Behauptung: Ein Super-GAU in einem hiesigen Atomkraftwerk hätte noch schlimmere Folgen als Tschernobyl.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Die Atomkraftwerke in Deutschland haben kein Grafit im Reaktorkern, das Feuer fangen könnte wie in Tschernobyl. Daher würde die radioaktive Wolke nach einer Explosion nicht in so hohe Luftschichten getragen. Dafür stiege die radioaktive Belastung im Umkreis von einigen Hundert Kilometern massiv an. Deutschland ist siebenmal dichter besiedelt als die Region um Tschernobyl, das Rhein-Main-Gebiet etwa 30-mal so dicht. Es würden also deutlich mehr Menschen mit noch höheren Strahlendosen belastet.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.atomhaftpflicht.de/hintergruende.php3
Hintergrund-Information der Ärzte gegen Atomkrieg (IPPNW) und anderen zu den Folgen eines Super-GAUs in Deutschland - http://www.ausgestrahlt.de/hintergrundinfos/sicherheit.html
.ausgestrahlt-Hintergrundinformationen zur Sicherheit von Atomkraftwerken - http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html
Prognos-Gutachten „Identifizierung und Internalisierung externer Kosten der Energieversorgung“, Band 2, Ewers/Rennings, „Abschätzung der monetären Schäden durch einen sogenannten Super-GAU (April 1992)
„Quellen” der EWS
- http://www.grs.de/content/deutsche-risikostudie-kernkraftwerke-phase-b
Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke Phase B. – GRS-A-1600, Köln, Juni 1989 - http://www.contratom.de/news/newsanzeige.php?newsid=13898
- http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html
Richtig ist …
Der Vergleich ist etwa so, als würde man bei einem Gaskocher lobend hervorheben, dass sich die Gasflasche im Falle eines Brandes günstig fortkatapultieren kann, was man von Elektrokochern nicht sagen kann.
Wassermoderierte Reaktoren können tatsächlich nicht brennen, auch können sie nicht nuklear „durchgehen“, was sich beides günstig auf den Unfallablauf auswirkt. Das Schreckensszenario einer „radioaktiven Wolke“, wie oben beschrieben, kann es daher auch nicht geben. Die rein hypothetischen Schadensszenarien wassermoderierter Reaktoren beziehen sich auf mögliche intern oder extern verursachte Leckagen, die austretenden Mengen an Radioaktivität sind entsprechend winzig.
Daraus folgt ebenso, dass Tschernobyl nicht auf Deutschland übertragen werden kann, denn in Deutschland steht kein Reaktor vom Typ Tschernobyl.
Für mich passt diese Aussage nicht mit Fukushima zusammen.
Doch, sie passt sehr gut.
In einem Reaktor wie Fukushima oder auch hierzulande können nach einer Kernschmelze höchstens über den Sublimationsdruck einige Spaltprodukte verdampfen (Jod und Cäsium sind die üblichen Angstmacher). Diese sammeln sich dann in der Reaktorluft an. Gleichzeitig spaltet sich Wasser aufgrund hoher Hitze in Knallgas auf. Das ist dann in Fukushima explodiert und hat die im Reaktorgebäude enthaltene, kontaminierte Luft mitsamt dem Dach der äußeren Hülle in die Luft gejagt. Wasserstoff-Rekombinatoren, wie sie in deutschen Reaktoren eingebaut sind, hätten diese Explosionen verhindert.
Und überleg mal: 3 x Kernschmelze am selben Ort, und nebenan ist fast nichts passiert.
Wenn dein Englisch gut genug ist, kannst Due dir Thorium Remix auf Youtube ansehen. Die hacken gern auf Wassermoderierten Reaktoren herum, und erklären daher ganz gut, was da genau schiefgegangen ist, und bei solchen Reaktoren schiefgehen kann.
Ob ein Unfall vom Ausmaß Tschernobyls in Deutschland negativere Auswirkungen hätte? Diese Frage ist allein wegen der deutlich größeren Bevölkerungsdichte eindeutig zu bejahen. Diese Annahme bestärken würde auch die Tatsache, dass in der Sowjetunion aufgrund des dortigen Systems Soldaten und Feuerwehrleute befehligt werden konnten, ihr Leben zu riskieren und somit eine relative effektiv Krisenbewältigung möglich war. Das wäre in Deutschland in einem solchen Ausmaß nicht denkbar.
Dennoch muss klar gesagt werden, dass das Unfallsezanario von Tschernobyl in Deutschland nicht denkbar ist, da es hierzulande diesen Reaktortyp nicht gibt und außerdem die Sicherheitsphilosophie eine ganz andere ist.