Behauptung: Atomstrom treibt die Preise hoch.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Die Strompreise steigen seit Jahren – trotz Atomstrom. Ein entscheidender Grund dafür ist die Marktmacht der vier großen Energiekonzerne, die das Stromangebot an der Leipziger Strombörse dominieren. Von 2002 bis 2008 erwirtschafteten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall fast 100 Milliarden Euro Gewinn. Im gleichen Zeitraum erhöhten sie die Strompreise um weit über 50 Prozent.
Atomkraftwerke zementieren die Marktmacht der Konzerne und sichern ihnen Milliardengewinne. Dagegen wirken die Erneuerbaren Energien schon heute preisdämpfend. Dank Windkraft sparen die Verbraucher jedes Jahr mehrere Milliarden Euro (Merit-Order-Effekt).
Fielen die derzeitigen enormen Vergünstigungen für Atomkraft weg – etwa durch eine realistische Deckungssumme bei der Haftpflichtversicherung für Atomkraftwerke, eine Besteuerung der Rücklagen, eine Brennstoffsteuer –, wäre Atomstrom unbezahlbar: Die Basler Prognos AG errechnete schon 1992 einen realistischen Preis von rund 2 Euro pro Kilowattstunde.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.bmu.de/erneuerbare_energien/downloads/doc/39649.php
Informationen des Bundesumweltministeriums zu den preisdämpfenden Effekten der Erneuerbaren Energien - http://oeko.de/oekodoc/911/2009-024-de.pdf
Kurzanalyse des Öko-Instituts zu den potenziellen Strompreiseffekten einer Laufzeitverlängerung für AKW - http://www.sfv.de/artikel/windstrom_senkt_den_strompreis_-_auswirkunge…htm
Hintergrund-Informationen (Folienvortrag) des Solarenergie-Fördervereins (SFV) zur Strompreisbildung an der Strombörse und den preisdämpfenden Einfluss von Windstrom - http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/gutachten_eeg.p…pdf
Gutachten „Analyse des Preiseffektes der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf die Börsenpreise im deutschen Stromhandel“, Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des Bundesumweltministeriums - http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/presseerklaerungen/artikel/a…
Greenpeace-Studie zu den versteckten Kosten des Atomstroms - http://www.htw-saarland.de/wiwi/fakultaet/personen/professoren/dozente…pdf
Studie „Stromwatch“ zu den vier großen Stromkonzernen, 2008 - http://www.atomhaftpflicht.de
Kampagne der „Ärzte gegen Atomkrieg“ (IPPNW), des BUND und anderer Organisationen für eine realistische Haftpflichtversicherung für Atomkraftwerke - http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html
Prognos-Gutachten „Identifizierung und Internalisierung externer Kosten der Energieversorgung“, Band 2, Ewers/Rennings, „Abschätzung der monetären Schäden durch einen sogenannten Super-GAU (April 1992) - http://www.heise.de/tp/blogs/2/146383
Telepolis: Britische Regierung plant höhere Stromsteuern, um neue AKW zu finanzieren - http://www.baumagazin.de/baumarkt/energie/4249/teure-kernkraft.html
Baumagazin: Ökostrom ist oftmals billiger als Atomstrom
„Quellen” der EWS
- http://www.bmu.de/erneuerbare_energien/downloads/doc/39649.php
- http://www.htw-saarland.de/wiwi/fakultaet/personen/professoren/dozente…pdf
- http://www.nibelungen-kurier.de/?t=news&s=Aus%20aller%20Welt&ID=23154
- http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/windstrom-oft-billiger-al…
- http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html
Richtig ist …
Die Stromerzeugungskosten aus Kernenergie sind bis zu einen Faktor 10 niedriger als die aus Wind und Sonne und zählen zu den niedrigsten überhaupt, die Pufferung der beiden letzten noch nicht mal mitgerechnet. Wind- und Sonnenenergie hätten am Strommarkt überhaupt keine Chance, würden sie nicht durch gesetzliche Regelungen (EEG) massiv subventioniert werden und zusätzlich die technisch zwingend notwendigen Speicher konzeptionell mit einbeziehen müssten. Zwischen 1998 und 2008 hat sich der Beschaffungspreis für Strom praktisch nicht erhöht, trotz gestiegener Rohstoffpreise. Der Endpreis hingegen stieg um 4,5 cent/kWh, hauptsächlich wegen der eingeführten Ökosteuer und der gestiegenen EEG-Umlage. Seit 2008 hat sich die EEG-Umlage verdreifacht und die Strompreise haben deutlich angezogen.
Durch die zig-fachen Erzeugungskosten können „Erneuerbare Energien” grundsätzlich nicht preisdämpfend wirken. Es gibt aber seltene Situationen, in denen sie den Strompreis weniger stark verteuern als sonst, und zwar dann, wenn die Nachfrage groß und das Angebot nur durch noch teurere Energien gedeckt werden kann (Merit-Order-Effekt). Für Kernkraftwerke gilt dies ständig, für die „Erneuerbaren” fast nie. So funktioniert halt der Markt.
Die zitierte „Studie” der Prognos AG ist nie in einer begutachteten Zeitschrift publiziert worden. Die dort behaupteten bis zu 60 Billionen Euro für einen „Super-GAU” stehen im eklatanten Widerspruch zur Reaktorhavarie in Fukushima, die Kosten von 70 Mrd. Euro verursacht hat, aber auch die Angaben zur Wahrscheinlichkeit eines „Super-GAUs”, aus denen schließlich 2 €/kWh errechnet werden, sind dort frei erfunden. Die von zwei Volkswirten vor 20 Jahren durchgeführte „Studie” ist höchst unwissenschaftlich, in Bezug auf die behaupteten Krebstoten sogar unmoralisch. Nicht ohne Grund hat die Prognos AG sie aus ihren Datenbanken entfernt.
Begutachtete wissenschaftliche Publikationen errechnen Kosten durch gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie sie z.B. durch Unfälle entstehen, von maximal 0,001 €/kWh.
Unsere Quellen
- Voß, „Stromerzeugungskosten im Vergleich“, Uni-Stuttgart, 2008
- RWE-Kundeninformation zum EEG
- Wikipedia – Strompreise
- „Energie in Deutschland“, BMWi, aktualisierte Fassung 2013, S. 36. Der Strombörsenpreis schwankt zwischen 2005 bis 2012, mit leicht sinkender Tendenz seit 2009.
- R. Friedrich, A. Voß, „External costs of electricity generation“, 1993
- World Nuclear Association: Darstellung der (finanziellen) Folgen des Unfalls in Fukushima, 2012
- NEA-Report: „Nuclear Electricity Generation: What Are the External Costs?“, 2003
- NEA Report: „Externalities and Energy Policy: The Life Cycle Analysis Approach“, 2001
- NEA-Report: „Energy policy and externalities“, 2002
Welche Quelle belegt die 70 Milliarden, die Fukushima verursacht haben soll? Und wie setzen sich die Kosten zusammen?
Danke, die WNA-Quelle musste hier hinzugefügt werden. Grob setzen sich die Kosten aus Haftungen, knapp 40 Mrd. $ und „Clean-Up“ (beinhaltet wohl auch das Kraftwerk selbst), über 50 Mrd. $ (lt. Version von 2012), zusammen. Das entspricht in der Summe umgerechnet 70 Mrd. Euro. Bemerkenswert sind die sehr hohen Entschädigungsleistungen für die Bewohner, im Schnitt 900.000 $ je vierköpfiger Haushalt, also mehr als 30 der knapp 40 Mrd. $ insgesamt. Die geschätzten Dekontaminationsaufwendungen sind seit Anfang diesen Jahres unnachvollziehbar auf 100 Mrd. $ über 40 Jahre verdoppelt worden, was an dieser Stelle genannt werden soll („Fukushima site“ ist hier irgendwie irreführend, offenbar ist das ganze Gebiet und nicht nur das Kraftwerk gemeint).
Doch wie sieht es mit Tschernobyl aus? Die IAEO spricht von 235 Milliarden Dollar wirtschaftlichen Folgekosten, die der Reaktorunfall verursacht hat, über einen Zeeitraum von 30 Jahren wohlgemerkt. http://www.iaea.org/Publications/Booklets/German/chernobyl_ger.pdf
http://www.iaea.org/OurWork/index.html
Kleiner Rechtschreibfehler:
„Wind- und Sonnenenergie hätten am Strommarkt überhaupt keine Chance, würden sie nicht durch gesetzliche Regelungen (EEG) massiv subventioniert >werden,< und zusätzlich die technisch zwingend notwendigen Speicher konzeptionell mit einbeziehen."
Ist korrigiert (in der Datenbank, beim nächsten Update auch hier). Danke!