Behauptung: Atommüll ist eine Million Jahre lang eine strahlende Gefahr.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Bis die Strahlung der radioaktiven Abfallstoffe aus den Atomkraftwerken einigermaßen abgeklungen ist, dauert es ungefähr eine Million Jahre. So lange muss der Atommüll von Mensch und Biosphäre ferngehalten werden.
Hätten die Neandertaler vor 30.000 Jahren Atomkraftwerke betrieben und ihren Atommüll irgendwo vergraben, so würde er heute noch tödlich strahlen – und wir müssten wissen, wo wir unter keinen Umständen graben dürften.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.bfs.de/de/endlager/faq/langfassung_abschlussbericht_akend.p…pdf
Empfehlungen des Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd) zum Auswahlverfahren für Endlagerstandorte, 2002 - http://ausgestrahlt.de/fileadmin/user_upload/Broschueren/asse_gorleben…pdf
Broschüre von .ausgestrahlt mit Fragen und Antworten zum Thema Atommüll - http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/fl…pdf
Greenpeace-Flyer „Atommüll: Entsorgung ungelöst“ - http://www.youtube.com/watch?v=wY-ieuIvnnk&feature=related
ARTE-Dokumentation „Albtraum Atommüll“ - http://www.boell.de/downloads/oekologie/Mythos_Weg_Inh_Buch_bearbeitet…
(Kapitel III.3) – Studie „Mythos Atomkraft“ der Heinrich-Böll-Stiftung
Richtig ist …
Das Abklingen dauert nicht eine Million, sondern gut 100.000 Jahre. Und dies auch nur wegen des Plutoniums, welches aber keinesfalls Müll, sondern wertvoller Brennstoff für Schnellspalt-Reaktoren ist. Deren Inbetriebnahme hat die Anti-Atombewegung in der 80er Jahren allerdings erfolgreich zu verhindern gewusst (Kalkar).
Da die Beseitigung und gleichzeitige Nutzung von Plutonium technisch längst gelöst ist bleiben nur die Spaltprodukte als tatsächliches Abfallproblem. Hier ist die Lagerzeit nur noch einige 100 Jahre. Die Abfallmenge ist dabei extrem gering: Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang seinen Strom ausschließlich aus Kernenergie bezieht, hinterlässt dabei gerade einmal 100 Gramm. Und die strahlen mit 1 TBq so schwach, dass man sie sich sogar, geschirmt mit einigen Zentimetern Blei, unters Bett legen könnte.
Die in etwa 1 Millionen Jahren dominierenden, wenigen beweglichen Spaltprodukte, die dann vollständig in die Biosphäre übertreten könnten, erhöhen die Belastung um maximal 50% der natürlichen Belastung, wenn sie komplett in die Menschen verteilt gelangen würden – dies ist ungefährlich. Da dies aber eine Überschreitung von radiobiologisch unbegründbaren, politisch motiverten Grenzwerten bedeuten könnte, gibt man mehrere Milliarden Euro für unnötige Endlagersuchen aus und wirft den Energieversorgern auch noch vor, dass sie dafür nicht aufkommen wollen.
Unsere Quellen
- Taube, M., E. H. Ottewitte, and J. Ligou, „A High-Flux Fast Molten Salt Reactor for the Transmutation of Caesium-137 and Strontium-90,“ Swiss Federal Institute for Reactor Research, Wuerenlingen, Switzerland, ELR-259, September 1975
- OECD-NEA-Report 6090, (englisch), 2006. Zur Radiotoxizität s. Abb 1.2 (S. 9)
- Kernenergie Basiswissen, 2007, S.68, Abb. 8.5
- Dosiskonversionsfaktoren verschiedener Isotope
- Jan Marivoet and Eef Weetjens (2012). An Assessment of the Impact of Advanced Nuclear Fuel Cycles on Geological Disposal, Radioactive Waste, Dr. Rehab Abdel Rahman (Ed.), ISBN: 978-953-51-0551-0. Auf Seite 494 entnimmt man der Grafik die Radiotoxizität, die dem Endlager maximal entweichen kann. Sie liegt hier (nur Tondeckschicht) umgerechnet bei etwa 1 Millisievert pro Jahr, wenn man die Emittenten ingestiert, und das im konservativsten Fall – ungefährlich.
- Tageszeitung „Freie Presse“ vom 12.04.2013, Artikel „Suche nach einem Atommüllendlager beginnt von vorn“. Die Kosten für die Endlagersuche werden auf 2 Milliarden Euro beziffert.
Weltweit gibt es ca 2000 to Plutonium. Nach 100 000 Jahren (4 Halbwertszeiten) wären davon noch 125 to vorhanden.
Die Behauptung die Abklingzeit wäre damit zu Ende erscheint mir etwas gewagt.
Streng genommen verschwindet ein radioaktives Isotop natürlich überhaupt nie — die Menge klingt exponentiell ab, ohne je Null zu erreichen. Als charakteristische Lagerzeit von Atommüll sieht man daher die Dauer an, bis die Gesamtradioaktivität der Mischung die von Natururan unterschreitet. Je nach Zusammensetzung ist diese Zeit etwas unterschiedlich, sie liegt bei bestrahlten Leichtwasserreaktor-Brennelementen bei 100.000 — 300.000 Jahren.
Für die langfristige Aktivität sind vor allem Pu-239 und höhere Transurane verantwortlich. Der Anteil an Pu-239 liegt anfänglich bei ca. 1%, nach 4 HWZ bei 0.05%, womit sich auch die Aktivität (und dadurch der Beitrag zur Gesamtstrahlung) auf ein Zwanzigstel gesenkt hat.
Nun Pauschalisierung führt in der Tat mindestens (wenn es um Radioaktivität geht) zu 4,5 Milliarden Jahren Halbwertszeit – U-238 😉 Noch schlimmer: Mathematisch wird zwar die Exponentialfunktion beliebig sich Null annähern – wird aber erst in unendlich langer Zeit tatsächlich Null. Ach ja, es gibt aber nur abzählbar viele Atome und Kerne im Universum, von denen jedes selbst nach der Exponentialverteilung zerfällt. D.h. statistisch besteht die Möglichkeit sogar mit endlicher Wahrscheinlichkeit, dass die Kerne erst viel später Zerfallen – nach 4,5 Milliarden Jahren!
Ich versteh den Sinn solcher Diskussionen nicht. Man ist heute in der Lage, isotopenrein zu sortieren, und radioaktive Stoffe so zu verwahren, dass niemend je herankommt. Transmutation ist eine weitere Möglichkeit, radioaktiven Abfall aus KKWs handzuhaben. Und wer weis, verutlich gibt es noch weitere gangbare Wege. Aber über lange gefährlichen Abfall (was dieser ja großenteils nicht mal ist – viele der stabilen Endprodukte sind hochbegehrt) zu klagen, sich aber gleichzeitig gegen jeden Lösunsvorschlag dogmatisch zu wehren, ist einfach nur ignorant und unvernünftig. Bei kleinen Kindern nennt man das „bockig sein“, wenn andere nicht mit ihnen das spielen, was sie lieber hätten.
Abtrennung des Plutoniums alleine reicht nicht um auf ein paar hundert Jahre herunter zu kommen, dazu muss man auch noch die anderen minoren Actinoiden, insbesondere Neptunium und Americium , abtrennen und diese mit einerNeutronenquelle transmutieren.
Man könnte hinzufügen, dass viele, gefährliche, chemische Stoffe, z. B. Schwermetalle wie Blei, überhaupt nicht zerfallen und somit unendlich lange gefährlich bleiben. Trotzdem werden solche Stoffe vielfach bei der Energiegewinnung eingesetzt, bzw. deren Freisetzung in Kauf genommen (z. B. Bestandteil von Kohle).
Das ist völlig richtig und wird in #42 (Herfa-Neurode) angesprochen. Selbst im Fernsehen hat man Ihr Argument schon vorgetragen – Reaktion sinngemäß: „Dann müssen wir da auch ran, das ist aber keine Ausrede, nicht hier mal anzufangen.“ Völlige Fehleinschätzung von (vermeintlichen) Risiken führen eben dazu, dass man die enormen Vorteile (starke Verminderung anderer, tatsächlicher Lebensrisiken) von Technologien einfach ignoriert.