#91: Angriffsziel

Behauptung: Atomkraftwerke sind Angriffsziele.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Um Millionen Menschen zu verletzen und zu töten und ganze Regionen unbewohnbar zu machen, braucht es keine eigene Atombombe. Der Angriff auf ein Atomkraftwerk genügt.

Bei einem streng geheimen Flugsimulator-Experiment im Auftrag der Bundesregierung gelang es den Probanden bei jedem zweiten Versuch, einen Jumbo auf einen Atomreaktor zu lenken. Ein Anschlag auf ein AKW, urteilt das Bundeskriminalamt, „muss letztlich in Betracht gezogen werden“.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Kernreaktoren können nicht wie Atombomben explodieren. Wassermoderierte Reaktoren können nicht mal unkontrolliert „durchgehen”, sondern schlimmstenfalls langsam im Kern „schmelzen”, wenn sie nicht ausreichend gekühlt werden. Selbst wenn ein Flugzeug die meterdicke Stahlbetonummantelung durchschlagen und die primäre Reaktorkühlung beschädigen sollte, ist der Reaktorkern noch von einem inneren biologischen Betonschild umgeben. Sollte dieser außerdem beschädigt sein, können flüchtige radioaktive Spaltprodukte austreten, aber langsam und in geringen Mengen. Eine derartige Kette von Beschädigungen ist extrem unwahrscheinlich und hätte ähnliche Folgen wie die Fukushima-Havarie: Keine Strahlenopfer, weder bei den Rettungsarbeitern, noch in der weiterhin bewohnbaren Umgebung.

Die von Flugzeuganschlägen ausgehende Gefahr ist für jedes vollbesetzte Hochhaus, Stadion oder jede Chemiefabrik erheblich größer. Im Gegensatz dazu sind Kernreaktoren aber bestens geschützt und stehen nicht mitten in der Stadt. Trotzdem verlangt keiner, Hochhäuser, Stadien und Chemiefabriken mit Betonpanzern auszustatten.

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5 Antworten zu #91: Angriffsziel

  1. Rudolf K. sagt:

    Werter Daniel G.
    Zu 1.: Sind Sie sicher, dass diese Fragestellungen nicht von Fachleuten x-fach durchdacht und bewertet wurden? Dann ist Ihre Feststellung unredlich…
    Zu 2.: Dieser Vorgang, der letztlich zu keinen Personenschäden geführt hat, ist nunmal in die Diskussionen um die deutschen Kernkraftwerke mehrfach eingeflossen und wird so nicht auftreten.
    Und zum Zitat II: „Ganz davon zu schweigen, dass der Beweis, ob in Fukushima wirklich keine Strahlenopfer zu beklagen sein werden, noch aussteht.“ – Na ja, 5 Jahre später kann man da schon eine Menge dazu sagen. Es haben sich viele Menschen genau damit beschäftigt, und die seriösen Studien kommen nicht zum Ergebnis, dass es Strahlenopfer gibt.

    Zu Ihrem Zitat III: Es ist billig, mit möglichen Horrorzahlen zu argumentieren, die durch nichts zu begründen sind. Sondern einfach mal so in den Raum gestellt werden. Wenn ich Terrorist wäre und auf möglichst viele Opfer aus, würde ich mir einen Bahnhof, ein Fußballstadion oder ein Volksfest als Ziel aussuchen. Die Wirkung wäre bei viel geringerem Risiko weitaus größer…

  2. Daniel G. sagt:

    Zitat I: „…ist der Reaktorkern noch von einem inneren biologischen Betonschild umgeben. Sollte dieser außerdem beschädigt sein, können flüchtige radioaktive Spaltprodukte austreten, aber langsam und in geringen Mengen.“
    1. Zum wiederholten Male will der Autor den Ablauf und Ausgang eines bisher nicht eingetretenen Ereignisses genau vorhersagen können. Unseriös und unredlich.
    2. Z.B. in den Reaktoren von Fukushima, wenn auch unter anderen Bedingungen, hat es der Zerstörung des biologischen Schildes nicht einmal bedurft, um radioaktive Substanz zumindest lokal in erheblichen Mengen freizusetzen. Ein bedeutender Austrittspfad war z.B. bewusste Venting von Gasen über den Abluftkamin, um den Druck im Sicherheitsbehälter zu entlasten.
    Zitat II: „Eine derartige Kette von Beschädigungen ist extrem unwahrscheinlich und hätte ähnliche Folgen wie die Fukushima-Havarie: Keine Strahlenopfer, weder bei den Rettungsarbeitern, noch in der weiterhin bewohnbaren Umgebung.“
    Auch hier wieder das Gerede á la „ist zwar extrem selten und unwahrscheinlich, aber wenn´s passiert, dann würde genau das und das passieren.“
    Bei allem Respekt, aber so geht es einfach nicht. Ganz davon zu schweigen, dass der Beweis, ob in Fukushima wirklich keine Strahlenopfer zu beklagen sein werden, noch aussteht. Dieser Umstand wird hier jedoch einfach unter den Teppich gekehrt und etwas als Tatsache präsentiert, was keine ist.

    Zitat III: „Im Gegensatz dazu sind Kernreaktoren aber bestens geschützt und stehen nicht mitten in der Stadt. Trotzdem verlangt keiner, Hochhäuser, Stadien und Chemiefabriken mit Betonpanzern auszustatten.“
    Wenn Tote zu beklagen sind, ist es immer unerträglich. Aber wenn ein Hochhaus oder ein Stadion zerbombt wird, sind die Opferzahlen zumindest klar begrenzt auf den Ort des Geschehens. Nicht so bei einer Havarie in einem Kernkraftwerk: Im Falle eines wirklichen Worst-Case-Szenarios – und darum dreht sich doch die gesamte Debatte bezüglich Flugzeugabstürze, Terrorangriffe, etc. – wären die maximalen Folgen eines Reaktorunfalls um Größenordnungen höher. Es ist daher mehr als angebracht, wenn zumindest bei den aktuell noch laufenden deutschen Reaktoren dies mitberücksichtigt wird. Daher ist es, mit Verlaub, extrem unsinnig, Kernkraftwerke mit Hochhäusern und Stadien zu vergleichen. (Ich dachte, die Kernkraftgegner wären für unsinnige Vergleiche zuständig. Aber gut.)
    Zu den Havarien der chemischen Industrie: Ja, es gibt z.B. Seveso. Und solche Ereignisse möchte gewiss niemand schön reden. Doch auch die Auswirkungen solcher Zwischenfälle bleiben meist auf den Ort oder die nähere Region begrenzt. Kernkraftwerke sind jedoch in der Lage, wie keine andere industrielle Einrichtung, über Ländergrenzen und über viele tausend Kilometer hinweg Kontamination zu verursachen. Und genau das ist der Grund, warum die Kerntechnik trotz aller Vergleiche letztlich eine Sonderrolle in der Risikowahrnehmung einnehmen muss.

  3. quer sagt:

    So gesehen, müßte der sicherste Ort in einem Krieg die eigene Wohnung sein.

  4. Hausmann sagt:

    Das dürfte hier eh klar sein; doch wie „sage ich es meinem Kinde“ ??

  5. OPS sagt:

    Kernreaktoren sind wahrscheinlich die einzigen gebunkerten Zivilgebäude der Welt.
    Wir müssten dankbar sein für Terroristen die ihren einzigen Schuss, ihre einzige Möglichkeit, mit so etwas dummem vergeuden wie dem Angriff auf ein kleines, gebunkertes, mit bekannten und unbekannten Abwehrmaßnahmen gesichertes Gebäude.
    So dumm sind Terroristen aber nicht.
    Sie wägen genau ab mit welchem Angriff sie den höchsten Schaden erzeugen. Ziel ist der Angriff auf „weiche“ zivile Ziele.
    Etwas „härteres“ als einen Atomreaktor findet man nicht im Zivilbereich. Selbst viele militärische Ziele sind „weicher“ als ein Kernkraftwerk.

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