Behauptung: Die sogenannte Wiederaufarbeitung von Brennelementen macht aus Atommüll noch mehr Atommüll.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Wiederaufarbeitungsanlage – das klingt ein bisschen nach Recyclingstation. Tatsächlich wird nur etwa ein Prozent des wiederaufgearbeiteten Atommülls in neue Brennelemente eingebaut: das Plutonium. Unter dem Strich gibt es nach der Wiederaufarbeitung mehr Atommüll als zuvor. In Frankreich heißen Wiederaufarbeitungsanlagen daher schlicht ›usine plutonium‹, Plutoniumfabrik.
Wiederaufarbeitungsanlagen sind auch die größten radioaktiven Dreckschleudern der Welt. Die sogenannten MOX-Brennelemente (mit Plutonium aus der Wiederaufarbeitung) sind bei Herstellung, Transport und Einsatz im Atomkraftwerk noch deutlich gefährlicher als frische Brennelemente nur aus Uran. Daneben liefert die ›Plutoniumfabrik‹ auch den Rohstoff für Atombomben.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/atommuell_wiederaufarbeitung…
Greenpeace-Dossier mit allen wichtigen Fakten zur Wiederaufarbeitung - http://www.boell.de/downloads/oekologie/Mythos_Weg_Inh_Buch_bearbeitet…
(Kapitel III.3) – Studie „Mythos Atomkraft“ der Heinrich-Böll-Stiftung - http://www.youtube.com/watch?v=wY-ieuIvnnk&feature=related
ARTE-Dokumentation „Albtraum Atommüll“
„Quellen” der EWS
Richtig ist …
Ein Prozent des „Atommülls” – das soll nach wenig klingen. Bedenkt man aber, dass dieses eine Prozent Plutonium 99,99% der Langzeit-Radiotoxizität ausmacht, also praktisch das gesamte Endlagerproblem dominiert, ist das sehr viel. Dieses Plutonium kann nun, eingebaut in MOX-Brennelemente, wie das angereicherte Uran gespalten werden. Man halbiert also die Endlagermenge bei gleichzeitiger Verdoppelung des Energiegewinns. Ein besseres Beispiel für „Recycling” kann man sich kaum vorstellen.
Eine Verdünnung des Abfalls als „Vergrößerung” zu bezeichnen ist mehr als irreführend. Die geringen Mengen an Emissionen von Wiederaufarbeitungsanlagen sind unterhalb der strengen Freigrenzen und stellen somit überhaupt keinen Abfall mehr dar. Sollte jemand bei den Emissionen, wie suggeriert, Rechtsverletzungen festgestellt haben, steht in traditionellen Rechtsstaaten wie Frankreich und Großbritannien der Rechtsweg offen. Dieser wurde bisher offenbar nicht beschritten.
Prinzipiell kann auch waffenfähiges Plutonium in einer Wiederaufarbeitungsanlage abgetrennt werden, nur trifft dies auf die normalen Brennelemente, die jahrelang in Leichtwasserreaktoren waren, definitiv nicht zu. Auch besteht daran überhaupt kein Interesse mehr, denn mit Anreicherungsanlagen für Uran kann das gleiche militärische Ziel viel effektiver erreicht werden – völlig unabhängig von Kernkraftwerken und Wiederaufarbeitung.
Unsere Quellen
- Wikipedia – Erläuterung des Begriffes Abbrand bei Brennelementen und dessen Auswirkung auf deren Zusammensetzung
- A. R. Junghans: Vortrag zur Transmutation radioaktiven Abfalls am HZDR 2010. Die Radiotoxizität gebrauchter Brennelemente ist auf S. 11/12 zu finden. Sie sinkt nach wenigen hunderttausend Jahren, bei völliger Ausnutzung des Kernbrennstoffs (Brüter, Schnellspalter) beträgt diese Abklingzeit nur wenige 100 Jahre.
- Wikipedia – Wiederaufarbeitung
- Internetseite über den LFTR, einen Thorium-Flüssigsalzreaktor. Er verfügt über eine interne Aufbereitung, die sämtlichen Brennstoff sofort wieder in den Reaktor zurückführt.
- Wikipedia-Artikel Plutonium. Reaktor-Plutonium aus Brennelementen mit hohem Abbrand besitzt einen hohen Anteil von schlecht spaltbaren und störenden Plutonium-Isotopen, durch die es nicht waffenfähig ist. Deren Abtrennungsaufwand ist so absurd hoch, dass die Anreicherung von Natururan viel einfacher ist.
- Artikel aus dem PSI-„Energie-Spiegel“ über die Wiederaufbereitung. Nach der drastischen Verbesserung der Rückhalteanlagen sind die Belastungen der Emissionen nur ein kleiner Bruchteil der natürlichen Strahlenbelastung.
- Benjamin Volmert, „Plutoniumfingerabdrücke und Brennstoffzyklusstudien für thermische Reaktorkonzepte“, Dissertation, RWTH Aachen, 2003. Bereits nach einigen Monaten Brenndauer im Reaktor ist das Plutonium wegen hohem Anteils anderer Isotope nicht mehr waffenfähig.
- Isotopenkonzentrationsmessungen des ORNL verschieden stark abgebrannter Brennelemente, auch Plutonium, 2010
Auf diesen Mist der EWS muß man wirklich herzhaft lachen. Wer sich so vehement gegen Bildung stellt und sich so einen Mist zusammenphantasiert, anstelle mal zu fragen, dem kann man auch nicht mehr helfen.
Schön ist dann immer auch die Wortwahl, „Abfall“, „Atommüll“ und anderes. Da lebt richtig der Recyclinggedanke von Grünen, oder? Worin die einen hochattraktive Rohstoffe sehen, sehen andere nur Müll! Über wen sagt das mehr aus?