Behauptung: Schon ein paar Pflanzenreste können einen Reaktorkern zum Schmelzen bringen.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Eine „teilweise Verstopfung“ des Kühlsystems zwang das elsässische AKW Fessenheim Ende 2009 zu einer Notabschaltung: Eine größere Menge Pflanzenreste aus dem Rhein war tief in das Rohrsystem des Kühlkreislaufs gelangt. Die Atomaufsichtsbehörde berief ihren Notfallstab ein. Kurz zuvor hatte Treibgut aus der Rhône bereits das Kühlsystem des AKW Cruas lahmgelegt.
Hartnäckiger noch ist Corbicula fluminae. Eingeschleppt aus Fernost vermehrt sich die Körbchenmuschel inzwischen auch in mitteleuropäischen Flüssen rasant. Ihre Mini-Larven gelangen durch jeden Filter. Schweizer AKW-Betreiber greifen noch zum Hochdruckreiniger. In den USA musste 1980 wegen der Schalentiere bereits ein AKW den Betrieb einstellen.
Richtig ist …
Natürlich haben die hier beschriebenen Vorfälle nicht zur Schmelze des Reaktorkerns geführt. Dass Pflanzenreste und Treibgut nach schweren Gewittern vom Fluss in einen äußeren Kühlkreislauf (nicht in den Reaktorkern) gelangen, kann passieren. Im Fall des Kernkraftwerks Cruas, wo dies tatsächlich zu einem Ausfall führte, wurde der Reaktor heruntergefahren, die Nachkühlung von den dafür vorgesehenen Ersatzkühlsystemen bewerkstelligt und die Siebe gereinigt. Nach wenigen Stunden war der Reaktor wieder betriebsbereit. Von einer „Schmelze” kann hier keine Rede sein.
Die Pflanzenreste im Kernkraftwerk Fessenheim wurden von den internationalen Aufsichtsbehörden noch nicht einmal als Störfall eingestuft. Dass man vorsorglich einen Krisenstab einberuft, zeigt nur, dass Betreiber und Behörden ihre Aufgaben sehr ernst nehmen.
Immer wieder wird professionelle Ingenieurskunst mit Jahrzehnten kerntechnischer Erfahrung von der Antiatombewegung als „Glück und Zufall” dargestellt, als würde ein Kernreaktor an einem seidenen Faden hängen und nur auf seine „Explosion” oder zumindest Schmelze warten. Zum Schluss geht es dann immer „gerade noch einmal gut”. So eine Lotterie wünschen sich viele Spieler.
Unsere Quellen
- EDF, Jahresbericht 2009. Der Vorfall im KKW Cruas ist auf Seite 356 beschrieben.
- Véronique Bertrand, IRSN, France, „French PWR’s ultimate heat sinks threatened by their environment“. Bei Ausfall der Flusskühlung greifen verschiedene Sicherheitsbarrieren. Dies zeigt, dass „ein paar Pflanzenreste“ den Reaktorkern nicht zum Schmlzen bringen.
Lieber Verein „Kritikalität“ – hier ist Euch der Gaul durchgegangen. In den EWS-Behauptungen ist die vielgedrohte ausnahmsweise mal nicht angedroht…
Ansonsten sind Eure Aussagen korrekt, sie können aus dem konventionellen Kraftwerksbereich bestätigt werden.
Und wenn ich mir erst die „Störfälle“ bei Biomassekraftwerken und Biogasanlagen ansehe…
Nach über 100 „Gründen” haben wir wohl routinemäßig auf etwas geantwortet, was dort nicht steht.
Aber Halt! Man beachte den Untertitel, die Behauptung (der rote Text unter dem Titel). Darauf müssen wir uns wohl bezogen haben.