Behauptung: Die Chefs der Atomstrom-Konzerne halten privat viel Abstand zu ihren Atomkraftwerken.
Die EWS behaupten (Originalgrund)
Beruflich streiten die Vorstandsvorsitzenden von EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall vehement für Atomkraft. Privat halten die Konzernchefs lieber Abstand: Hans-Peter Villis, Jürgen Großmann und Tuomo Hatakka haben ihren Wohnsitz weitab von ihren Atomkraftwerken gewählt.
„Quellen” der EWS
Richtig ist …
Hier handelt es sich offenkundig um Scheinkausalität, denn der suggerierte Zusammenhang ist in keiner Weise belegt. Idealerweise wählt man seinen Wohnort in der Nähe seines Arbeitsplatzes – bei den „Chefs” wären das also die Konzernzentralen in den Großstädten, nicht jedoch bei den Kraftwerken. Der Flächenbedarf eines Kernkraftwerks ist 1.000 mal kleiner als der eines Solar- oder Windparks gleicher Leistung – Fläche, die der Natur genommen und unnutzbar wird. Man muss sich also schon sehr anstrengen, neben einem Kernkraftwerk zu wohnen, während das bei Wind und Sonne kein Problem ist.
Schade, denn Kernkraftwerke können durch die gewonnene Fläche eine Menge bieten. Die französische Nuklearanlage Tricastin beispielsweise, wo ein Kernkraftwerk unter anderem Gewächshäuser auf 42 Hektar Fläche in dem kleinen Ort Pierrelatte versorgt. Der tropische Freizeitpark mit Krokodilen ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Stünde dies in Deutschland, würden die deutschen Vorstandsvorsitzenden der Energiekonzerne dort sicher gerne wohnen.
Die US-Amerikaner scheinen von Kernkraftwerken übrigens geradezu angezogen zu werden. Die Bevölkerung hat zwischen 2000 und 2010 um weniger als 10% zugenommen, in unmittelbarer Umgebung von KKWs hingegen um 17% . Die Grundstückspreise sind dort teilweise stark gestiegen.
Unsere Quellen
- Prof. A. Voß, „Anmerkungen zur Energieversorgung nach Fukushima“, Vortrag, Universität Stuttgart, Juni 2011
- Die Zeit, Krokodilhaus bei Pierrelatte/Tricastin, 2001
- Fernwärme in der Schweiz; Paul-Scherrer-Institut
- KKW Gundremmingen: Fernwärmeauskoppelung, 2012
- Greifswald: Historie zur Fernwärme
- KKW Stade: Wärmeauskopplung für Saline
- nucleopedia.org, „Nukleare Fernwärme“
- Nuclear heat supply systems in CMEA countries IAEA, Bulletin Vol. 26, Nr. 4
- Zensusdatenauswertung von MSNBC, 2010, ob US-Bürger in der Nähe von Kernkraftwerken leben möchten; in den letzten 10 Jahren gab es einen Bevölkerungsanstieg von etwa 17% in der Nähe von Kernkraftwerken.
man sollt evielleicht besser betonen, daß das Personal sehr wohl in der Umgebung des Kraftwerks wohnt.
mfg
Danke für die Anregung, wir werden das bei der nächsten Aktualisierung berücksichtigen. Allerdings wird das Personal ja sowieso als Strahlenfutter angesehen, das für Geld sein Leben riskiert.