#88: Tarnprogramm

Behauptung: Zivile und militärische Nutzung von Atomenergie lassen sich nicht trennen.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

Eine Urananreicherungsanlage kann auch hochangereichertes Uran für Bomben herstellen. Ein Reaktor kann auch besonders viel Plutonium erbrüten. In einer ›heißen Zelle‹ können auch Bomben hergestellt werden. Eine Wiederaufarbeitungsanlage extrahiert aus dem Abfall von Atomkraftwerken den Bombenstoff Plutonium.

Viele Staaten haben unter dem Deckmantel der zivilen Atomkraft Atomwaffen entwickelt – einige sehr erfolgreich. Je mehr Atomkraftwerke es gibt, desto größer ist die Gefahr des militärischen oder terroristischen Missbrauchs.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Eine Metallfabrik kann auch Munition herstellen. Eine Chemiefabrik kann auch Giftstoffe produzieren. In einer Pharmafabrik können auch biologische Kampfstoffe hergestellt werden. In einer Chipfabrik können Lenksysteme für Raketen entwickelt werden.

Praktisch jeder Industriezweig kann auch militärisch genutzt werden. Schaut man aber genauer hin, ist dies gerade bei Einrichtungen zur zivilen Nutzung der Kernenergie besonders schwierig. Schon das in Leichtwasserreaktoren zwangsläufig miterzeugte Plutonium ist derartig isotopenverunreinigt, dass es für nukleare Waffen praktisch nicht mehr tauglich ist. Somit sind so gut wie alle heutigen zivilen Kernreaktoren für die militärische Nutzung uninteressant. Dies gilt dann zwangsläufig auch für die Wiederaufarbeitungsanlagen mitsamt ihren „heißen Zellen”.

Bleiben von dem Mythos „zivil = militärisch” also bestenfalls die Anreicherungsanlagen. Dass diese heute so effektiv arbeiten ist vor allem Fortschritten in der Materialforschung zu verdanken. Die nächste Generation arbeitet mit Lasern (SILEX) – dank Fortschritten in der Lasertechnik, angetrieben z.B. durch die Unterhaltungselektronik (CD, DVD, Blue-ray). Heutige Nuklearforschung ist für die Militärtechnik hingegen bedeutungslos. Im Übrigen gehört zu einer Bombe noch wesentlich mehr, als nur der Sprengstoff.

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2 Antworten zu #88: Tarnprogramm

  1. quer sagt:

    Es ist eine Lüge, daß die Herstellung von Messern ausschließlich dem Gebrauch in der Küche dient. Diesen Satz kann man für fast alle Gebrauchsgegenstände anwenden. Auch für das Kochen vermittels Feuer. Es erweist sich immer wieder, daß die Intelligenz des Menschen der größte Störfaktor überhaupt ist. Der Mensch im Status eines Affen machte die Welt unendlich friedfertiger. Stimmt’s?

  2. Tritium sagt:

    Man könnte allerdings einwenden, dass KKWs Material für ’schmutzige‘ Bomben liefern.
    Es ist allerdings sehr viel einfaher, die militärisch weitaus effizienteren Nervengas-Kampfstoffe zu produzieren und einzusetzen.

    Tatsächlich sind selbst Atombomben in den Händen von Terror-Regimes nicht allzu gefährlich:
    Nordkorea hat es zwar geschafft, ein paar minderwettige A-Bomben zu produzieren, aber die Trägersysteme erwiesen sich als schwierigeres Problem, die Raketen sind Pfuschwerk, das höchstens mal zufällig halbwegs funktioniert.
    ABER Norkorea hat schon seit jahrzehnten riesige Vorräte an C-Waffen, die mit simpler Artillerie, auf Seoul oder andere Ziele abgefeuert, die Wirkung der Atombomben bei weitem übertreffen würde.
    Zudem gilt für massenvernihtingswaffen und vor allem für nuklearwaffen: Wer sie einsetzt, stirbt als Zweiter! Es ist ein Grundpfeiler der NATO- und US-Militärdoktrin, dass jeder Angriff mit ABC-Waffen umgehend und unausweichlich mit einem massiven nuklearen Vergeltungsangriff beantwortet wird*
    Und deshalb wird sie niemand einsetzen. Es sind Propagandawaffen, mehr nicht.

    *Im Kuweit/Irak-Krieg wurden, um das zu unterstreichen, auf Frontflugplätzen Bomber des SAC (Strategic Air Command) stationiert und ‚zufällig‘ von CNN Bilder veröffentlich, die deutlich die taktischen Zeichen dieses Kommandos an den Maschinen zeigten. Flugzeuge, die dem SAC unterstehen, hatten aber nur eine einzige Einsatzrolle: Den Angriff mit Nuklearwaffen.
    Und Kürzlich erhielt Kim Jong Il die selbe Botschaft, als strategische Bomber als Antwort auf seine nuklearen Drohungen von ihren Heimatbasen in den USA bis an die nordkoreanische Grenze flogen. Dass dabei ausgerechnet eine B 2 ‚Spirit‘ (‚Tarnkappenbomber‘) ‚öffentlich‘ bei Tageslicht flog und sich fotografieren liess, zeigt, was diese ‚Übung‘ wirklich war:
    Der Wink mit dem Zaunpfahl…

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