Behauptung: Der Uranhunger der Atomindustrie schürt neue Konflikte.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Die Uranvorkommen etwa in afrikanischen Ländern spielen seit Jahrzehnten eine Rolle in den dortigen Konflikten. Je mehr Atomkraftwerke es gibt, desto größer wird die Abhängigkeit von dem strahlenden Rohstoff. Längst ist Uran ein Spekulationsobjekt. Wird es knapp, ist ein Krieg um Uran so realistisch wie der Krieg um Öl.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/ur…pdf
Greenpeace-Studie zur Reichweite der Uranvorräte und zu Uran-Versorgungsengpässen - http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/9/0,3672,8037769,00.html
heute.de über den Militärputsch in Niger und den Zusammenhang mit der Uranförderung - http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,686763,00.html
Spiegel-Online: Bericht über die Folgen der Uranförderung in Niger
Richtig ist …
Die Uranvorräte mögen, wie alle Rohstoffe, in Konflikten eine Rolle spielen, jedoch eine sehr kleine. „Krieg um Uran” hat es nie gegeben und wird es auch nie geben, denn Uran wird niemals knapp. Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen ist Uran sogar relativ gleichmäßig über die Erde verteilt, praktisch jedes Land hat Zugang. In den Antworten zu #1 und #9 wird dies ausführlich beschrieben.
Was tatsächlich ungleichmäßig verteilt ist und bei heutigem Verbrauch frühstens in 100 Jahren knapp wird sind die extrem leicht zugänglichen Uranvorräte, die mit einem finanziellen Aufwand von 130 USD pro Kilogramm förderbar sind. Am anderen Ende der Preisskala steht die Förderung aus Meerwasser mit 300 USD pro Kilogramm. Der Strompreis würde sich dadurch um 0,3 Cent pro kWh erhöhen – für die Energieversorger ein Verlust, deswegen wird es heute nicht praktiziert. Aber einen Krieg zwischen Staaten löst dieser Mehraufwand sicher nicht aus.
Übrigens kann man durch den Einsatz von Schnellspaltreaktoren wie den „Schnellen Brüter” (er wurde in Deutschland bereits gebaut, fiel aber der Ökoreligion zum Opfer), die Uranvorräte 100 mal so effizient nutzen. Dann bräuchte man allein für Deutschland für mehrere Jahrhunderte gar kein Uran mehr zu beschaffen.
Unsere Quellen
- World Nuclear News: The Economics of Nuclear Power, Juli 2012, Aufsatz über die Wirtschaftlichkeitsentwicklung der Energieerzeugung. Der Rohuranpreisanteil beträgt 0,36 US-Cent (etwa 0,3 Euro-Cent) je kWh, um den die nuklearen Stromerzeugungskosten bei hypothetischer Uranpreisverdopplung ansteigen würden.
- „Uranium in river water”, M.R. Palmer, J.M. Edmond, Geochimica et Cosmochimica Acta 57,20 (1993)4947. Untersuchungen über den weltweiten Uraneintrag von Flüssen in die Weltmeere – etwa 10000 Tonnen pro Jahr.
- „Kinetics of Adsorption of Uranium on Amidoxime Polymers from Seawater”, Separation Science and Technology 23,1-3(1988)49. Etwa 4,5 Mrd. Tonnen Uran sind in den Weltmeeren gelöst.