Behauptung: An den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien lagern noch immense Atommüllmengen aus Deutschland.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Mehrere Tausend Tonnen abgebrannte Brennelemente haben die Atomkraftwerksbetreiber in den vergangenen Jahrzehnten zu den Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield transportiert. Nur ein kleiner Teil dieses Mülls kam bisher per Castor-Transport nach Deutschland zurück. Der große Rest liegt noch immer im Ausland auf Halde.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/14/012/1401297.pdf
Bundestagsanfrage zum Verbleib des an die Wiederaufarbeitungsanlagen gelieferten Atommülls - http://www.boell.de/downloads/oekologie/Mythos_Weg_Inh_Buch_bearbeitet…
(Kapitel III.3) – Studie „Mythos Atomkraft“ der Heinrich-Böll-Stiftung - http://www.youtube.com/watch?v=wY-ieuIvnnk&feature=related
ARTE-Dokumentation „Albtraum Atommüll“
Richtig ist …
Bei dem „großen Rest” handelt es sich im wesentlichen um Uran, wie man der 1. Literaturquelle des Grundes #52 entnimmt, das in seiner Zusamensetzung dem Natururan ähnlich ist. Letzteres würde man wohl kaum als „Müll” bezeichnen, hat man es doch mit großem Aufwand aus dem Boden geholt. Das ist genau das Gegenteil von Müll, nämlich Rohstoff.
Die Nutzungsrechte für dieses Uran liegen ursprünglich bei den deutschen Energieversorgungsunternehmen, die diese im Zuge des deutschen „Atomausstiegs” vermutlich entgeltlich an Dritte abgetreten haben. Dass man es nicht exakt wie Natururan verwenden kann (d.h. anreichern und zu Brennelementen verarbeiten) liegt an der leichten Isotopenverunreinigung – die Bearbeitung wäre aufwändiger als die von Natururan. Da aber auch dessen Förderung mit der Zeit aufwändiger wird, lohnt es sich früher oder später. Auch neue Techniken wie die Laser-Anreicherung können dieses Uran sehr schnell attraktiv machen. Derweil liegt es eben „auf Halde”.
Als Brennstoff für Reaktoren vom Typ „Schneller Brüter” wäre es unmittelbar geeignet, aber der war ja von der Antiatombewegung nicht erwünscht.
Unsere Quellen
- Wikipedia-Artikel Plutonium. Reaktor-Plutonium aus Brennelementen mit hohem Abbrand besitzt einen hohen Anteil von schlecht spaltbaren und störenden Plutonium-Isotopen, durch die es nicht waffenfähig ist. Deren Abtrennungsaufwand ist so absurd hoch, dass die Anreicherung von Natururan viel einfacher ist.
- Wikipedia – MOX-Brennelemente. Diese werden aus abgebrannten Brennelementen hergestellt, wobei nun vermehrt Plutonium als Brennstoff genutzt wird.
- Isotopenkonzentrationsmessungen des ORNL verschieden stark abgebrannter Brennelemente, auch Plutonium, 2010
- Benjamin Volmert, „Plutoniumfingerabdrücke und Brennstoffzyklusstudien für thermische Reaktorkonzepte“, Dissertation, RWTH Aachen, 2003. Bereits nach einigen Monaten Brenndauer im Reaktor ist das Plutonium wegen hohem Anteils anderer Isotope nicht mehr waffenfähig.
- Isotopenkonzentrationsmessungen des ORNL verschieden stark abgebrannter Brennelemente, auch Plutonium, 2010