Behauptung: Verglaste Atomsuppe kann bersten.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Hochradioaktiv, flüssig, stark selbsterhitzend und explosionsgefährdet sind die Abfälle, die bei der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente entstehen. Um diese „Atomsuppe“ zumindest etwas handhabbarer zu machen, wird sie in Glas eingeschmolzen – eine chemisch angeblich sehr stabile Verbindung.
Chemiker wiesen allerdings nach, dass auch diese Glaskokillen bei Kontakt mit Wasser unter Umständen bersten, die hochgefährlichen Stoffe ausgewaschen werden können. Wehe, das Endlager bleibt nicht allezeit trocken!
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://linkszeitung.de/akwcas100205liz.html
Artikel der Linkszeitung über die Gefahr berstender Glaskokillen und die Pläne zur Behälterlosen Einlagerng derselben in ein Endlager
Richtig ist …
Die Chemiker, die laut „Der Spiegel” angeblich das „Bersten der Glaskokillen bei Kontakt mit Wasser” herausgefunden haben sollen, weisen diese Schlussfolgerung jedoch weit von sich. Wer weiss nun besser über die Forschungsergebnisse Bescheid, die Forscher selbst oder die darüber berichtenden Journalisten?
Das Bild einer „Atomsuppe in Glas” soll wohl suggerieren, es handele sich um in Glas versiegelte, hochradioaktive Flüssigkeiten, etwa wie Wasser in einer Flasche. Tatsächlich ist eine Kokille eine homogene Mischung aus Borglas und dem radioaktiven Abfall, letzterer wird also nur verdünnt und inertisiert. Man stelle sich dazu in Eis gelösten Zucker vor, wobei hier das Eis für das Glas und der Zucker für den radioaktiven Abfall steht.
Die Selbsterhitzung ist eine natürliche Folge der Radioaktivität, kann aber nicht zu „Explosionen” führen. Es handelt sich um eine leichte Wärmeentwicklung die konvektiv abgeführt werden kann. Nach wenigen Jahrzehnten sind die Glaskokillen nur noch warm, nicht mehr „heiß”. Früher werden sie ohnehin nicht endgelagert.
Unsere Quellen
- Wang et al., Neptunium Diverges Sharply from Uranium and Plutonium in Crystalline Borate Matrixes: Insights into the Complex Behavior of the Early Actinides Relevant to Nuclear Waste Storage. Angewandte Chemie, Volume 122, Issue 7, pages 1285–1288, February 8, 2010. Hier werden die Inertisierung und die sehr geringe Beweglichkeit radioaktiver „Abfälle“ in Glaskokillen beschrieben.
- Analyse Blogbeitrag von Lars Fischer über den Spiegel-Artikel “ Zweifel an Konzept: Forscher streiten über Langzeitsicherheit von Atommülllagerung“ vom 2.2.2010 mit Kommentar des Koautors Thomas Albrecht-Schmitt
Selbst wenn das Glas regelrecht zerbröselt,ist es immer noch ein guter Container, denn Auslaugungen können nur an der Oberfläche stattfinden. Diese Oberfläche ist aber nur wenige Atomdurchmesser ‚dick‘ und somit ist der Kern, der fast 100% des Materials enthält,immer noch geschützt. Nur bei einer extrem feinen Zermahlung zu Staub würde eine nennenswerte Verstärkung der Auslaugung die Folge sein.
Dazu kommt, dass ein Siliziumdioxid-Gerüst (Das ist der Grundstoff von Glas) ausgesprochen polar iat; es hat positive und negative Ladungszentren. damit zeigt es eine hohe Adhäsionskraft für Ionen, also für die üblichen Radioisotope in gelöster Form Es wirkt ähnlich wie ein Wasserenthärtungsfilter, der unerwünschte Calcium-Ionen festhält.
Die ‚Ionentauscher‘-Eigenschaften von Silikaten sind auch der Grund dafür, warum die Spaltprodukte des natürlichen ‚Oklo-Reaktors‘ nicht weggespült wurden, sondern in unmittelbarer Nähe ihres Entstehungsorts fixiert wurden.
Ein ganz praktisches Beispiel dieses Adhäsionseffekts ist in Radiolaboratorien zu beobachten: Füllt man eine radioaktive Lösung, die z. B. Cäsium enthält, in einen Glaskolben, wird sich der grösste Teil des Radiocäsiums an der Glaswand festsetzen und widersteht sogar energischen Spülversuchen. Um das zu vermeiden, muss die ursprüngliche Lösung mit einem hohem Überschuß nichtradioaktivem Cäsium als ‚Träger‘ versetzt werden, damit diese Ionen die elektromagnetischen Koppelstellen an der Glaswand ‚besetzen‘ und dem Radiocäsium den Platz wegnehmen.