Behauptung: ›Schnelle Brüter‹ potenzieren die Gefahren der Weiterverbreitung von Atomwaffen.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Die Atomkraftwerke vom Typ ›Schneller Brüter‹ sind um einiges gefährlicher als herkömmliche Reaktoren und haben ein größeres Unfallrisiko. Abgesehen davon nutzen sie nicht Uran, sondern Plutonium als Brennstoff. Bei großtechnischem Einsatz von ›Schnellen Brütern‹ würden daher riesige Mengen Plutonium als Wirtschaftsgut kursieren. Es wäre ein Leichtes, davon ein paar Kilo zum Bau einer Bombe abzuzweigen oder zu entwenden.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.duh.de/uploads/media/Mythos_Atomkraft_01.pdf
Studie „Mythos Atomkraft“ der Heinrich-Böll-Stiftung
„Quellen” der EWS
Richtig ist …
Bei dem „größeren Unfallrisiko” handelt es sich ausschließlich um ein chemisches Risiko, bedingt durch das leicht enflammbare Kühlmittel Natrium, welches aber nicht in allen zukünftigen Reaktoren eingesetzt werden muss. Diese Brandgefahr wird durch einen höheren technischen Aufwand kompensiert, so dass auch diese Reaktoren das gleiche Sicherheitsniveau, aber einen höheren Preis verglichen mit konventionellen Kernreaktoren haben. Dafür nutzen sie den Kernbrennstoff erheblich effektiver.
›Schnelle Brüter‹ können Plutonium erzeugen, wenn dies zum Aufbau weiterer ›Schneller Brüter‹ erwünscht ist, sie müssen es aber nicht. Sie lassen sich jedoch so bauen, dass dieses erbrütete Plutonium im Normalbetrieb aufgrund der Isotopenzusammensetzung mitnichten waffenfähig ist. Den Betrieb des Brüters auf waffenfähiges Plutonium umzustellen wäre erheblich aufwändiger, als waffenfähiges Uran durch Anreicherung herzustellen und fiele überdies der Atomaufsicht sehr schnell auf. Es ist ein weitverbreiteter Mythos, dass die nukleare Waffentechnologie auf Kernreaktoren angewiesen ist.
Unsere Quellen
- E.N. Avrorin and A.N. Chebeskov, „Fast Reactors and Nuclear Nonproliferation“ FR13 conference, Paris, IAEA, March 2013. Auf Seite 7 sieht man in der Tabelle verschiedene Isotopenzusammensetzungen (Plutonium) vor und nach der Nutzung in einem natriumgekühlten Reaktor (BN-800). Waffenfähiges Plutonium (Zeile 1) wird nur langsam waffenunfähig, aber alle anderen Zusammensetzungen (Reaktor-Plutonium) verbleiben im wesentlichen so, wie sie sind – waffenunfähig. Die Verwendung von Uran und Anreicherungstechniken (keine Reaktoren) ist deutlich einfacher.
- Benjamin Volmert, „Plutoniumfingerabdrücke und Brennstoffzyklusstudien für thermische Reaktorkonzepte“, Dissertation, RWTH Aachen, 2003. Bereits nach einigen Monaten Brenndauer im Reaktor ist das Plutonium wegen hohem Anteils anderer Isotope nicht mehr waffenfähig.