Behauptung: Mehrere Betreiber von Atomkraftwerken haben jahrelang systematisch die Betriebsvorschriften missachtet.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
17 Jahre lang startete das Atomkraftwerk Philippsburg ohne ausreichende Bor-Konzentration in den Notflutbehältern. Deren Inhalt soll bei einem Störfall den Reaktorkern fluten. Fehlt das Bor im Notflutwasser, hat das Fluten des Kerns einen Effekt wie Benzin ins Feuer gießen.
Die Betreiber störte das nicht. Sie setzten sich vielmehr mit voller Absicht über die Vorschriften im Betriebshandbuch hinweg. Ermittlungen ergaben, dass auch in anderen Atomkraftwerken jahrelang das Notkühlsystem wegen zu wenig Bor nicht voll funktionsfähig war.
„Weiterführende Informationen” der EWS
- http://www.bbu-online.de/stellungnahme/bbustellungnahmen/05.11.htm
Stellungsnahme des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) zur geplanten Änderung des Atomgesetzes 2001, mit Beschreibung der Sicherheitsdefizite im Atomkraftwerk Philippsburg (Punkt 6) - http://www.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/15871/Abschlussbericht…pdf
Abschlussbericht für den Landtag von Baden-Württemberg über den Borsäuremangel im Atomkraftwerk Philippsburg
Richtig ist …
Die Bor-Konzentration war zu jedem Zeitpunkt ausreichend, sie war nur 20% niedriger als vorgeschrieben. Dies geschah auch nicht 17 Jahre lang, sondern einmalig durch eine fehlerhafte Anzeige. Außerdem stand ein weiterer Notflutbehälter mit vorschriftsmäßiger Borkonzentration zur Verfügung.
Kippte man bei gleichzeitigem Versagen aller sonstigen Sicherheitsbarrieren (Regelstäbe, Kühlkreisläufe, usw.) tatsächlich unterboriertes Wasser in den „trockenen” Reaktor, wäre die Folge schlimmstenfalls eine kurzzeitige Leistungsabgabe. Auch im Reaktor selbst kann die Borkonzentration aber noch geregelt werden. Sollte dies auch nicht funktionieren, verdampfte das Wasser, und die Situation wäre wieder wie vorher. „Benzin ins Feuer gießen” ist hier also ein klein wenig übertrieben.
Laut meinen Informationen muss der Reaktor sogar unabhängig vom Bor mittels der Regelstäbe allein unterkritisch gehalten werden können – was beim Beginn eines Zyklus am kritischsten ist. Borsäure ist also nur regelnd und unterstützend (der Abbrand wird also weitgehend über das Boriersystem kompensiert, weil teilweises Einfahren der Brennstäbe zu einem inhomogenen Abbrand in den Brennstäben führen würde). Ich erinnere mich nicht mehr genau warum das so ist, aber es gibt eine theoretische Obergrenze für die Borkonzentration in Moderatorwasser in einem Reaktor. Vielleicht finde ich das wieder 😉