#44: Technisch ungelöst

Behauptung: Die Endlagerung ist noch nicht einmal technisch gelöst.

Die EWS behaupten (Originalgrund)

70 Jahre nach Entdeckung der Kernspaltung ist noch nicht einmal klar, wie man den hochradioaktiven Abfall lagern müsste, damit er nicht zur Gefahr für Mensch und Umwelt wird – geschweige denn, wo.

Anders als die Atomlobby glauben machen will, sind viele Sicherheitsfragen in puncto Endlager weiterhin völlig ungeklärt. So nahmen die USA wegen schwerwiegender Gefahren für Mensch und Umwelt unlängst Abstand von ihrem Endlager-Projekt in den Yucca Mountains. Das schwedische Konzept der Endlagerung in Granit-Urgestein steht ebenfalls vor dem Aus (siehe auch # 61). Und was den Salzstock in Gorleben angeht: Der ist in weiten Teilen von Grundwasser überströmt. Nach den Erfahrungen mit den Wassereinbrüchen in der Atommüllkippe Asse II sollten sich weitere Diskussionen über die ›Eignung‹ Gorlebens als Endlager eigentlich erübrigt haben.

„Weiterführende Informationen” der EWS

Richtig ist …

Wer behauptet, die Lagerung hochradioaktiven Abfalls sei ungelöst, stellt die Ergebnisse von Jahrzehnten radiochemischer und geologischer Forschung mit hunderten von begutachteten Publikationen in Frage. Bereits auf der Genfer UN-Konferenz zur friedlichen Nutzung der Kernenergie im Jahre 1955 wurden Salzformationen als Endlagerstätten, die Millionen Jahre sicher sind, vorgeschlagen – dies wurde durch unzählige Gutachten immer wieder bestätigt.

Von der Antiatombewegung wird das Eindringen kleiner Wassermengen in einen Salzstock wie in Asse immer wieder als grundlegendes Sicherheitsproblem dargestellt. Dabei wurde dies von Anfang an in sämtlichen Gutachten berücksichtigt und als irrelevant eingestuft. Daran ändert auch das Überströmen durch Grundwasser nichts.

Dass über Jahrzehnte aufgrund von Erkenntnisgewinn oder veränderten ökonomischen Umständen eine Endlageroption zugunsten einer anderen aufgegeben wird, hat mit der geologischen Eignung nicht das geringste zu tun. Die Beendigung des Endlager-Projekt in den Yucca Mountains beispielsweise hatte keine sicherheitstechnischen, sondern infrastrukturelle und konzeptionelle Gründe, wie das amerikanische Energieministerium ausdrücklich betont. Hier ist in den letzten Jahren vor allem die Weiterverwendung der „Abfälle” in Brutreaktoren vorgesehen, wie sie in Deutschland von der Antiatombewegung boykottiert wurde. Diese Technik macht eine Endlagerung ohnehin überflüssig.

Das schwedische Konzept steht mitnichten „vor dem Aus”. Vielmehr passt man sich auch hier dem internationalen Trend einer Abkehr von Endlagerkonzepten hin zur Rückholbarkeit für Brutreaktoren an. Schade, dass diese Entwicklung an Deutschland vorüber geht, war es doch einst mit dem „Schnellen Brüter” führend.

Bei ASSE II ist objektiv kein radiologisch relevantes Problem vorhanden, siehe auch die Antwort zu #46.

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3 Antworten zu #44: Technisch ungelöst

  1. Segelboot sagt:

    Tippfehler: Enlagerstätten

  2. Tritium sagt:

    Nach den Erkenntnissen, die aus der Untersuchung des Migrationsverhaltens des radioaktiven Inventars des ‚Oklo‘-Reaktors‘ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Naturreaktor_Oklo )gewonnen wurden, wäre sogar eine sehr primitive Endlagerung sicher:
    Obwohl der natürliche Reaktor periodisch von Wasser durchflossen war (Durch die Neutronenmoderation des Wassers erfolgte ja erst die ‚Zündung‘) blieb das Inventar grösstenteils am Ort bzw. wanderte nur wenige Meter – in 2 Milliarden Jahren!
    Was wirklich austrat, waren Alkali-und Erdalkali-Isotope, Edelgase, Jod – alles kurzlebige Radioisotope. Die langlebigen mittelaktiven Actiniden, die das eigentliche Problem darstellen, blieben wo sie sind, obwohl die geologischen Verhältnisse allea andere als optimal oder auch nur gut waren.
    Ein Lager, das einige tausend Jahre (und nicht hunderttausend oder gar Millionen Jahre!) einigermassen dicht hält, bis die kurzlebigen Isotope zerfallen sind, ist daher sicher, weil der Rest ganz von selbst an Ort und Stelle bleibt. Das entspräche etwa der bisherigen Lebensdauer der ägyptischen Pyramiden, ist also nach menschlichen Maßstäben durchaus überschaubar.

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