender Reaktoren in Deutschland immer noch.

In Frankreich, das eine stark zentralistische Prägung hat, sind viele Betriebe in Staatshand (SNCF, Air-France bis 1998), nicht nur AREVA und EdF. In Schweden sieht es ähnlich aus. Ansonsten ist dies in marktwirtschaftlichen Ländern eher die Ausnahme. Der deutsche Reaktorbauer Siemens/KWU war immer in privater Hand, ebenso Hitachi in Japan und GE in den USA, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Dass Betriebe in Staatshand sich trotzdem rechnen können, zeigt gerade der Reaktorbau in Finnland und Frankreich. Trotz enormer Verluste beim Bau des EPR in Finnland, die wohl AREVA tragen muss, wird ein zweiter in Frankreich gebaut, ein dritter steht kurz vor Baubeginn, zwei weitere werden gerade in China gebaut, und Großbritannien, das seinen Nuklearstrom verdoppeln will, werden 4 Stück von EdF gebaut.

Kernkraftwerkebetreiber sind auf „Staatskohle” nicht angewiesen. Was der E.ON-Manager vermutlich bemängelt, ist eine willkürliche vorzeitige Stillegung, wie man es in Deutschland gerne mal tut. Hier staatliche Bürgschaften zu verlangen, ist mehr als berechtigt.

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#79: Konzernmacht

Behauptung: Atomkraft zementiert die zentrale Struktur der Energieversorgung und die Macht der Stromkonzerne.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Vier große Stromkonzerne beherrschen den Strommarkt in Deutschland. Ihnen gehören die Stromnetze, sie betreiben die Kraftwerke, sie bestimmen die Strompreise und in einem unglaublichen Maß sogar die Energiepolitik. Atomkraft stärkt die Konzernmacht. Dezentrale, hocheffiziente und umweltfreundliche Kraftwerke in Bürgerhand oder in kommunaler Regie entmachten die Konzerne. Deswegen versuchen die Atomkraftwerksbetreiber, solche Anlagen um jeden Preis zu verhindern.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Ob in U-Booten, Schiffen, oder sogar Flugzeugen, überall wurden Kernreaktoren schon erprobt. Toshiba, Hyperion, NuScale, Babcock, General Electrics, Hitachi, General Atomics – sie alle arbeiten an neuen Minireaktoren mit Leistungen bis hinunter zu 10 Megawatt. Diese können sogar in Serie gefertigt werden, was die Genehmigungsverfahren deutlich reduziert. Hyperion schätzt den weltweiten Bedarf auf eine halbe Million Kleinstreaktoren.

Dezentrale Strukturen lassen sich deshalb gerade mit Kernenergie extrem gut aufbauen. Nuklearmodule können fertig gekapselt mit Brennstoff jahrzehntelang laufen und werden dann komplett ausgetauscht, ganz im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie, wo das unstetige Angebot einen großflächigen Ausgleich erforderlich macht, der sich nur durch landesweite, sogar europaweite Netz- und Speicherstrukturen umsetzen lässt. Aufwändige Speichertechniken kommen noch hinzu. Dies führt zwangsläufig zu zentralen Strukturen mit großen Konzernen, spätestens wenn die exorbitanten Subventionen reduziert werden.

Dezentrale, hocheffiziente und umweltfreundliche Kernkraftwerke in Bürgerhand oder in kommunaler Regie entmachten die EEG-Subventions-Gewinnler. Deswegen versucht die Solar- und Windlobby, Kernenergie um jeden Preis zu verhindern und schlecht zu machen. Die „100 guten Gründe” sind dafür ein exzellentes Beispiel.

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#80: Freiheitsentzug

Behauptung: Atomkraft raubt unsere Freiheit und beschneidet unsere Grundrechte.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Wenn Demonstrationen gegen Castor-Transporte drohen, schränken die Behörden das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gleich quadratkilometerweise ein, lösen friedliche Proteste mit Polizeigewalt auf. Straßensperren riegeln ganze Regionen ab. Stundenlang werden Menschen bei Minusgraden festgehalten, zum Teil ohne Toiletten. Jahrelang bespitzeln und beschatten Beamte Atomkraftgegner wie Terroristen, hören ihre Telefone ab, durchsuchen ihre Wohnungen. Tausende Demonstranten sperrt die Polizei illegal ohne richterliche Überprüfung in Zellen, Kasernen, Garagen, Turnhallen oder gar Metallkäfigen ein, manchmal tagelang.

Wessen Recht wird hier gegen unsere Grundrechte durchgesetzt?

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Demonstrationen und Versammlungen sind im Versammlungsgesetz (VersammlG) genau geregelt, Polizeieinsätze durch das Polizeigesetz (PolG) oder vergleichbare Gesetze in den jeweiligen Bundesländern, nachrichtendienstliche Ermittlungen durch das Bundesverfassungsschutzgesetz (BVerfSchG), die Tätigkeiten unterliegen überdies einer parlamentarischen Kontrolle und benötigen in Einzelfällen eine richterliche Genehmigung. Es mangelt wirklich nicht an Regelungen, Gesetzen und Kontrollen, und jeder, der sich nicht danach behandelt fühlt, kann vor Gericht klagen. Aber auch wer mit den Gesetzen selbst nicht einverstanden ist, kann sich politisch engagieren oder einfach seine Wählerstimme entsprechend nutzen.

Viele Castor-Demonstranten scheint dies alles wenig zu scheren. Mit der politischen Mehrheitsmeinung, den Gesetzen und den offenstehenden Rechtswegen wollen sie sich nicht zufrieden geben und beanspruchen für sich ein Sonderrecht auf Verkehrsgefährdung und Sachbeschädigung, sowie ein Demonstrationsrecht auf Privatgelände. Dass es in diesem Zusammenhang auch mal zu einer überzogenen Reaktion einzelner Polizisten kommt, ist bedauerlich, aber kein besonderes Merkmal von Castor-Transporten. Rechtsverstöße beiderseits kommen z.B. auch bei den berühmt-berüchtigten Krawallen bei den 1.-Mai-Demonstrationen vor. Man muss sich aber auch mal fragen, was die Behörden bei Castor-Transporten zu dieser erhöhten Nervosität treibt, nämlich illegale Demonstrationen und Straftaten, und nicht willkürliche Repressionen. Da Teilgruppen bereits Züge einer kriminellen Organisation haben, werden sie – zu Recht – vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet, siehe auch #82.

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#81: Recht auf Leben

Behauptung: Atomkraft verletzt das Grundrecht auf Leben.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraftwerke bedrohen unser Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem ›Kalkar-Urteil‹ den Betrieb von Atomkraftwerken deswegen an einen »dynamischen Grundrechtsschutz« gekoppelt.

Demnach müssen die Sicherheitsvorkehrungen erstens stets dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen. Zweitens müssen die Reaktoren gegen alle vorstellbaren Gefahren gesichert sein. Weder das eine noch das andere ist der Fall.

Trotzdem hat noch keine Aufsichtsbehörde eine Betriebsgenehmigung für ein Atomkraftwerk widerrufen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht erhellend, sich den Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts einmal genauer anzusehen. Dort liest man nämlich: „Vom Gesetzgeber im Hinblick auf seine Schutzpflicht eine Regelung zu fordern, die mit absoluter Sicherheit Grundrechtsgefährdungen ausschließt, die aus der Zulassung technischer Anlagen und ihrem Betrieb möglicherweise entstehen können, hieße die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens verkennen und würde weithin jede staatliche Nutzung von Technik verbannen. Für die Gestaltung der Sozialordnung muss es insoweit bei Abschätzungen anhand praktischer Vernunft bewenden. Ungewissheiten jenseits dieser Schwelle praktischer Vernunft sind unentrinnbar und insofern als sozialadäquate Lasten von allen Bürgern zu tragen.”. Kurzum, ohne Restrisiken gäbe es keinerlei Technik im alltäglichen Leben, es muss nur mit „praktischer Vernunft” minimiert werden. Insofern war die Genehmigung gemäß Atomgesetz, wie sie bei allen Anlagen passierte, gar nicht in grundrechtlichem Widerspruch zum Kalkar-Urteil.

Tatsächlich belegt die OECD-Studie zum internationalen Vergleich von Kernkraftwerken von 1997, siehe auch #20 und #30, dass ein Kernschmelzunfall mit erheblicher Aktivitätsfreisetzung (über 10% des Gesamtinventars, etwa wie Tschernobyl) höchstens alle 100 Millionen Betriebsjahre auftritt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Meteorit mit einem Volumen von mehreren Kubikkilometern die Erde trifft, liegt in der gleichen Größenordnung. Abgesehen von den viel verheerenderen Folgen eines solchen Ereignisses wäre es nicht möglich, ein Kernkraftwerk gegen eine solche Einwirkung zu schützen und wird vom o.g. Urteil (Verhältnismäßigkeit) gedeckt. Somit steht der Betrieb deutscher Anlagen im Einklang mit dem Urteil. Keine andere Energietechnik kann hier bei der Sicherheit mithalten.

Man muss sich auch fragen, warum hier mit unterschiedlichem Maß gemessen wird. Jede Chemiefrabrik, jede Stauanlage, jedes Kohlekraftwerk und sogar Wind- und Solaranlagen bergen erheblich größere Risiken, wie eine Studie des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts sowie ein Blick auf die Liste der Stauanlagen belegen – ausgerechnet und ausschließlich gegen die sicherste Energieerzeugungstechnik wird aber geklagt. Dies zeigt, dass mit der Klage nur politisch-ideologische Absichten verfolgt wurden.

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#82: Polizeigewalt

Behauptung: Um Protest gegen Atomkraft zu unterbinden, greift der Staat zur Gewalt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Wem es an guten Argumenten mangelt, dem bleibt nur noch die Gewalt: Zehntausende Bürgerinnen und Bürger hat die Polizei schon mit Schlagstöcken, Tritten, Faustschlägen, Wasserwerfern, K.o.-Griffen, Pfefferspray und Gasgranaten malträtiert und verletzt, zwei kamen gar ums Leben. Was hatten sie getan? Sie haben gegen Atomkraft demonstriert.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Bei den Castor-Transporten hat die Antiatombewegung kurzerhand Recht und Unrecht vertauscht. Die Selbstwahrnehmung hat sich verschoben, das Einbrechen und Besetzen von Privatgelände wird als „gewaltfrei” definiert, Sitzblockaden, Sabotage und Schottern, verbunden mit hohen finanziellen Verlusten der Betreiber mit der „Unrechtmäßigkeit der Atomkraft” gerechtfertigt, kriminelle Attacken auf genehmigte Transporte als „ziviler Ungehorsam” verkauft.

Dabei gibt es in der Bundesrepublik zahlreiche Rechtsmittel bis hin zu einem unabhängigen Verfassungsgericht, das jeder Privatbürger anrufen kann. Das schert die selbsternannten „Widerstandskämpfer” aber nicht. Die Vorgehensweise der Castor-Blockierer steht inzwischen der einer organisierten kriminellen Vereinigung kaum noch nach, sogar Trainings-Camps wurden eingerichtet, und der Staatsschutz beobachtet die Szene.

Von Castor-Transporten ging nie eine Gefahr aus, von Castor-Blockierern hingegen schon. Richtig, wem es an guten Argumenten mangelt, dem bleibt nur noch die Gewalt.

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#83: 50 Jahre Zwist

Behauptung: Atomkraft spaltet die Gesellschaft, und das seit Jahrzehnten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Seit in den 1950er Jahren die ersten Atomreaktoren in Deutschland in Bau gingen, gibt es darum Streit. Denn Atomkraft ist lebensgefährlich. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Deswegen kann nur der endgültige und tatsächliche Ausstieg aus der Atomkraft diesen Konflikt beenden.

Die Stromkonzerne haben am 15. Juni 2000 im sogenannten ›Atomkonsens‹ dem schrittweisen Atomausstieg zugestimmt und dies mit ihrer Unterschrift besiegelt. Als Gegenleistung haben sie eine ganze Reihe von Zugeständnissen erhalten. Wenn EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall jetzt mit allerlei Tricks und Initiativen versuchen, ihre Atomkraftwerke doch länger als vereinbart zu betreiben, so brechen sie damit den ›Konsens‹ und ihren Vertrag.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Seit in den 1950er Jahren die ersten Kernreaktoren in Deutschland in Bau gingen, wurden sie von einer ideologischen Bewegung bekämpft. 15 000 Reaktorjahre haben aber gezeigt: Kernkraftwerke sind sicherer, günstiger, zuverlässiger und umweltfreundlicher als alle anderen Formen der Energieerzeugung. Deswegen kann nur der endgültige und tatsächliche Umstieg auf Kernenergie diesen Konflikt beheben.

Leider haben die Stromversorger unter dem Druck der „grünen” Energiepolitik einem schrittweisen Ausstieg zugestimmt, und dies auch noch mit der Unterschrift besiegelt. Reingefallen, denn 8 der sicheren und umweltfreundlichen Kernreaktoren wurden trotzdem vorzeitig abgeschaltet – einfach so. Da sie noch Jahrzehnte hätten weiterlaufen können, steht der Steuerzahler nun Forderungen in Höhe von 15 Mrd. Euro gegenüber, die er wohl oder übel zahlen muss, denn an das Grundgesetz müssen sich alle halten, auch der Mainstream.

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#84: Konzern-Politik

Behauptung: Der Einfluss der Energiekonzerne auf die Politik ist viel zu groß.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In kaum einem anderen Bereich sind Industrie und Politik so eng und wechselseitig miteinander verwoben wie im Energiesektor. Viele Spitzenbeamte machen erst Politik im Sinne der Konzerne, dann bekommen sie dort lukrative Posten oder Aufträge: Wolfgang Clement, Joschka Fischer, Gerald Hennenhöfer, Walter Hohlefelder, Joachim Lang, Otto Majewski, Werner Müller, Gerhard Schröder, Alfred Tacke, Bruno Thomauske, Georg Freiherr von Waldenfels. Auch Abgeordnete (Rezzo Schlauch, Gunda Röstel u.a.) finden ein Auskommen bei Energiekonzernen oder deren Tochtergesellschaften.

Die Macht der Konzerne schadet der Demokratie.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Einfluss von Lobbygruppen und Verflechtungen mit der Politik sind viel zu groß, dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Dass dies nun auf die Energiekonzerne in besonderer Weise zutrifft kann indes leicht widerlegt werden: Das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG) hat den Energieversorgunsunternehmen nur geschadet, der „Atomausstieg” mitsamt der Brennelementesteuer um so mehr, und die willkürliche Stilllegung von 8 Kernkraftwerken im Jahre 2011 sogar zu Milliarden-Klagen gegen den Bund geführt. Von einem Schulterklopfen kann hier wohl keine Rede sein. Inzwischen hat hingegen die Solarbranche gute Kontakte zu CDU-Politikern.

Auch in der Vergangenheit hat die Nuklearindustrie nie Subventionen erhalten. Von willkürlich zum Scheitern gebrachten Großprojekten wie dem Hochtemperaturreaktor und dem Schnellen Brüter hatte die „Atomindustrie” unter dem Strich nur Verluste, und selbst bei der steuerlichen Absetzbarkeit von Rückstellungen und deren Zinsen wurde die Nuklearindustrie schlechter als alle anderen Industriezweige gestellt: Sie ist im Normalfall willkürlich auf 25 Jahre befristet.

Dass nukleare Projekte nur noch von großen Unternehmen gestemmt werden können, ist im Übrigen der irrationalen deutschen Strahlenangst zu verdanken. Gelockerte Bestimmungen würde Projekte wie Kleinstreaktoren, wie sie derzeit von vielen Firmen konstruiert werden, auch für kleine Unternehmen attraktiver machen.

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#85: Volksverdummung

Behauptung: Das Märchen »Ohne Atom gehen die Lichter aus« erzählen die Stromkonzerne schon seit über 30 Jahren.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

»Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 % unseres Strombedarfs decken«. Das verkündeten die deutschen Stromkonzerne noch Mitte 1993 in bundesweiten Zeitungsanzeigen. Die Realität sieht so aus: Im Jahr 2009 stammten über 16 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien, im Jahr 2020 könnten es schon knapp 50 Prozent sein. Bis Mitte des Jahrhunderts ist eine Stromversorgung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien möglich.

Dessen ungeachtet erzählen die Stromkonzerne, die um längere Restlaufzeiten für ihre Atomkraftwerke kämpfen, auch heute noch gerne das Märchen von angeblich drohenden »tagelangen Stromausfällen«. Wer soll das noch glauben?

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die zitierten vier Prozent gingen von der Annahme eines selbständigen ökonomischen Beitrags zur Stromversorgung aus, nicht von einer zig-milliardenschweren Subvention jedes Jahr. Der Strombeitrag aus Wasserkraft ist seit Jahrzehnten konstant bei 3,2 Prozent, auch praktisch ohne Subventionen, denn Wasserkraft ist weitestgehend ökonomisch sinnvoll. Wind und Fotovoltaik wurden hingegen allein im Jahr 2010 mit 9,5 Mrd. € gefördert, obwohl sie nur 8,2% zum Strom beitrugen. Schon 2013 wird die EEG-Umlage den Stromkunden 5 cent/KWh kosten, doppelt so viel wie die Stromerzeugungskosten aus konventionellen Kraftwerken. Sicher kann man auch einen Stromanteil von 50% erreichen, muss dann aber mit Subventionen von 50 Mrd. € pro Jahr rechnen, deutlich höhere Ausbaukosten für das Netz und Speicher noch nicht inbegriffen.

Dabei ist bisher kein einziges konventionelles Kraftwerk eingespart worden, denn man braucht sie, um Windflauten und sonnenarme Tage und die Nächte auszugleichen. Nur so konnten Stromausfälle bisher vermieden werden. Will man auf „100 Prozent” umstellen, darf es keine konventionellen Kraftwerke mehr geben. Dann bleibt nichts als Speicherung, die den Strompreis nochmals vervielfacht. Die Subventionen sind dann ein deutlicher Anteil des Bruttoinlandsproduktes, und die Folgen kann sich jeder selbst ausmalen.

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#86: Unerwünschtes

Behauptung: Niemand will neben einem Atomkraftwerk wohnen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Glaubt man vom Deutschen Atomforum initiierten Umfragen, ist Atomkraft bald wieder salonfähig. Ehrlicher und aussagekräftiger sind wahrscheinlich die Antworten, die das Meinungsforschungsinstitut Emnid Mitte 2008 bekam: Mehr als zwei Drittel der Befragten lehnen den Bau eines neuen Atomkraftwerks an ihrem Wohnort ab – selbst wenn sie dafür lebenslang kostenlosen Strom bekämen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Umfrage wurde im Auftrag von „Vanity Fair“ durchgeführt, einer Zeitschrift, die neben Politik eher auf Boulevard ausgerichtet ist. Man muss dem deutschen Atomforum nicht glauben, aber Aussagen eines Boulevardblattes sollte man dann mit größerem Misstrauen entgegentreten. Die Umfrage selbst ist übrigens überhaupt nicht mehr auffindbar, was nicht grade für eine seriöse und damit glaubwürdigere Studie spricht. Dagegen ist die detailliert dokumentierte, jährliche Umfrage des US Nuclear Energy Institute zu finden. Fast zwei Drittel sind für Kernenergie – auch nach der Havarie in Fukushima, wo die Zustimmung nur leicht absank. Konstant hoch schätzt man nach wie vor dort die Sicherheit der eigenen Anlagen ein, die Mehrheit könnte sich sogar ein Kernkraftwerk in der Nähe ihres jeweiligen Wohnortes vorstellen.

Aber selbst, wenn es stimmen sollte, wäre dies auch nicht überraschend, denn wer möchte schon gerne eine Großbaustelle vor der Haustür haben, die durch zu erwartende Greenpeace-Klagen vermutlich über ein Jahrzehnt auch eine solche bleibt, von Demonstrationen und Krawallen mal ganz zu schweigen. Auch bei der in Deutschland vorherrschenden Meinungsbildung und Verklärung über die angeblich teuflische Wirkung radioaktiver Strahlung und die Funktionsweise von Kerntechnik verwundert das Ergebnis nicht. Selbst in Japan geht man, trotz Fukushima, mit der Kerntechnik rationaler als in Deutschland um, auch wenn deutsche Medien das Gegenteil berichten.

Statistisch objektiv kann man nur eins festhalten: In den USA nimmt die Bevölkerung in der Nähe von Kernkraftwerken seit 10 Jahren mehr zu als im Durchschnitt.

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#87: Ethik

Behauptung: Atomkraft zu nutzen ist unethisch.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraftwerke nützen nur wenigen Menschen wenige Jahre, bürden aber sehr vielen Menschen große Risiken für Leben und Gesundheit auf. Sie hinterlassen Abfälle, die für Hunderttausende von Jahren sicher gelagert werden müssen – eine unvorstellbar schwere Hypothek für die kommenden 40.000 Generationen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

  • http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html
    (Punkt 2.1.3) – Kapitel über Unfreiwillige Risiken und die „Theorie der Gerechtigkeit“ im Prognos-Gutachten „Identifizierung und Internalisierung externer Kosten der Energieversorgung“, Band 2, Ewers/Rennings, „Abschätzung der monetären Schäden durch einen sogenannten Super-GAU (April 1992)

Richtig ist …

Jede Generation bemüht sich, ihren Nachfahren eine großen Schatz an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Kulturgütern und Bauwerken und gleichzeitig einen möglichst kleinen Berg an unbrauchbaren oder gar schädlichen Abfällen zu hinterlassen. Gerade in der Kernenergie zeigt sich dies in besonders eindrucksvoller Weise: Während eine bis dahin unvorstellbar ergiebige, sichere und Wohlstand für alle bringende Energiequelle entwickelt wurde, sind die Risiken und Hinterlassenschaften extrem klein. OECD, IAEA, UNSCEAR, GSR, PSI, BGR – sie alle bescheinigen der Kernenergie eine Betriebs- und Umgebungssicherheit, wie sie mit Abstand keine andere Stromerzeugungstechnik erreicht, Wind-, Wasser und Solarenergie eingeschlossen.

Auch die Mengen radioaktiven Abfalls sind extrem gering, lediglich 10 Gramm mittel-radioaktiven Plutoniums und wenige 10 Gramm Spaltprodukte, die während eines ganzen Menschenlebens bei nuklearer Vollversorgung anfallen. Zudem wandeln sich die Spaltprodukte selbst nach wenigen Jahrhunderten in wertvolle Metalle um. Insgesamt löst sich die ganze Hinterlassenschaft also von selbst auf: Nach 1.000 Jahren ist die Toxizität nur noch ein Zehntel so hoch wie zu Beginn und nach 10.000 Jahren ist nur noch 1% übrig. Mit Einsatz von Schnellspaltreaktoren, wie sie von der Antiatombewegung blockiert werden, erübrigt sich ein geologisches Endlager vollständig.

Jeder andere Industriezweig muss den Nachfahren unvergleichlich größere Lasten aufbürden, oft zu einem erheblich geringeren Nutzen. Ein Extrembeispiel sind durch Wind- und Photovoltaikanlagen zerrissene und unbewohnbare Landschaften, Beton- und Stahlplattformen durch Offshore-Windkraftanlagen, Tausende Kilometer zusätzlicher durch „regenerative Energien” notwendig gewordener und besonders dicker Stromleitungen sowie, bei konsequent durchgezogener „Energiewende”, mehrere Pumpspeicheranlagen mit den Ausmaßen von Großstädten. Diese großflächigen Megastrukturen werden unser Land maßgeblich prägen und es wird viele Generationen brauchen, diese Unbilden wieder zu beseitigen. Rückstellungen gibt es dafür nicht. Von den chemisch-toxischen Abfällen gar nicht zu reden: Der chemische Abfallberg ist erheblich größer und giftiger und löst sich nicht von selbst auf.

Diese Überlegungen zeigen, dass der Begriff „Ethik” hier, wie so oft, gegen Kernenergie instrumentalisiert wird, indem mit zweierlei Maß die Realität verzerrt wird.

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#88: Tarnprogramm

Behauptung: Zivile und militärische Nutzung von Atomenergie lassen sich nicht trennen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Eine Urananreicherungsanlage kann auch hochangereichertes Uran für Bomben herstellen. Ein Reaktor kann auch besonders viel Plutonium erbrüten. In einer ›heißen Zelle‹ können auch Bomben hergestellt werden. Eine Wiederaufarbeitungsanlage extrahiert aus dem Abfall von Atomkraftwerken den Bombenstoff Plutonium.

Viele Staaten haben unter dem Deckmantel der zivilen Atomkraft Atomwaffen entwickelt – einige sehr erfolgreich. Je mehr Atomkraftwerke es gibt, desto größer ist die Gefahr des militärischen oder terroristischen Missbrauchs.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Eine Metallfabrik kann auch Munition herstellen. Eine Chemiefabrik kann auch Giftstoffe produzieren. In einer Pharmafabrik können auch biologische Kampfstoffe hergestellt werden. In einer Chipfabrik können Lenksysteme für Raketen entwickelt werden.

Praktisch jeder Industriezweig kann auch militärisch genutzt werden. Schaut man aber genauer hin, ist dies gerade bei Einrichtungen zur zivilen Nutzung der Kernenergie besonders schwierig. Schon das in Leichtwasserreaktoren zwangsläufig miterzeugte Plutonium ist derartig isotopenverunreinigt, dass es für nukleare Waffen praktisch nicht mehr tauglich ist. Somit sind so gut wie alle heutigen zivilen Kernreaktoren für die militärische Nutzung uninteressant. Dies gilt dann zwangsläufig auch für die Wiederaufarbeitungsanlagen mitsamt ihren „heißen Zellen”.

Bleiben von dem Mythos „zivil = militärisch” also bestenfalls die Anreicherungsanlagen. Dass diese heute so effektiv arbeiten ist vor allem Fortschritten in der Materialforschung zu verdanken. Die nächste Generation arbeitet mit Lasern (SILEX) – dank Fortschritten in der Lasertechnik, angetrieben z.B. durch die Unterhaltungselektronik (CD, DVD, Blue-ray). Heutige Nuklearforschung ist für die Militärtechnik hingegen bedeutungslos. Im Übrigen gehört zu einer Bombe noch wesentlich mehr, als nur der Sprengstoff.

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#89: Schnelle Brüter

Behauptung: ›Schnelle Brüter‹ potenzieren die Gefahren der Weiterverbreitung von Atomwaffen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Atomkraftwerke vom Typ ›Schneller Brüter‹ sind um einiges gefährlicher als herkömmliche Reaktoren und haben ein größeres Unfallrisiko. Abgesehen davon nutzen sie nicht Uran, sondern Plutonium als Brennstoff. Bei großtechnischem Einsatz von ›Schnellen Brütern‹ würden daher riesige Mengen Plutonium als Wirtschaftsgut kursieren. Es wäre ein Leichtes, davon ein paar Kilo zum Bau einer Bombe abzuzweigen oder zu entwenden.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Bei dem „größeren Unfallrisiko” handelt es sich ausschließlich um ein chemisches Risiko, bedingt durch das leicht enflammbare Kühlmittel Natrium, welches aber nicht in allen zukünftigen Reaktoren eingesetzt werden muss. Diese Brandgefahr wird durch einen höheren technischen Aufwand kompensiert, so dass auch diese Reaktoren das gleiche Sicherheitsniveau, aber einen höheren Preis verglichen mit konventionellen Kernreaktoren haben. Dafür nutzen sie den Kernbrennstoff erheblich effektiver.

›Schnelle Brüter‹ können Plutonium erzeugen, wenn dies zum Aufbau weiterer ›Schneller Brüter‹ erwünscht ist, sie müssen es aber nicht. Sie lassen sich jedoch so bauen, dass dieses erbrütete Plutonium im Normalbetrieb aufgrund der Isotopenzusammensetzung mitnichten waffenfähig ist. Den Betrieb des Brüters auf waffenfähiges Plutonium umzustellen wäre erheblich aufwändiger, als waffenfähiges Uran durch Anreicherung herzustellen und fiele überdies der Atomaufsicht sehr schnell auf. Es ist ein weitverbreiteter Mythos, dass die nukleare Waffentechnologie auf Kernreaktoren angewiesen ist.

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#90: Schmutzige Bomben

Behauptung: Radioaktive Stoffe aus Atomanlagen können für schmutzige Bomben missbraucht werden.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Eine kleine Menge radioaktiver Spaltprodukte aus irgendeiner Atomanlage, mit herkömmlichem Sprengstoff vermischt, genügen zum Bau einer sogenannten schmutzigen Bombe. Deren Explosion würde die Spaltstoffe fein zerstäuben und verteilen und damit die Umgebung zusätzlich radioaktiv verseuchen – ein übles Drohpotenzial.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Spaltprodukte für schmutzige Bomben verwenden – unsinniger geht es nicht mehr. Zum einen sind diese extrem schwierig zu beschaffen, zum anderen extrem schwierig zu verarbeiten, und zum dritten großflächig verteilt extrem wirkungslos. Selbst die theoretischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen würden sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar machen. Im Gegensatz zu Chemikalien baut sich die Radioaktivität außerdem selbst ab – eine dauerhafte Unbewohnbarkeit kann man damit also nicht erreichen.

Arsen, Zyanid, Aldrin, DDT, Dioxin – die Liste der Stoffe, die für eine schmutzige Bombe „besser” geeignet sind, ist endlos. Bei ihnen ist der „Erfolg” garantiert. Besonders empfehlenswert: Methylisocyanat – bei Zimmertemperatur flüchtig, reagiert mit Wasser, mit Luft sogar explosiv. In einer Chemiefabrik im indischen Bhopal wurde es aus Versehen freigesetzt – Tausende starben sofort, Zehntausende später.

Wer tatsächlich so dumm ist, Spaltprodukt-Bomben herzustellen, muss sich außerdem beeilen, sie einzusetzen, denn die Radioaktivität wird jedes Jahr geringer. Bis dahin gefährdet er vor allem einen – sich selbst.

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#91: Angriffsziel

Behauptung: Atomkraftwerke sind Angriffsziele.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Um Millionen Menschen zu verletzen und zu töten und ganze Regionen unbewohnbar zu machen, braucht es keine eigene Atombombe. Der Angriff auf ein Atomkraftwerk genügt.

Bei einem streng geheimen Flugsimulator-Experiment im Auftrag der Bundesregierung gelang es den Probanden bei jedem zweiten Versuch, einen Jumbo auf einen Atomreaktor zu lenken. Ein Anschlag auf ein AKW, urteilt das Bundeskriminalamt, „muss letztlich in Betracht gezogen werden“.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Kernreaktoren können nicht wie Atombomben explodieren. Wassermoderierte Reaktoren können nicht mal unkontrolliert „durchgehen”, sondern schlimmstenfalls langsam im Kern „schmelzen”, wenn sie nicht ausreichend gekühlt werden. Selbst wenn ein Flugzeug die meterdicke Stahlbetonummantelung durchschlagen und die primäre Reaktorkühlung beschädigen sollte, ist der Reaktorkern noch von einem inneren biologischen Betonschild umgeben. Sollte dieser außerdem beschädigt sein, können flüchtige radioaktive Spaltprodukte austreten, aber langsam und in geringen Mengen. Eine derartige Kette von Beschädigungen ist extrem unwahrscheinlich und hätte ähnliche Folgen wie die Fukushima-Havarie: Keine Strahlenopfer, weder bei den Rettungsarbeitern, noch in der weiterhin bewohnbaren Umgebung.

Die von Flugzeuganschlägen ausgehende Gefahr ist für jedes vollbesetzte Hochhaus, Stadion oder jede Chemiefabrik erheblich größer. Im Gegensatz dazu sind Kernreaktoren aber bestens geschützt und stehen nicht mitten in der Stadt. Trotzdem verlangt keiner, Hochhäuser, Stadien und Chemiefabriken mit Betonpanzern auszustatten.

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#92: Uran-Munition

Behauptung: Aus Abfällen der Urananreicherung wird radioaktive Munition.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Viele Armeen, unter anderem die der USA, setzen Munition aus abgereichertem Uran ein. Beim Aufprall zerstäubt es, explodiert und kontaminiert die Gegend. Radioaktive Partikel verursachen schwere Gesundheitsschäden bei Soldaten und Zivilisten.

Die Militärs verweisen auf die hohe Durchschlagskraft des extrem dichten Materials. Die Atomindustrie profitiert von einer kostengünstigen »Entsorgung« ihrer strahlenden Abfälle.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Um einer Suggestion gleich vorzubeugen: Uranmunition wird nicht wegen ihrer Radioaktivität, sondern wegen ihrer hohen Dichte eingesetzt.

Ansonsten handelt es sich um eines der vielen Märchen rund um Radioaktivität, die sich wohl ewig halten. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Natürliches Uran ist radiologisch nahezu, abgereichertes Uran sogar völlig unbedenklich. Selbst fein zerstäubt, wie in Uranmahlwerksanlagen, ein Arbeitsleben lang eingeatmet, wurden unter den Mitarbeitern keine gesundheitlichen Auswirkungen festgestellt – klar belegt durch epidemiologische Studien. Und das, obwohl es sich hier um die tausend- bis millionenfach höhere Belastung handelte.

Sämtliche Studien, auch die hier zitierten Beobachtungen des irakischen Arztes, bleiben den eigentlichen Nachweis des Zusammenhangs zwischen Krebsrisiko der Bevölkerung und der Verwendung von Uran-Munition schuldig. Aus diesem Grund sind Entschädigungsleistungen wegen der „Kontamination” durch abgereichertes Uran in den USA auch abgelehnt worden.

Aber schon das „Zerstäubungsszenario” ist absurd. Wer neben einem einschlagenden Urangeschoss steht, dürfte wirklich andere Sorgen haben, als vielleicht etwas von den kurz andauernden hypothetischen Uran-Dämpfen einzuatmen.

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#93: Krieg um Uran

Behauptung: Der Uranhunger der Atomindustrie schürt neue Konflikte.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Uranvorkommen etwa in afrikanischen Ländern spielen seit Jahrzehnten eine Rolle in den dortigen Konflikten. Je mehr Atomkraftwerke es gibt, desto größer wird die Abhängigkeit von dem strahlenden Rohstoff. Längst ist Uran ein Spekulationsobjekt. Wird es knapp, ist ein Krieg um Uran so realistisch wie der Krieg um Öl.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Uranvorräte mögen, wie alle Rohstoffe, in Konflikten eine Rolle spielen, jedoch eine sehr kleine. „Krieg um Uran” hat es nie gegeben und wird es auch nie geben, denn Uran wird niemals knapp. Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen ist Uran sogar relativ gleichmäßig über die Erde verteilt, praktisch jedes Land hat Zugang. In den Antworten zu #1 und #9 wird dies ausführlich beschrieben.

Was tatsächlich ungleichmäßig verteilt ist und bei heutigem Verbrauch frühstens in 100 Jahren knapp wird sind die extrem leicht zugänglichen Uranvorräte, die mit einem finanziellen Aufwand von 130 USD pro Kilogramm förderbar sind. Am anderen Ende der Preisskala steht die Förderung aus Meerwasser mit 300 USD pro Kilogramm. Der Strompreis würde sich dadurch um 0,3 Cent pro kWh erhöhen – für die Energieversorger ein Verlust, deswegen wird es heute nicht praktiziert. Aber einen Krieg zwischen Staaten löst dieser Mehraufwand sicher nicht aus.

Übrigens kann man durch den Einsatz von Schnellspaltreaktoren wie den „Schnellen Brüter” (er wurde in Deutschland bereits gebaut, fiel aber der Ökoreligion zum Opfer), die Uranvorräte 100 mal so effizient nutzen. Dann bräuchte man allein für Deutschland für mehrere Jahrhunderte gar kein Uran mehr zu beschaffen.

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#94: Erneuerbare Energien

Behauptung: Eine Energieversorgung aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien ist möglich.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Schon heute decken Erneuerbare Energien mehr als ein Sechstel des Weltenergieverbrauchs. Öl, Gas, Kohle und Uran gehen zur Neige, die Erderwärmung nimmt zu. Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie wird es geben, solange es die Erde gibt. Zahlreiche, auch staatliche Studien zeigen: Die Umstellung unserer Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien ist möglich. Es ist auch die einzige Chance, die uns bleibt.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die „zahlreichen Studien” belegen nur die technische Machbarkeit, ohne auf die Kosten und die damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen einzugehen. Wegen der zehn- bis hundertfach geringeren Energieeffizienz der „Erneuerbaren Energien” wäre ein Zusammenbruch des Wohlstands-, Gesundheits- und Sozialsystems absehbar.

Nicht ein Sechstel des Energieverbrauchs, sondern des Stromverbrauchs wird durch „Erneuerbare Energien” gedeckt, und dabei handelt es sich fast 100-prozentig um Wasserkraft, eines der ältesten Verfahren zur Stromerzeugung. Deren Kapazitäten sind zumindest in Europa so gut wie erschöpft, während Wind- und Solarstrom weltweit praktisch keine Rolle spielen, auch wenn hier das Gegenteil suggeriert werden soll.

Allein die auf der Erde vorhandenen Uran- und Thoriumvorräte reichen so lange wie die Erde bewohnbar ist (s. Antwort auf Grund #9), auch bei einer anhaltenden Bevölkerungszunahme und steigendem Wohlstand für alle, Gas und Kohle- und Ölvorräte immerhin noch einige Jahrhunderte. Im Übrigen ist die beschränkte Reichweite von Ressourcen kein Grund, diese nicht zu nutzen. Kein Mensch käme auf die Idee, bei Nahrungsknappheit lieber zu verhungern als seinen Vorratsschrank zu leeren.

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#95: Nicht kompatibel

Behauptung: Atomkraft und Erneuerbare Energien vertragen sich nicht.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Jüngst haben die Stromkonzerne E.ON und Électricité de France (EdF) der britischen Regierung gedroht: Sie würden nicht in neue Atomkraftwerke investieren, wenn London die Erneuerbaren Energien fördere. Denn teure Atomkraftwerke rechnen sich nur, wenn sie rund um die Uhr ihren Strom absetzen können.

Zur Kombination mit Erneuerbaren Energien eignen sich nur Kraftwerke, die sich schnell und leicht regeln lassen. Denn sie sollen den umweltfreundlichen Strom aus Sonne, Wind und Wasser ja nur ergänzen. Atomkraftwerke aber sind, technisch bedingt, extrem unflexibel.

Atomkraft und Erneuerbare Energien sind daher niemals ein Team, sondern immer Gegenspieler: Wer Atomkraftwerke baut, behindert den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Oder eben umgekehrt, siehe oben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Ohne dafür technisch speziell gerüstet worden zu sein können die umweltfreundlichen Kernkraftwerke heute bereits 5-10 Prozent ihrer Nennleistung pro Minute hoch- und runterfahren, schneller als jedes Kohle- und Gaskraftwerk. Somit können sie den Zufallsstrom aus Wind und Sonne ausgleichen und machen damit dessen Einspeisung überhaupt erst möglich.

E.On und EdF wehren sich nicht, wie suggeriert werden soll, gegen einen möglichen Stromkonkurrenten, sondern gegen den Missbrauch und damit verbundenen Verschleiss ihrer teuren Kraftwerke, nur um die Unzulänglichkeiten der volatilen Stromerzeugung aus Wind und Sonne nachzuregeln.

Denn eins ist sicher: Die Kernkraftwerke können auf Wind- und Solarkraftwerke gut verzichten. Nicht aber umgekehrt, siehe oben.

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#96: Investitionshindernis

Behauptung: Atomkraft verhindert Innovation und Investition.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Erneuerbaren Energien sind eine der dynamischsten und zukunftsträchtigsten Branchen weltweit. Dank des Booms bei den Erneuerbaren Energien in Deutschland haben viele heimische Firmen in Forschung und Entwicklung investiert. In vielen Bereichen zählen sie heute technologisch zur Weltspitze – mit blendenden Aussichten: Windräder, Wasserkraftturbinen, Biogasanlagen und Solarmodule made in Germany sind Exportschlager. Jede dritte neu aufgestellte Windkraftanlage weltweit kam 2008 aus Deutschland.

Die Investitionen in Erneuerbare Energien stiegen 2009 ungeachtet der Wirtschaftskrise um ein Fünftel an: auf 18 Milliarden Euro.

Eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke raubt den Erneuerbaren Energien Investitionssicherheit. Das behindert Forschung und Innovation. Wer auf Atomkraft setzt, gräbt der umweltfreundlichen und exportstarken Boombranche des Jahrhunderts das Wasser ab.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Photovoltaik und verstärkt auch Windturbinen werden nach Deutschland aus China exportiert – soviel zur Qualität einer in Deutschland entwickelten, „zukunftsträchtigen” Hochtechnologie. Low-Tech lässt sich eben leicht kopieren. Kleinwasserkraft macht nur einen Bruchteil des Stromertrages aus, und der Platz für wirtschaftliche große Talsperrenkraftwerke ist erschöpft. Die hochproblematische Konkurrenz der Stromproduktion aus Biogas zur Landwirtschaft wird inzwischen sogar von Greenpeace kritisiert.

Ein scheinbarer „Boom”, verbunden mit Investitionen hat in Deutschland lediglich durch verstärkte Subventionierung durch das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG) stattgefunden, in Forschung und Entwicklung floss davon kein Cent. Bei Low-Tech, wie Solarzellen und Windgeneratoren es sind, ist dies auch weder nötig noch möglich. Es ist leicht, zur Weltspitze in einer Niedrigtechnologie-Branche zu gehören, die völlig unbedeutend und extrem unwirtschaftlich ist. Produktionssteigerungen, wie sie als Erfolgsmeldungen verkauft werden, gehen exakt konform mit den entsprechenden Steigerungen der Subventionen. Mit ihnen werden sie auch wieder fallen, denn irgendwann platzt jede Subventionsblase. Solarmodule made in Germany gibt es praktisch nicht mehr, den Herstellern von Windrädern droht das gleiche Schicksal, und die neuen Offshore-Windanlagen stellen ein Paradebeispiel für fehlgeschlagene Großprojekte mit stetig wachsendem Subventions-Loch dar. Es werden nur noch „Schuldige” gesucht – im Moment sollen es die Netzbetreiber sein.

Leider behindert die Kernenergie offenbar die Entwicklung der „regenerativen” Energien nicht genug. Andersherum verzögern letztere durch ihre immense Kapitalbindung die Erforschung echter Hochtechnologie – wirtschaftlich hocheffiziente, sehr sichere und im Vergleich umweltfreundliche Brut- und Schnellspaltreaktoren. Die Wirtschaftlichkeit der Kerntechnik beweist sich dadurch, dass trotz ausgeuferter behördlicher Auflagen, trotz fehlender Subventionen und trotz einseitiger Subventionierung anderer Energien durch das EEG in Deutschland 2010 noch mehr steter Strom aus Kernenergie als größtenteils unbrauchbarer Zufallsstrom aus „Erneuerbaren” erzeugt wurde. Nach Fukushima wurden 8 deutsche Kernreaktoren, die nachweislich zu den sichersten der Welt zählen, abgeschaltet – offensichtlich hilft den „Erneuerbaren” trotz Subventionen nur noch das direkte Abschalten der Konkurrenz .

Die preiswerte Kernenergie begünstigt sehr innovative, energieintensivere Branchen in der Hochtechnologie wie etwa den Maschinenbau. Diese könnten mit den teuren „Erneuerbaren” nicht wirtschaftlich existieren. Wer auf „Erneuerbare Energien” setzt, gräbt dieser umweltfreundlichen und einst exportstarken Boombranche des Jahrhunderts das Wasser ab.

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#97: Zwei-Prozent-Technik

Behauptung: Atomkraft kann keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Alle 438 Atomkraftwerke der Welt decken mit ihrer Stromproduktion nur etwas mehr als zwei Prozent des gesamten Weltenergiebedarfs. Das ist lächerlich wenig.

Wollte man diesen Anteil auch nur auf zehn Prozent steigern, müsste man, bei gleichbleibendem Energieverbrauch, rund 1.600 zusätzliche Atomkraftwerke bauen. Die Uranvorräte wären dann in gut zehn Jahren aufgebraucht. Anschließend müsste man Alternativen suchen – zum Beispiel die Erneuerbaren Energien.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Der Weltenergiebedarf besteht hauptsächlich aus Heizung und Verkehr und nur zu einem kleineren Teil aus Strom. Bezogen auf den Weltenergiebedarf stehen die „erneuerbaren” Energien scheinbar besser da. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn der größte Teil stammt aus primitiver Biomasseverfeuerung (Holz und Gestrüpp) in der Dritten Welt, so wie es in Europa vor einigen Jahrhunderten praktiziert wurde, als es in Deutschland fast keine Wälder mehr gab. Dies belegt eindrucksvoll, wie sehr der Wohlstand durch die „Erneuerbaren Energien” begrenzt wird, aber auch, wie schön man mit Zahlen tricksen kann.

An der Stromproduktion jedoch hat die noch junge Kernenergie weltweit schon heute mit 13% fast den gleichen Anteil wie die Jahrhunderte alte Wasserkraft mit 16%. Letztere wird fast ausschließlich durch große Talsperrenkraftwerke bewerkstelligt. Alle anderen „erneuerbaren” Energien machen zusammen höchstens 3% aus – diese sind insbesondere eine Drei-Prozent-Technik. Die Kerntechnik ist hier eher ausbaubar, weil sie erheblich wirtschaftlicher als die „Erneuerbaren Energien” ist.

Das Märchen von den „fast erschöpften Uranvorräten” ist eines der ältesten aus dem Lager der Kernkraftgegner. Tatsache ist: Nur die extrem leicht zugänglichen Uranvorräte sind bald erschöpft – in ca. 100 Jahren, laut IAEA und OECD. Die mit wenig erhöhtem Aufwand problemlos förderbaren Mengen reichen schon Tausende von Jahren, bei Einsatz von Brut- und Schnellspaltreaktoren (Typ „Schneller Brüter”) schon Hunderttausende von Jahren, die im Meerwasser gelösten und schon heute förderbaren Vorräte reichen sogar 100 Millionen Jahre. Zusammen mit den Thoriumvorräten kommt man nochmals auf ein Vielfaches davon, länger als die Erde bewohnbar ist. Die nuklearen Brennstoffvorräte sind praktisch unerschöpflich und somit kein Hinderungsgrund, siehe auch #9, #8 und #1.

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#98: Auslaufmodell

Behauptung: Atomkraft ist weltweit ein Auslaufmodell.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In Europa nutzen ganze 18 von 46 Staaten überhaupt Atomkraft. In nur zwei davon sind neue Reaktoren real in Bau. Innerhalb der 27 EU-Länder nimmt sowohl die Anzahl der Reaktoren als auch der Anteil von Atomkraft an der Stromproduktion ab.

Weltweit gingen in den letzten zehn Jahren 35 Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 26 Gigawatt neu ans Netz. Von den derzeit 438 Reaktoren sind aber 348 (mit einer Gesamtleistung von 293 Gigawatt) schon über 20 Jahre alt. Um diese Atomkraftwerke auch nur zu ersetzen, müsste ab sofort bis 2030 alle 18,5 Tage ein neuer Reaktor ans Netz gehen. Davon sind wir weit entfernt.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die nukleare Stromproduktion ist seit Anbeginn stetig gewachsen und war 2010 so hoch wie nie zuvor. Lediglich der Anteil ist in den 10 Jahren davor von 16% auf 13% zurückgegangen. Das liegt vor allem an neuen wirtschaftlich nutzbaren fossilen Rohstoffen auf dem Weltmarkt. Zum Beispiel wurden durch Schiefergas alte Gasmonopole gebrochen, und die Preise sanken so erheblich, dass in den USA viele Kernkraftwerksplanungen vorerst auf Eis gelegt wurden. Durch einige Panikstilllegungen nach Fukushima und Abschaltungen in Japan für mehr als ein Jahr entstand ein weiterer temporärer Rückgang.

Kernreaktoren haben eine Lebensdauer von mindestens 60 Jahren, moderne eher 80-100 Jahre, Genehmigungen werden üblicherweise zunächst für 40 Jahre erteilt. Dass 20 Jahre alte Kernkraftwerke ersetzt werden müssten, ist schlicht Unsinn, auf Wind- und Solaranlagen trifft dies aber mit Sicherheit zu. Trotz Fukushima werden in den USA fast alle und in anderen Ländern einige Kernkraftwerke über die 40 Jahre hinausgehende Laufzeitverlängerungen erhalten. Dutzende neuer Anlagen werden in Russland, China, Südkorea und in den arabischen Ländern gebaut. 64 Reaktoren befinden sich derzeit weltweit in Bau.

Wären moderne Brutreaktoren („Schneller Brüter”) und Hochtemperaturreaktoren in der Vergangenheit nicht so massiv aus irrationalen Gründen behindert und somit weiterentwickelt worden, so hätte der Anteil der Kernenergie – auch und vor allem in der (Prozess-)Wärmeproduktion – massiv gesteigert werden können. Bei den „Erneuerbaren Energien” hingegen sind noch keine nennenswerten stabilen Versorgungskapazitäten zu erkennen, während die Subventionen völlig aus dem Ruder laufen.

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#99: Arbeitsplätze

Behauptung: Atomkraft gefährdet Arbeitsplätze.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Die Erneuerbaren Energien sind der größte Jobmotor im Land. Mehr als 300.000 zukunftssichere, nachhaltige Arbeitsplätze haben sie binnen weniger Jahre geschaffen, davon gut 50.000 allein in den vergangenen beiden Jahren – und das trotz der Wirtschaftskrise. Die Atomindustrie insgesamt beschäftigt gerade einmal 35.000 Menschen.

Prognosen rechnen mit 200.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen bis 2020 in der Erneuerbaren-Energien-Branche, sofern Ökostrom im Stromnetz weiterhin Vorrang genießt.

Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke oder gar eine Abkehr vom Atomausstieg gefährden dagegen die Energiewende und damit Hunderttausende von Jobs.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Arbeitsplätze lassen sich durch gesteigerte Ineffizienz sehr leicht schaffen, die DDR war dafür ein Paradebeispiel. Dies sagt jedoch nichts über deren Qualität oder das Wohlstandsniveau der Gesellschaft aus. Erst die Reduktion von notwendiger Arbeitskraft bei gleichem oder höherem Ertrag steigert den Wohlstand, und es ist Aufgabe der Politik, diesen gerecht zu verteilen.

Wie in der Wirtschaft der ehemaligen DDR, so werden die „erneuerbaren Energien” nur durch Subventionen in Form des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes” (EEG) am Leben erhalten. In diesem Sinne sind sie tatsächlich „krisenfest”. Sinnvoller wäre es allerdings, die Subventionsgelder direkt an die Beschäftigten auszuteilen, ohne den Umweg über den Anlagenbau, dadurch würde man außerdem Natur und Umwelt schonen. Da die vielen Arbeitsplätze ausschließlich durch Zwangsabgaben der Stromzahler finanziert werden, sind sie keine echten Arbeitsplätze. Sie stellen vielmehr eine historisch unvergleichbare Umverteilung von den ärmsten Bevölkerungsschichten auf wenige EEG-Gewinnler dar. Ohne die EEG-Subventionen könnte man das gleiche Geld gerecht auf alle Arbeitssuchenden verteilen, oder Forschungs- und Bildungseinrichtungen fördern.

Überdies sind die EEG-Arbeitsplätze relativ schlecht bezahlt und inzwischen zum Großteil nach China verlagert worden. Die wirtschaftlich tragenden Arbeitsplätze in der Nuklearindustrie hingegen bedürfen einer hohen Qualifikation, werden entsprechend gut bezahlt, und sind bis auf die Urangewinnung direkt im Betreiberland oder dessen direkten Nachbarn angesiedelt.

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#100: Energiewende

Behauptung: Atomkraft blockiert die Energiewende.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraft torpediert alle Anstrengungen zum Umbau unserer Energieversorgung. Atomkraft bindet Kapital, blockiert Stromleitungen, verhindert den dezentralen Ausbau Erneuerbarer Energien. Vor allem aber sichert sie Milliardengewinne und Einfluss für ebenjene Konzerne, die die Erneuerbaren Energien und das Energiesparen seit Jahrzehnten nach Kräften behindern.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Kernenergie bindet kein Kapital, sondern hat über niedrige Strompreise der Volkswirtschaft am Ende 90 Mrd. Euro gespart, ohne die Zwangsabschaltung der Kernreaktoren wären es sogar 270 Mrd. Euro, synergetische Effekte noch nicht einmal berücksichtigt. Dieses über Jahrzehnte aufgebaute Kapital wird durch die „Erneuerbaren Energien” nun in kurzer Zeit durch gesetzliche Verordnungen ohne einen Nutzwert vernichtet – mit einer Rate von momentan 15 Mrd. Euro pro Jahr, Tendenz steigend.

Stromleitungen können nicht durch bestimmte Versorger „blockiert” werden, denn in der Leitung ist jeder Strom gleich. Allerdings müssen Einspeisung und Verbrauch jederzeit im Gleichgewicht sein, deshalb müssen die fossilen und nuklearen Kraftwerke den Zufallsstrom der „Erneuerbaren Energien” ausbalancieren – ein kompliziertes Lastenmanagement, das deren Einspeisung überhaupt erst möglich macht. Umgekehrt kann durch die „Erneuerbaren Energien” aber kein einziges konventionelles Kraftwerk eingespart werden, denn wenn bei Dunkelheit kein Wind weht, müssen sie die volle Leistung bringen. Sich dann noch darüber zu beschweren, konventionelle Kraftwerke würden „nicht schnell genug” regeln („die Stromleitungen blockieren”), kann man wohl am treffensten mit dem jiddischen Wort „Chuzpe” charakterisieren.

Aber auch, dass die EEG-Gewinnler unter gelegentlicher Nichteinspeisung leiden, ist ein weiteres Märchen. Sie bekommen den nicht-eingespeisten Strom laut Gesetz auch noch voll vergütet – Marktwirtschaft auf den Kopf gestellt. Sie profitieren also doppelt, machen Gewinn und schonen dabei noch ihre Anlagen.

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#102: Tschernobyl

Behauptung: Der Reaktorunfall von Tschernobyl hat das Leben von Hunderttausenden zerstört.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Etwa 800.000 ‚Liquidatoren‘ kommandierte die Sowjetunion nach dem Super-GAU im AKW Tschernobyl (Ukraine) zu Katastrophenschutz- und Aufräumarbeiten ab. Über 90 Prozent davon sind heute invalide. 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe erhielten 17.000 ukrainische Familien staatliche Unterstützung, weil der Vater als ‚Liquidator‘ starb.

Die Krebsrate in Weißrussland stieg zwischen 1990 und 2000 um 40 Prozent, die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert, dass allein in der Region Gomel mehr als 50.000 Kinder im Laufe ihres Lebens Schilddrüsenkrebs bekommen. Fehl-, Früh- und Totgeburten nahmen nach dem Unfall drastisch zu. 350.000 Menschen, die in der Nähe des Reaktors wohnten, mussten ihre Heimat für immer verlassen.

Noch 1.000 Kilometer entfernt, in Bayern, kam es strahlenbedingt zu bis zu 3.000 Fehlbildungen. Die nach Tschernobyl erhöhte Säuglingssterblichkeit in mehreren europäischen Ländern forderte wohl um die 5.000 Opfer.

Die Belastung kommender Generationen etwa durch genetische Schäden lässt sich wie viele andere Folgen des Unfalls gar nicht abschätzen. Sicher ist: Die Katastrophe von 1986 ist noch lange nicht zu Ende.

„Weiterführende Informationen” der EWS

„Quellen” der EWS

Richtig ist …

Die 530 000 (nicht 800 000) Liquidatoren wurden radioaktiv durchschnittlich sechsmal so stark wie bei einem Ganzkörper-CTs „belastet”, oder so, als hätten sie ein halbes Jahr lang in der iranischen Stadt Ramsar gewohnt. Gesundheitliche Folgen sind bei derartigen Strahlendosen weltweit nie beobachtet worden, die Ursachen für Invalidität, wenn es denn stimmen sollte, müssen also woanders liegen.

Die Krebsrate stieg weltweit an, auch schon vor Tschernobyl. So hat sich nach einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts allein in Deutschland die Zahl der Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs seit 1980 mehr als verdoppelt, die Sterberate hingegen nahezu halbiert. Ursache dieses Paradoxons sind die immer besser gewordenen Untersuchungsmethoden, die zu einer verbesserten Früherkennung führen (Aufdeckungseffekt). Der UNSCEAR-Bericht zu Tschernobyl von 2008 weist darauf ausdrücklich hin, was auch durch die geringe Sterberate (bis heute nur ca. 15 von 4000) unterstützt wird. Dies macht es sogar wahrscheinlich, dass der Tschernobyl-Unfall kein einziges Opfer aus der allgemeinen Bevölkerung gefordert hat.

Erhöhte Säuglingssterblichkeiten und Missbildungen standen immer in falschem Verdacht, durch Radioaktivität ausgelöst werden zu können (Stichwort: Contergan). Aus den genauen Lebensstudien der 90 000 Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki ist inzwischen jedoch statistisch klar belegt: Strahlung verursacht keine Fehlbildungen und Totgeburten. Es handelt sich um einen Mythos aus der Zeit des Kalten Krieges.

Angebliche durch Strahlung verursachte Tot- und Missgeburten werden seit Jahrzehnten vom IPPNW und einem „Professor Körblein” immer behauptet und medienwirksam verbreitet. Bis heute konnte jedoch kein einziger stichhaltiger Beleg vorgewiesen werden.

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#103: Filz im Kern

Behauptung: Losgerissene Dämmstoffe können die Kühlkanäle im Reaktor verstopfen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein kleines Leck führt am 28. Juli 1992 im schwedischen AKW Barsebäck beinahe zum GAU: Das ausströmende Wasser reißt Dämmmaterial mit sich, die feinen Fasern verstopfen die Ansaugsiebe, durch die das Wasser zurück in den Reaktor gepumpt werden soll. Das ‚Sumpfsiebproblem‘, stellt sich heraus, könnte auch in anderen Reaktoren im Notfall die Kühlung des Kerns lahmlegen. Experimente zeigen noch Beunruhigenderes: Besonders feine Fasern können durch das Sieb bis in den Reaktorkern vordringen und dort einen Filz bilden, der die dünnen Kühlkanäle verstopft.

Ende 2008 erklärte die Reaktorsicherheitskommission die jahrelangen Versuche, das Problem grundsätzlich zu lösen, für gescheitert. Die AKW blieben trotzdem alle am Netz.

Richtig ist …

Das Problem ist selbstverständlich ernstzunehmen und die Sicherheit betroffener Kernkraftwerke neu zu bewerten, was ja auch getan wurde. Änderungsmaßnahmen wie Vergrößerung der Sumpfsiebe und Verringerung der Maschenweite wurden durchgeführt, weitere folgten. Das Bundesumweltministerium erklärte das Problem 2009 für weitestgehend gelöst.

Man bedenke, dass Sumpfwasser (gemeint ist das Primärkühlwasser im Reaktorbecken) im Falle einer Notkühlung auch nicht gerade die erste Wahl ist, üblicherweise wird zunächst Frischwasser eingepumpt. Im Kernkraftwerk Barsebäck, wo diese Situation erstmalig aufgetreten ist, konnte man die Siebverstopfung durch das Umdrehen der Pumpenrichtung umgehend lösen. Selbst, wenn dies nicht gelungen wäre, gibt es aber noch zahlreiche weitere Sicherheitsbarrieren wie passive Kühlung (ohne Pumpen), Speisewasserkühlung und Venting, um nur die wichtigsten zu nennen. Selbst, wenn die Hauptkühlleitung in unglücklicher Weise bricht, würde man den Reaktorkern fluten. Es gibt kaum denkbare Situationen, in denen man ausschließlich auf das Sumpfwasser angewiesen ist.

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#104: Muscheln und Blätter

Behauptung: Schon ein paar Pflanzenreste können einen Reaktorkern zum Schmelzen bringen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Eine „teilweise Verstopfung“ des Kühlsystems zwang das elsässische AKW Fessenheim Ende 2009 zu einer Notabschaltung: Eine größere Menge Pflanzenreste aus dem Rhein war tief in das Rohrsystem des Kühlkreislaufs gelangt. Die Atomaufsichtsbehörde berief ihren Notfallstab ein. Kurz zuvor hatte Treibgut aus der Rhône bereits das Kühlsystem des AKW Cruas lahmgelegt.

Hartnäckiger noch ist Corbicula fluminae. Eingeschleppt aus Fernost vermehrt sich die Körbchenmuschel inzwischen auch in mitteleuropäischen Flüssen rasant. Ihre Mini-Larven gelangen durch jeden Filter. Schweizer AKW-Betreiber greifen noch zum Hochdruckreiniger. In den USA musste 1980 wegen der Schalentiere bereits ein AKW den Betrieb einstellen.

Richtig ist …

Natürlich haben die hier beschriebenen Vorfälle nicht zur Schmelze des Reaktorkerns geführt. Dass Pflanzenreste und Treibgut nach schweren Gewittern vom Fluss in einen äußeren Kühlkreislauf (nicht in den Reaktorkern) gelangen, kann passieren. Im Fall des Kernkraftwerks Cruas, wo dies tatsächlich zu einem Ausfall führte, wurde der Reaktor heruntergefahren, die Nachkühlung von den dafür vorgesehenen Ersatzkühlsystemen bewerkstelligt und die Siebe gereinigt. Nach wenigen Stunden war der Reaktor wieder betriebsbereit. Von einer „Schmelze” kann hier keine Rede sein.

Die Pflanzenreste im Kernkraftwerk Fessenheim wurden von den internationalen Aufsichtsbehörden noch nicht einmal als Störfall eingestuft. Dass man vorsorglich einen Krisenstab einberuft, zeigt nur, dass Betreiber und Behörden ihre Aufgaben sehr ernst nehmen.

Immer wieder wird professionelle Ingenieurskunst mit Jahrzehnten kerntechnischer Erfahrung von der Antiatombewegung als „Glück und Zufall” dargestellt, als würde ein Kernreaktor an einem seidenen Faden hängen und nur auf seine „Explosion” oder zumindest Schmelze warten. Zum Schluss geht es dann immer „gerade noch einmal gut”. So eine Lotterie wünschen sich viele Spieler.

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#105: Pfusch am Bau

Behauptung: Auf der Reaktorbaustelle in Finnland herrschen schlimmere Zustände als beim Bau der Kölner U-Bahn.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

4.300 Arbeiter aus 60 Ländern werkeln am Prototyp des „Europäischen Druckwasserreaktors“ (EPR) im finnischen Olkiluoto. Die Zustände auf der Baustelle sind haarsträubend: Im Stahlbeton fehlen Teile der Armierung, Vorarbeiter sprechen die Sprache ihrer Mitarbeiter nicht, Schweißnähte reißen auf, Inspektoren ordnen an, fehlerhafte Stellen mit Beton zuzuschütten. Dazu 16-Stunden-Schichten, Dumpinglöhne, Hire-and-Fire – ein „Sklavenreaktor“.

Die finnische Atomaufsichtsbehörde hat bereits über 3.000 Baumängel registriert, vom falschen Beton im Fundament bis zu vorschriftswidrig verschweißten Rohren des Kühlsystems.

Richtig ist …

Auch in Finnland gibt es Arbeitsrecht. Vorwürfe der Sklavenarbeit und haarsträubender Zustände, wie sie von Greenpeace verbreitet wurden, gehören vor entsprechende Arbeitsgerichte und Aufsichtsbehörden. In China, wo praktisch alle Solarzellen für deutsche EEG-Gewinnler hergestellt werden, sieht es da nicht so gut aus.

Seit den 70er Jahren nahm die Zahl an Reaktorneubauten stetig ab, Mitarbeiter gingen in Rente, Erfahrung ging verloren, während, vor allem politisch motiviert, die Sicherheitsanforderungen unverhältnismäßig erhöht wurden. Die von der für die Konstruktion hauptverantwortlichen AREVA beauftragten Subunternehmen versuchten beim EPR mit den sonst beim Bau üblichen Schlampereien durchzukommen, scheiterten jedoch an den in der Nukleartechnik äußerst strengen Kontrollen der finnischen Strahlenschutzbehörden.

Die lange Liste der Baumängel belegt nicht, wie „schlampig” der EPR gebaut wurde, sondern dass die Sicherheit an erster Stelle steht. IAEA, NEA und die finnische Atomaufsicht STUK kontrollieren diese ständig. Die damit verbundenen Mehrkosten muss der Hersteller tragen – das ist der Preis für verlorene gegangene Erfahrung.

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#106: Rasant wachsende Risse

Behauptung: Wichtige Rohre in Atomkraftwerken bekommen Risse, ohne dass es jemand merkt.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Für das AKW Würgassen bedeuteten sie das Aus, beim Reaktor in Stade beschleunigten sie das Ende, die Meiler in Krümmel und Brunsbüttel standen wegen ihnen viele Jahre still: Die Rede ist von Rissen in Rohren, Behältern, Schweißnähten und Armaturen. Den verschiedensten Stahlsorten bescheinigten Experten in den vergangenen Jahrzehnten bereits Rissfestigkeit, stets erwiesen sich diese Prognosen als falsch. Richtig ist: Selbst kleine Risse können urplötzlich rasant wachsen. Es drohen Rohrbrüche und Lecks – beste Voraussetzung für eine Kernschmelze.

Besonders beunruhigend: Die allermeisten Risse wurden zufällig entdeckt – etwa wenn, wie in Krümmel, der Reaktor sowieso längere Zeit stillstand. Sonst ist nämlich keine Zeit für umfangreichere Prüfungen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Das Studium von Rissen, Schweißnähten und Materialermüdung gehört zu den ältesten Disziplinen der Materialforschung und stellt sozusagen die Mutter aller Sicherheitsforschung dar. Reaktordruckgefäße und Kühlleitungen werden nach genauen Zeitplänen und nach dem Stand der Technik mithilfe hochsensitiver Verfahren, von Ultraschall über Röntgen und Gamma bis zur Neutronenanalsyse geprüft. So schreiben es die Regeln der Atomaufsicht und die KTA vor. Von „zufälligen Entdeckungen” kann daher überhaupt keine Rede sein.

Dieser ganze Aufwand wäre sinnlos, zöge man nicht bei der Bewertung von Rissen und Störstellen entsprechende Konsequenzen. Werden bei notwendigen Ausbesserungen die Kosten zu hoch, entscheidet sich der Betreiber gerade bei älteren Anlagen dann gerne mal für eine Stilllegung. Das ist das normale Ende von Industrieanlagen.

Die Verbreitung von Binsenweisheiten, dass „kleine Risse urplötzlich rasant wachsen”, dienen deshalb nur dem Zweck, Schrecken zu verbreiten. Auch, dass dies zu einer Kernschmelze führen kann, ist zwar nicht falsch, aber ohne Angabe von Wahrscheinlichkeiten ebenso belanglos. Selbst schlimmste Rohrbrüche und größte Lecks, wie sie noch nie während eines Reaktorbetriebs auftraten, führen noch lange nicht zu einer Kernschmelze, wie eine 1989 veröffentlichte Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit gezeigt hat.

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#107: Nachrüstung

Behauptung: Intern räumt selbst die CDU unlösbare Sicherheitsdefizite bei Uralt-Meilern ein.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Drei Tage nach der Bundestagswahl 2009 übersandten die CDU-Ministerpräsidenten Koch und Oettinger (Hessen und Baden-Württemberg) den Spitzen von CDU und CSU ein umfangreiches „Strategie- und Schrittfolgepapier Kernenergie“, das den Weg zu längeren AKW-Laufzeiten weisen soll. Das Papier benennt auch die „sicherheitsrelevanten Unterschiede“, sprich Defizite, der älteren Reaktoren – und stellt klar, dass diese selbst mit erheblichem Aufwand nicht behoben werden können. Vielmehr sei „durch die bestehende Anlagenkonzeption den Nachrüstungen Grenzen gesetzt“.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Zunächst einmal: ein Zitat aus einem parteiinternen Papier stellt keinen offiziellen Bericht und schon gar nicht ein technisches Gutachten dar. Gutachten zur Abschätzung der Risiken gibt es viele, und die berechnen eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit für einen „Schadensfall” (der noch lange nicht zu einem „Super-GAU” führt), auch bei älteren Kernkraftwerken.

Außerdem wird in dem Papier festgestellt, dass durch laufende Anpassungen auch ältere Anlagen „ein Sicherheitsniveau haben, das an neuere Anlagen heranreicht”. Der Aufprallschutz gegen Flugzeuge lässt sich natürlich nicht mit vertretbarem Aufwand nachrüsten, er wird im Sicherheitsbeitrag aber in der öffentlichen Diskussion weit überschätzt. Denn auch ohne die äußere Hülle ist der Reaktorkern selbst von einem Betonpanzer (biologischer Schild) umgeben, der von Flugzeugen nicht durchschlagen werden kann. „Sicherheitsrelevante Unterschiede“ mit „Defizite” zu übersetzen ist grober Unfug.

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#108: Kalter Krieg

Behauptung: Gorleben war Niedersachsens Rache an der DDR – für deren undichtes Endlager Morsleben.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Der in den 1970er Jahren mit der Endlagersuche beauftragte Geologe Prof. Dr. Gerd Lüttig berichtete nach seiner Pensionierung, warum der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht (CDU) den Salzstock Gorleben zum Endlager-Standort erkor, obwohl der aus fachlicher Sicht nur „dritte Wahl“ war: aus Rache an den „Ostzonalen“ für das grenznahe DDR-Endlager Morsleben, das auch Niedersachsen zu verseuchen drohte. Albrechts Motto: „Jetzt werden wir’s denen mal zeigen!“

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Prof. Dr. Gerd Lüttig selbst hält Goleben geologisch für geeignet, alle weiteren Entscheidungen liegen damit im Ermessensspielraum der Politik.

Dass man ein Endlager eher am Rande als im Zentrum des Staatsgebietes einrichtet, klingt plausibel – die Mülltonne stellt man sich ja auch nicht mitten in die Wohnung. Auch die geologische Verwandtschaft kann ein Grund dafür sein, dass beide Endlager in räumlicher Nähe zueinander ausgewählt wurden. Insofern sind sowohl Morsleben als auch Gorleben nachvollziehbare Standorte. Ansonsten ist es müßig, Animositäten von Politikern zu analysieren, insbesondere wenn sie 35 Jahre zurückliegen, und vermutlich nicht einmal korrekt wiedergegeben werden.

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#109: Leichen im Keller

Behauptung: In der Asse entsorgte die Atomindustrie selbst Leichenteile verstrahlter Arbeiter.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In die als „Versuchsendlager“ getarnte einsturzgefährdete Atommüllkippe Asse II wanderte so ziemlich alles, was die Atomindustrie dringend loswerden wollte. So auch kontaminierte Körperteile der beiden Arbeiter, die bei einem Unfall im AKW Gundremmingen A am 19. November 1975 ums Leben kamen – eingeäschert und in Fässer verpackt in der Atommüllverbrennungsanlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Richtig, fehlt nur noch die Mengenangabe. Es handelt sich um wenige Gramm Gewebeproben, eingeäschert sind dies Milligramm. Der Verbleib ist unklar, da diese im Asse-Protokoll nicht auftaucht. Die Leichen selbst wurden ordentlich erdbestattet.

Die zwei Mitarbeiter des Kernkraftwerkes Gundremmingen hatten sich an heißem Wasserdampf tödlich verbrüht. Für Kontaminationsmessungen wurden die besagten Gewebeproben entnommen. Obwohl unterhalb der Grenzwerte, wurden diese kleinen Proben tatsächlich in Karlsruhe verbrannt. Dort verliert sich die Spur der „Leichen verstrahlter Arbeiter“.

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#110: Erkundungslüge

Behauptung: Die „Erkundung“ des Salzstocks Gorleben ist nur Tarnung für den Bau eines Endlagers.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

In Geheimgesprächen stimmte die Bundesregierung 1982 zu, den Salzstock Gorleben nicht, wie offiziell behauptet, nur zu „erkunden“, sondern dort gleich ein Endlager zu bauen. Die Schächte und Stollen in Gorleben sind deswegen etwa doppelt so groß wie für ein Erkundungsbergwerk nötig, Mehrkosten bisher: rund 800 Millionen Euro.

Mit diesem Trick umging die Regierung schon damals das für einen Endlagerbau nötige atomrechtliche Verfahren. Auch Umweltminister Röttgen (CDU) will für den geplanten weiteren Ausbau der Stollen den Uralt-Rahmenbetriebsplan von 1983 nutzen ‒ weil sich nur so eine Öffentlichkeitsbeteiligung weiter vermeiden lässt.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Gültigkeit des Atomgesetzes hängt nicht von der Größe irgendwelcher Löcher ab, sondern allein von der Frage, ob ein Umgang mit radioaktiven Substanzen anliegt. Ein Verfahren nach dem Atomrecht wird dann durchgeführt, wenn die Eignungsprüfung für den Salzstock Gorleben positiv ausfiele und die Errichtung und der Betriebs eines Endlagers beantragt werden soll. Dass man das atomrechtliche Verfahren durch irgendwelche „Tricks” umgehen könne, ist völlig haltlos.

Genau so haltlos ist es, aufgrund angeblich zu hoher Erkundungskosten auf die Größe der Erkundungsräume zu schließen. Zum ersten sind alle bergbaulichen Erkundungstätigkeiten in Gorleben offen einsehbar, zum zweiten werden die Kosten ohnehin zu 97% von den Energieversorgern getragen, zum dritten sparen diese keine Cent, wenn sie das Endlager insgeheim schon früher einrichten, gehen aber ein großes Risiko ein.

Im Übrigen ist bei Gorleben nichts „getarnt”. Die Erkundungsstätte kann sogar besichtigt werden, das Bundesamt für Strahlenschutz bietet Führungen durch den Salzstock an, und die Infostelle vor Ort freut sich über jeden Besuch.

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#111: Lizenz zum Töten

Behauptung: Atommüll-Endlager müssen nicht dicht sein, hat das Umweltministerium beschlossen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ein Atommüll-Endlager gilt selbst dann noch als „sicher“, wenn es die Radioaktivität nicht sicher von der Biosphäre fern hält. So steht es in den Sicherheitsanforderungen für Endlager, die Bundesumweltminister Gabriel (SPD) 2009 veröffentlicht hat. Vielmehr darf jeder tausendste Anwohner durch die austretende Radioaktivität an Krebs erkranken oder sonst einen einen schwerwiegenden Gesundheitsschaden erleiden. Weil die strahlenden Stoffe sich mit dem Grundwasser über große Flächen ausbreiten, sind ziemlich viele Menschen „Anwohner“ – zumal innerhalb der nächsten 1.000.000 Jahre.

Richtig ist …

Das Risiko „einer von Tausend”, welches für Endlager nur für „weniger wahrscheinliche geologische Entwicklungen” erlaubt ist, entspricht dem tödlichen Koffeinrisiko, das in einer kleinen Flasche (0,5 l) Cola schlummert, die man pro Jahr trinken müsste. Das Innere des Salzstocks, wo die radioaktiven Abfälle eingelagert werden, ist außerdem seit 250 Millionen Jahren nicht in Kontakt mit Grundwasser, deshalb sind Salzstöcke so gut geeignet. Hinzu kommt, dass eine Million Jahre Lagerzeit ein selbstgestecktes Ziel ist. Tatsächlich sind die Brennstoffe bereits nach wenigen 100.000 Jahren unter dem natürlichen Radioaktivitätsniveau des ursprünglich geförderten Urans.

Im Übrigen stimmt der behauptete Grenzwert gar nicht, denn er liegt für den Normalbetrieb bei „einem von 10.000”, nicht einem von Tausend. Das entspricht einer Erhöhung der natürlichen Radioaktivität um 0,5% oder 3 Schluck Cola im Jahr. Allein durch einen Umzug innerhalb Deutschlands kann sich die natürliche Radioaktivität aber schon verdoppeln oder halbieren.

Um das Risiko in einem verständlichen Zusammenhang zu sehen: Von 10.000 Bundesbürgern erkranken ohnehin bereits 5.000 im Laufe ihres Lebens an Krebs, 2.500 sterben daran, viele weitere erleiden einen schwerwiegenden Gesundheitsschaden. Einen einzigen zusätzlichen Fall, der im Übrigen auf rein theoretischen und extrem konservativen Annahmen beruht, ohne Kontext darzustellen, ist nichts als ein makaberes Zahlenspiel.

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#112: Platzendes Glas

Behauptung: Verglaste Atomsuppe kann bersten.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Hochradioaktiv, flüssig, stark selbsterhitzend und explosionsgefährdet sind die Abfälle, die bei der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente entstehen. Um diese „Atomsuppe“ zumindest etwas handhabbarer zu machen, wird sie in Glas eingeschmolzen – eine chemisch angeblich sehr stabile Verbindung.

Chemiker wiesen allerdings nach, dass auch diese Glaskokillen bei Kontakt mit Wasser unter Umständen bersten, die hochgefährlichen Stoffe ausgewaschen werden können. Wehe, das Endlager bleibt nicht allezeit trocken!

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Die Chemiker, die laut „Der Spiegel” angeblich das „Bersten der Glaskokillen bei Kontakt mit Wasser” herausgefunden haben sollen, weisen diese Schlussfolgerung jedoch weit von sich. Wer weiss nun besser über die Forschungsergebnisse Bescheid, die Forscher selbst oder die darüber berichtenden Journalisten?

Das Bild einer „Atomsuppe in Glas” soll wohl suggerieren, es handele sich um in Glas versiegelte, hochradioaktive Flüssigkeiten, etwa wie Wasser in einer Flasche. Tatsächlich ist eine Kokille eine homogene Mischung aus Borglas und dem radioaktiven Abfall, letzterer wird also nur verdünnt und inertisiert. Man stelle sich dazu in Eis gelösten Zucker vor, wobei hier das Eis für das Glas und der Zucker für den radioaktiven Abfall steht.

Die Selbsterhitzung ist eine natürliche Folge der Radioaktivität, kann aber nicht zu „Explosionen” führen. Es handelt sich um eine leichte Wärmeentwicklung die konvektiv abgeführt werden kann. Nach wenigen Jahrzehnten sind die Glaskokillen nur noch warm, nicht mehr „heiß”. Früher werden sie ohnehin nicht endgelagert.

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#113: Passend gemacht

Behauptung: Weil in Gorleben keine schützende Tonschicht über dem Salzstock liegt, soll eine solche für ein Endlager plötzlich nicht mehr nötig sein.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

1995 untersucht die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) 41 norddeutsche Salzstöcke auf ihre mögliche Eignung als Atommüll-Endlager. Die Studie stellt explizit die große Bedeutung „der Barriere-Funktion des Deckgebirges“ heraus, das den darunterliegenden Salzstock vor Wasser schützen müsse. Der Salzstock Gorleben, von einer wasserdurchströmten Rinne überzogen, blieb außen vor – er wäre sonst sofort durchgefallen.

In den neuen Endlagerkriterien von 2009 ist von einem schützenden Deckgebirge über dem Salz keine Rede mehr. Ein Endlager in Gorleben bleibt somit weiterhin möglich.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Dass in einer Studie, deren Ziel es ist, Alternativen zu Gorleben zu finden, Gorleben selbst nicht nochmals untersucht wird, sollte wohl niemanden überraschen.

Ein Deckgebirge ist beim Gorlebener Salzstock genau so vorhanden wie bei den anderen untersuchten Salzstöcken, und es erreicht auch die in der BGS-Studie für die 41 anderen Salzstöcke geforderte Mindesttiefe von 200 Metern. Die eiszeitliche Rinne hat an einigen Stellen lediglich zur Ablagerung von jüngerem und durchlässigerem Deckgestein geführt. Jede Eiszeit überzieht den Kontinent mit zahlreichen Rinnen, es ist also ohnehin nie gewährleistet, dass der obere Bereich des Salzstocks immer vollständig vor Erosion geschützt ist – so auch bei den anderen Salzstöcken.

Dies ist aber auch gar nicht nötig, denn der eigentliche Schutz vor den einzulagernden Stoffen besteht durch das umgebende Salz selbst. Gerade die Gorlebener Rinne belegt dies anschaulich, denn in der Vergangenheit wurde selbst mit dem dort weniger schützenden Deckgestein das darunterliegende Salz nur mit wenigen hundertstel Millimetern pro Jahr abgetragen. Selbst, wenn dies 1 Million Jahre andauern würde, können somit nur wenige zehn Meter abgelaugt werden – nachzulesen in zahlreichen Studien der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR. Die Einlagerung der radioaktiven Abfälle ist aber 600 Meter darunter.

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#114: Illusion Fusion

Behauptung: Die Kernfusion lässt sich schon heute nutzen – in Form von Sonnenenergie. Alles andere braucht zu viel Zeit und Geld.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Atomkraft auf die andere Art – das ist die Kernfusion. Sie will nicht durch das Spalten, sondern durch das Verschmelzen von Atomkernen Energie gewinnen. Das Problem: Dafür braucht es Temperaturen von bis zu 150 Millionen Grad, zehnmal so heiß wie die Sonne.

Einziges Beispiel einer menschengemachten Kernfusion ist bisher die Wasserstoffbombe. Ein irdisches „Fusionskraftwerk“, schon in den 60ern versprochen, ist trotz vieler Forschungsmilliarden auch fünf Jahrzehnte später nicht einmal annähernd in Sicht. Sollte es je eines geben, bräuchte es als Brennstoff tonnenweise radioaktives Tritium und würde neuen gefährlichen Atommüll produzieren.

Hoch am Himmel dagegen arbeitet das größte Fusionskraftwerk unseres Planetensystems, die Sonne. Es liefert zigtausendfach mehr Energie, als wir je benötigen werden. Und es lässt sich schon heute völlig gefahrlos nutzen.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Eine Entwicklung abzulehnen, nur weil der wirtschaftliche Erfolg ungewiss ist, hieße, sich von der Grundlagenforschung komplett zu verabschieden – die Vergangenheit zeigte, dass das Gegenteil hilfreich war. Es muss auch klar zwischen Grundlagenforschung und wirtschaftlicher Subvention unterschieden werden. Letztere sollte die Ausnahme sein, denn wenn eine Entwicklung marktreif ist, sollte sie eigentlich ohne Subventionen auskommen.

Bei den „Erneuerbaren Energien” stehen diese Grundregeln auf dem Kopf. Ohne, dass eine Marktreife ersichtlich ist, belaufen sich die rein wirtschaftlichen Subventionen (ohne Forschung!) durch das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG) inzwischen auf ca. 100 Mrd. Euro (Stand 2011), weitere hunderte Mrd. Euro Verpflichtungen kommen in den nächsten Jahrzehnten hinzu. Und das, obwohl die physikalische Grenze der geringen Energiedichte dieser Technik bekannt ist. Die theoretisch erreichbare Energiedichte und damit Wirtschaftlichkeit der Kernfusion ist ungleich höher. Diese Subventionen vergleiche man nun mit der reinen Forschungsförderung für die Kernfusion: 13 Mrd. Euro für den Forschungsreaktor ITER, von Anbeginn bis 2030, und dies weltweit.

Die „heiße” Fusion unter Nutzung des magnetischen Einschlusses eines Plasmas ist in der Tat konzeptionell kompliziert und herausfordernd. Es gibt aber andere, noch wenig verfolgte Ansätze, etwa die Polywell-Anordnungen (IEC, inertial electric confinement), die von der US-Armee finanziert werden und deutlich weniger Geld kosten. Über die tatsächliche Menge des „produzierten Atommülls” eines Fusionsreaktors lässt sich beim heutigen Forschungsstand noch wenig sagen, nur so viel: Sie wird deutlich geringer sein, als die von heutigen Kernreaktoren. Und die ist bereits gering.

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#115: Schutzlos

Behauptung: Kommende Generationen genießen vor Gericht keinen Schutz vor Atomgefahren.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Ist ein Endlager undicht, schadet das in erster Linie künftigen Generationen. Allerdings kann niemand vor Gericht klagen, wenn die Behörden heute bei der Abschätzung der Langzeitsicherheit schlampen. Denn heutige Kläger sind nicht selbst betroffen, wenn der Strahlendreck in 1.000 Jahren wieder hoch kommt. Und Schäden für spätere Generationen können vor Gericht nicht geltend gemacht werden. Das hat im Streit um das geplante Endlager Schacht Konrad das Oberverwaltungsgericht Lüneburg entschieden und das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Merke: Atommüll setzt den Rechtsstaat außer Kraft.

Richtig ist …

Richtig, man kann verstorbene Leute weder belohnen noch bestrafen. Es ist bedauerlich und ein Armutszeugnis für die „Atomgegner”, dass deutsche Gerichte für derartig grundlegende Wahrheiten bemüht werden mussten.

Gerade bei der Kernenergie zeigt sich aber, dass der Umgang mit der Umwelt und mit nachfolgenden Generationen besonders verantwortungsvoll, oft sogar schon mit pathologischem Eifer stattfindet. Denn ein Mensch hinterlässt, bezöge er sein ganzes leben lang ausschließlich nuklearen Strom aus heutigen Reaktoren, lediglich 25 Gramm mittellebige Spaltprodukte und etwas mehr als zehn Gramm langlebigen Plutoniums – ein kleines Stück Metall, das nicht einmal besonders hoch radioaktiv und problemlos endzulagern ist. Bei der Verwendung von Schnellspaltreaktoren (Typ „Schneller Brüter”), wie sie von der Antiatombewegung vehement bekämpft werden, würde sogar dieses noch verschwinden und man hätte nur noch die Spaltprodukte zu lagern, die sich nach wenigen Jahrhunderten in seltene und wertvolle Metalle umgewandelt haben.

Nach 1.000 Jahren ist die Radiotoxizität des heutigen nuklearen Abfallmixes bereits auf 10% gesunken, nach 10.000 sind nur noch 1% übrig. Kein Abfall der Welt löst sich so berechenbar von selbst auf. Trotz der geringen und sich selbst auflösenden Mengen wird ein nukleares Endlager durch unzählige Gutachten und jahrzehntelange Messungen genaustens geprüft. Im chemischen Endlager Herfa-Neurode lagert die hundertfache Menge (verglichen mit den Mengen hochradioaktiven Abfalls) mit erheblich giftigeren Substanzen, die sich nicht von selbst auflösen. Diese Fakten lassen den Gefährdungsvorwurf von nuklearer Gefahren als unaufrichtig erscheinen.

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#116: Bombenstoff auf dem Campus

Behauptung: Die TU München hortet waffenfähiges Uran – Brennstoff für ihren Reaktor.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Trotz internationaler Proteste beharrte die TU München auf einem Forschungsreaktor, der waffenfähiges, hochangereichertes Uran als Brennstoff benötigt. Bis zu 400 Kilogramm des brisanten Materials lagern auf dem Campus in Garching. Gut 15 Kilogramm reichen selbst Anfängern für den Bau einer Atombombe.

Sogar aus den abgebrannten Brennelementen aus Garching lassen sich noch Atomwaffen herstellen. Wo bringt die TU München diesen gefährlichen Abfall unter? In der nicht sonderlich aufwendig gesicherten Castor-Halle in Ahaus.

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Richtig ist …

Je kleiner der Reaktor, desto höher muss das Uran angereichert sein. Nur so lassen sich die hier erforderlichen, sehr hohen Neutronenflussdichten erreichen, z.B. der Reaktor im Institut Laue-Langevin. Ohne höher angereichertes Uran (bis knapp unter 20% bzw. einige sogar über 90%) könnte man Forschungsreaktoren, mit denen man wichtige Erkenntnisse für die Medizin und Materialforschung (die z.B. für Solarenergie wichtig sind) gewinnt, nicht betreiben.

Dass dieses Uran mal eben jemand mitnehmen kann, ist indes ein Trugschluss. Derartige Materialien unterliegen der ständigen Überwachung durch die IAEO und EURATOM. Dies umfasst Berichterstattung, Buchführung, Meß- und Analyseprogramme einschließlich langzeitlicher statistischer Verfolgung, technische Einschluß- und Beobachtungsmaßnahmen sowie ständige bzw. periodische Anwesenheit von Inspektoren, optimiert auf die jeweilige Einrichtung. Der Verlust von 25 Kilogramm Uran-235 muss mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % innerhalb weniger Tage nachgewiesen werden können, so verlangen es die „detection goals“, für kleinere Mengen hat man mehr Zeit. Erschwerend kommt hinzu, dass hier das Uran bereits fertig in Brennstäbe eingebaut ist – es dürfte auffallen, wenn jemand damit herumspaziert.

Ein erfolgreicher Dieb dürfte auch wenig Spaß mit dem entwendeten Uran haben. Die Entwendung und der Transport größerer Mengen dieses radioaktiven Stoffs ist kompliziert, denn jeder Flughafendetektor kann schon Gramm-Mengen aufspüren. Daraus eine Bombe zu bauen erfordert schon Anlagen, die nur Staaten betreiben können. Und die können sich ihr Uran auch gleich selbst anreichern.

Geradezu absurd wird ein Diebstahl, wenn es sich um abgebrannte Brennelemente handelt, wie sie in Ahaus lagern. Da diese nun radioaktive Spaltprodukte hoher Aktivität beinhalten, sind sie nur mit hohem Aufwand handhabbar. Bei Dosen von einigen tausend Sievert pro Stunde (etwa 10 Sievert in kurzer Zeit sind tödlich) kann auch mit einfachen Schirmungen deren Nähe kaum eine Stunde überlebt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Brennelemente mit abgereichertem Uran zu verdünnen, so dass es physikalisch nicht mehr waffenfähig ist. Eine Vorsorge gegen den Kernwaffenbau ist dann auch im Zwischenlager Ahaus nicht mehr nötig.

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