Behauptung: Atommüll-Endlager müssen nicht dicht sein, hat das Umweltministerium beschlossen.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Ein Atommüll-Endlager gilt selbst dann noch als „sicher“, wenn es die Radioaktivität nicht sicher von der Biosphäre fern hält. So steht es in den Sicherheitsanforderungen für Endlager, die Bundesumweltminister Gabriel (SPD) 2009 veröffentlicht hat. Vielmehr darf jeder tausendste Anwohner durch die austretende Radioaktivität an Krebs erkranken oder sonst einen einen schwerwiegenden Gesundheitsschaden erleiden. Weil die strahlenden Stoffe sich mit dem Grundwasser über große Flächen ausbreiten, sind ziemlich viele Menschen „Anwohner“ – zumal innerhalb der nächsten 1.000.000 Jahre.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/jeder-tausendste-darf-kra…
taz-Artikel zu den Sicherheitsanforderungen des Bundesumweltministeriums an Endlager - http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/endfassung_sich…pdf
Sicherheitsanforderungen des Bundesumweltministeriums an Endlager
Richtig ist …
Das Risiko „einer von Tausend”, welches für Endlager nur für „weniger wahrscheinliche geologische Entwicklungen” erlaubt ist, entspricht dem tödlichen Koffeinrisiko, das in einer kleinen Flasche (0,5 l) Cola schlummert, die man pro Jahr trinken müsste. Das Innere des Salzstocks, wo die radioaktiven Abfälle eingelagert werden, ist außerdem seit 250 Millionen Jahren nicht in Kontakt mit Grundwasser, deshalb sind Salzstöcke so gut geeignet. Hinzu kommt, dass eine Million Jahre Lagerzeit ein selbstgestecktes Ziel ist. Tatsächlich sind die Brennstoffe bereits nach wenigen 100.000 Jahren unter dem natürlichen Radioaktivitätsniveau des ursprünglich geförderten Urans.
Im Übrigen stimmt der behauptete Grenzwert gar nicht, denn er liegt für den Normalbetrieb bei „einem von 10.000”, nicht einem von Tausend. Das entspricht einer Erhöhung der natürlichen Radioaktivität um 0,5% oder 3 Schluck Cola im Jahr. Allein durch einen Umzug innerhalb Deutschlands kann sich die natürliche Radioaktivität aber schon verdoppeln oder halbieren.
Um das Risiko in einem verständlichen Zusammenhang zu sehen: Von 10.000 Bundesbürgern erkranken ohnehin bereits 5.000 im Laufe ihres Lebens an Krebs, 2.500 sterben daran, viele weitere erleiden einen schwerwiegenden Gesundheitsschaden. Einen einzigen zusätzlichen Fall, der im Übrigen auf rein theoretischen und extrem konservativen Annahmen beruht, ohne Kontext darzustellen, ist nichts als ein makaberes Zahlenspiel.
Unsere Quellen
- Auf Wikipedia (Stichwort Coffein) erhält man als ungefährlichste Schätzung 400 mg/kg Körpergewicht als zu 50% lethale Dosis für Menschen, was bei 75 kg Körpergewicht und 100% Tötungswahrscheinlichkeit 60 g Coffein als tödliche Dosis ergibt. Ein Zehntausendstel davon (6 mg) befinden sich in 60 ml Cola (s. Wikipedia – Cola), also etwa 3 Schluck. Prost!
- BMU: „Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle”, Stand 30.9.2010. Die Dosis für wahrscheinliche Entwicklungen ist auf 10 µSv/Jahr begrenzt.
- Krebsstatistik für Deutschland
- Dieter Buhmann, Jörg Mönig, Jens Wolf. „Untersuchungen zur Ermittlung und Bewertung von Freisetzungsszenarien“, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH, April 2008, ISBN 978-3-939355-07-6, S. 60 ff. Nur beim unwahrscheinlichsten Szenario, bei dem alle Endlagerverschlüsse versagen, ist eine ungefährliche, wenn auch grenzwertüberschreitende Belastung von 1 Millisievert pro Jahr, also der halben natürlichen Belastung in Deutschland. Sonst, im Normalfall, ist sie bis zu 1000-mal geringer.