Behauptung: Atomstrom ist nicht CO2-frei.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Uranabbau, Uranerzaufbereitung und Urananreicherung verursachen erhebliche Mengen klimaschädlicher Treibhausgase. Schon heute hat Atomstrom deswegen eine schlechtere CO2-Bilanz als Strom aus Windkraft und sogar als Strom aus kleinen gasbetriebenen Blockheizkraftwerken. Künftig wird diese Bilanz noch schlechter ausfallen: Je geringer der Urangehalt im Erz, desto mehr (fossile) Energie verschlingt der Uranabbau.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/downloads/doc/39227.php
Arbeitspapier „Treibhausgasemissionen und Vermeidungskosten der nuklearen, fossilen und erneuerbaren Strombereitstellung“ des Öko-Instituts Darmstadt im Auftrag des Bundesumweltministeriums, 2007 - http://www.ausgestrahlt.de/fileadmin/user_upload/Broschueren/atomenerg…pdf
„Atomenergie dient nicht dem Klimaschutz“, Broschüre von .ausgestrahlt
Richtig ist …
Alle energetischen Aufwendungen zusammen machen bei der Kernenergie nur 1% des erzeugten Stroms aus. Selbst ohne Berücksichtigung der sehr energieintensiven und viel Beton benötigenden Speichertechnik, die bei einer vollständigen Umstellung auf „erneuerbare” Energien unumgänglich wird, machen diese Aufwendungen bei Windenergie 6% und bei Photovoltaik sogar 30% aus. Entsprechend verhalten sich die CO2-Emissionen, vorausgesetzt diese sogenannte „graue Energie” muss mit fossilen Energieträgern bereitgestellt werden. Die Kernenergie schneidet damit unter den „emissionsfreien” Energien in der ganzheitlichen CO2-Bilanz – und nur auf diese kommt es an – mit Abstand am besten ab.
Der Vergleich mit gasbetriebenen Blockheizkraftwerken ist nicht zulässig, denn dort wird die genutzte Abwärme in die CO2-Bilanz mit einbezogen. Nutzt man die Abwärme auch bei Kernkraftwerken, wie es zum Beispiel im französischen Pierrelatte vorgeführt wird, sieht die Bilanz für Blockheizkraftwerke wieder ziemlich schlecht aus. Und bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen sähe es dann noch schlechter aus, denn Abwärme gibt es dort gar nicht.
Bei vollständiger Umstellung auf die jeweilige Form der Stromerzeugung werden die Verhältnisse noch drastischer, denn die „graue Energie” wird nun ebenfalls emissionsärmer. Bei der Urananreicherung, die 0,4% des erzeugten Nuklearstroms beansprucht, ist diese Umstellung bereits im Gange, wie die Anlage im französischen Tricastin belegt. Bei Windenergie hingegen ist eine vollständige Umstellung gar nicht möglich, denn Windkraftanlagen benötigen viel Beton – 8 bis 40 mal so viel wie Kernkraftwerke – und dessen Herstellung ist auch nach einer kompletten Umstellung der Energieversorgung noch genau so CO2-intensiv.
Übrigens sind nur 0,25% des erzeugten Nuklearstroms dem Uranabbau und der Uranerzaufbereitung geschuldet, aber durch einen konsequenten Ausbau der Kernenergie kann auch dieser Anteil auf Null-Emissionen reduziert werden. Hochtemperaturreaktoren wie der THTR-300 in Hamm-Uentrop, der von der Antiatombewegung boykottiert wurde, können sogar chemische Brennstoffe erzeugen und damit Benzin und Heizöl ersetzen. Damit kann der gesamte Sektor „Wärme” und „Verkehr” CO2-emissionsfrei werden, ohne dass man auf sagenhafte Innovationen warten müsste, wie sie bei den „Regenerativen” ständig versprochen werden, aber nie zu sehen sind.
Unsere Quellen
- D. Weißbach, G. Ruprecht, A. Huke, K. Czerski, S. Gottlieb, A. Hussein. Energy intensities, EROIs (energy returned on invested), and energy payback times of electricity generating power plants. Elsevier Energy, Volume 52, 1 April 2013, Pages 210–221. Der Energieaufwand für die Bereitstellung von Energie ist bei der Kerntechnik am geringsten, gefolgt von großen Talsperrenkraftwerken. Grob lässt sich daraus folgern, dass damit auch die CO2-Emissionen hier am geringsten sind, verglichen mit Wind und Sonne. Kohle und Gas emittieren beim Verbrennen CO2.
- Lebenszyklusanalysen verschiedener Energieformen, 2012
Mich wundert ein wenig, dass von den EWS nicht argumentiert wird, dass bei Kernkraftwerken eine große Menge „hochgiftigen“ Wasserdampfs in die Atmosphäre entweicht, der ja bekanntlich eine deutlich größere Wirkung auf den Treibhauseffekt hat als CO2. Aber wahrscheinlich klingt CO2 einfach nicht giftig genug.
Sehr geehrter Herr Sugar,
die WNN-Quelle (in der Tat nicht selbst wissenschaftlich begutachtet, aber begutachtete Facharbeiten zitierend) fasst es einfach gut zusammen und deren Ergebnisse decken sich sehr gut mit der Analyse der wissenschaftlich begutachteten ersten Quelle. Lediglich die Inputparameter (Laufzeiten 40 statt 60 Jahre, Auslastung usw.) sind etwas verschieden, aber das lässt sich ja einfach umrechnen.
Aus dem Teilsatz “The figures in Table 1 are based as far as possible on current assumptions…” folgere ich, dass sie einfach moderne Techniken annehmen, mehrere vergangene Arbeiten haben ja den Fehler gemacht, alte Techniken als heute präsent anzuwenden, z.B. jene von Leeuwen. Was ist daran verkehrt (zumal WNN gleich angab, auch alte Werte zu nutzen, wenn es keine neuen gibt)?
Nun ja,
die angegebenen Studien sind laut Quellenverzeichnis ja nicht von unabhängigen Instituten in Auftrag gegeben worden. Und alle die wissenschaftlich arbeiten wissen ja was dies zu bedeuten hat. Nun ja, aber selbst alle Anderen sollten sich ueber Sätze wie folgt wundern:
„The figures in Table 1 are based as far as possible on current assumptions…“ (http://www.world-nuclear.org/info/Energy-and-Environment/Energy-Analysis-of-Power-Systems/#.UlZUjxYWQ4Y)Entnommen aus der Quelle am 10.10.2013
Anmerkung:
CO2 Ist kein Gift, sondern eines der lebenswichtigsten Spurengase überhaupt. Ohne CO2 keine Pflanzen und damit kein Leben auf der Erde. Damit hierzulande im Winter Tomaten und andere Pflanzen gegessen werden können, installieren Großgärtnereien als Produktionsfirmen eigens sog. CO2-Duschen in den Gewächshäusern. Ohne diese wäre es auch kaum möglich, pünktlich im April/Mai blühfähige Balkonpflanzen zu erwerben.
Was man als Ingenieur im Wesentlichen schon geahnt hat, wird durch eine umfangreiche Studie bestätigt:
„Analysis Shows CO2 Savings Through Wind Power Are Either So Minimal As To Be Irrelevant or Too Expensive To Be Practical“ (http://tinyurl.com/atkao2k).
Kessel, die ständig vorgeheizt werden müssen, Kraftwerke, die nicht am Bestpunkt arbeiten können, das Alles sorgt dafür, dass der Zufallsstrom aus den Windkraftanlagen nicht einmal dazu in der Lage ist, die theoretisch eingesparten Brennstoffkosten auszugleichen.
Bei diesen Berechnungen ist noch nicht berücksichtigt, wie gross der zusätzliche Verschleiss in thermischen Kraftwerken durch das kontinuierliche rauf- und runterfahren sein wird. Hierzu gibt es überhaupt keine Erfahrungen; das wird man erst in ein paar Jahrzehnten wissen. Nicht umsonst aber weigert sich schon jetzt Polen, den Zufallsstrom von der Nord- und Ostsee aufs Auge gedrückt zu bekommen und installiert Phasenschieber an den Netzübergangspunkten (http://tinyurl.com/okh5vvg).
Ein paar Anmerkungen: „…, denn Windkraftanlagen benötigen viel Beton – 8 bis 40 mal so viel wie Kernkraftwerke – …“ pro MW oder MWh? Der erste Link ist bei mir invalide, aber die Quelle ist solide.
„Hochtemperaturreaktoren wie der THTR-300 in Hamm-Uentrop, […], können sogar chemische Brennstoffe erzeugen und damit Benzin und Heizöl ersetzen.“ Das finde ich zu allgemein. Ist Wasserstoff gemeint? Prinzipiell läßt sich mit Prozesswärme viel machen, siehe: http://tinyurl.com/lk3z3q5 All dies ließe sich CO2-ärmer erzeugen, je nach Betriebstemperatur des Reaktors.
Die Quelle des EWS ist ein Öko-Institut, das im Auftrag des Staates eine Studie erstellte, und auf das vom Staat gewünschte Ergebnis kam. Die Tabelle in Ausgestrahlt stammt von GEMIS, einer staatlich finanzierten Öko-Lobbygruppe, die auch mit WWF und IUCN zusammenarbeitet. Wissenschaftliche Fachveröffentlichungen sind das nicht, im Gegensatz zu den WNA-Quellen. Wäre auch erwähnenswert.
Link ist korrigiert, geht jetzt über DOI-Resolver. Einen Preprint gibt es übrigens hier.
Über die Vorschläge müssen wir noch beraten. Natürlich ist Wasserstoff gemeint, aber das ist der Anfang einer Prozesskette, über die man eine Reihe von Kraftstoffen erzeugen kann. Mehr Details findet man z.B. in der Beschreibung des DFRs. Dies gilt in Prinzip auch für den THTR, ist aber letztendlich eine Kostenfrage.
Ansonsten aber erstmal vielen Dank für die Hinweise!
…und zum Beton, das ist bezogen auf die gesamte während der Lebenszeit produzierte Strommenge. Die genauere Rechnung beruht auf einem Vergleich des Windpark Dornstedt II mit AP-1000.